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Sonstige

Ausstellung „50 Jahre Martinshof Bremen“ wird eröffnet

06.10.2003

Am Donnerstag, 9. Oktober 2003, wird die Ausstellung „50 Jahre Martinshof in Bremen“ um 11.00 Uhr in der Unteren Halle des Bremer Rathauses eröffnet. Hierzu lädt der Martinshof, anerkannte Werkstatt für behinderte Menschen, eine Abteilung des Eigenbetriebes Werkstatt Bremen, herzlich ein. Vor zahlreichen Gästen werden Ulrich Scheibner, Geschäftsführer der Bundesarbeitsgemeinschaft der Werkstätten für behinderte Menschen und Rainer Wilmerstadt, Ministerialdirektor im Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung sowie Wilfried Hautop, Geschäftsführer der Werkstatt Bremen, Grußworte sprechen. Die Eröffnung wird musikalisch durch die Gruppe SlapScat begleitet.

Die Ausstellung ist vom 9. bis 22. Oktober 2003 in der Unteren Rathaushalle des Bremer Rathauses zu sehen und täglich von 11.00 Uhr bis 18.00 Uhr geöffnet.

Während der Ausstellung gibt es auch ein tägliches Veranstaltungsprogramm mit Filmen, Führungen und Vorträgen.

Weitere Informationen zur Ausstellung

Am 16. Oktober 1953 wurde der Bremer Martinshof gegründet. Damals waren am einzigen Standtort, dem Gebäudekomplex am Buntentorsteinweg, ein Wohnheim mit fünfzig Betten und sieben Werkstätten mit 93 Arbeitsplätzen untergebracht. Heute sind 1.570 Menschen mit geistigen, seelischen oder mehrfachen Behinderungen an 27 Standorten in Bremen beschäftigt. Unterstützt und betreut werden sie von über 300 Fachkräften.

Grund genug zurückzublicken auf die vielfältige Geschichte der nunmehr größten Werkstatt für behinderte Menschen in Deutschland. Schon 1955 wurden Holzspielzeug und kindgerechte Holzmöbel aus der Martinshofproduktion mit dem Gütesiegel „spiel gut“ ausgezeichnet. Über Jahrzehnte hat der Martinshof alle Kindertagesstätten in der Hansestadt mit „robusten und pflegeleichten“ Klappliegen beliefert Vielleicht erinnern sich einige Besucher daran, dass sie selbst auf einer solchen Liege den Mittagschlaf gehalten haben.

In einem weiteren Schwerpunkt widmet sich die Ausstellung der gegenwärtigen Situation des Martinshofes. Der „Stadt am Fluss“ nachempfunden, schlängelt sich die Weser an der Decke der Rathaushalle. Allein das ist schon einen Besuch wert. In bunten Zuflüssen erfährt man mehr über die 27 Standorte des Martinshofes in der Stadt: Was wird hier und von wem produziert? Exponate, Fotografien, aber auch Arbeitsplätze zum Zusehen und Mitmachen laden ein, die Arbeitswelt der Werkstatt kennen zu lernen: die großen und kleinen Hallen, in denen Lohnfertigungsaufträge bearbeitet werden, die spezialisierten Kleinwerkstätten, aber auch die Orte, an denen Handwerksarbeit und individuelle Eigenproduktion auf dem Programm stehen.

Ein besonderer Höhepunkt der Martinshof-Jubiläumsausstellung ist die Präsentation einer Ausstellung über die lange Geschichte des gesellschaftlichen Umgangs mit den behinderten Menschen. „Bild-STÖRUNG – Der lange Weg vom Tollhaus zur Werkstatt für Behinderte“, von der Bundesarbeitsgemeinschaft Werkstätten für behinderte Menschen e.V., lässt den Betrachter Zeuge von Ausgrenzung und Vertreibung werden und informiert über die Behandlungsmethoden der frühen Irrenhäuser und den menschenverachtenden Umgang mit behinderten Kindern, Frauen und Männern in der Zeit des Nationalsozialismus.

Doch „Bild-STÖRUNG“ dokumentiert auch die Menschlichkeit. Von den ersten Armenhäusern, Arbeitshäusern und Irrenanstalten bis zur modernen Werkstatt für behinderte Menschen verfolgt sie die Entwicklung der Betreuung behinderter Menschen und ihre Integration in die Arbeitswelt. Vor dem geschichtlichen Hintergrund kann jede Besucherin und jeder Besucher für sich selbst entdecken, warum heute die Verwirklichung von Teilhabe, die Ermöglichung von Selbstbestimmung und die Durchsetzung einer Gleichstellung für Menschen mit Behinderungen so wichtig sind.

Das Ausstellungskonzept und die ansprechende Umsetzung in der historischen Rathaushalle wurde vom Martinshof mit Unterstützung von Gerda Engelbracht und Karl Wenzel, beide erfahrene Ausstellungsexperten, realisiert. Kreativ und lebendig dargestellt ist die Ausstellung für Bremer und Buten-Bremer wirklich ein Erlebnis.