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Sonstige

Pressemitteilung mit FotoErstmals Kunstherz am Zentralkrankenhaus Links der Weser eingepflanzt

12.08.2003

Das Zentralkrankenhaus Links der Weser teilt mit:

Am 1. August 2003 wurde im Bremer Zentralkrankenhaus Links der Weser einem 53 Jahre alten Patienten eine Herzunterstützungspumpe implantiert. Zusätzlich wurde die hochgradig eingeengte Aortenklappe ersetzt. Der Patient litt seit einigen Jahren an einer Herzvergrößerung und Einengung der Aortenklappe, was zu einer ausgeprägten Einschränkung der Belastbarkeit geführt hatte. Jetzt verschlechterte sich sein Zustand drastisch durch einen Herzinfarkt, der zur Bildung eines Hühnerei großen Gerinnsels in der linken Herzkammer führte. Bei Aufnahme auf der Intensivstation war das Herz bereits derart geschwächt, dass nur noch die Implantation einer künstlichen Blutpumpe in Frage kam. In einer 31/2 stündigen Operation wurde das System eingepflanzt und zusätzlich die Aortenklappe ersetzt.

Der Patient hat sich rasch von dem Eingriff erholt und konnte schon 4 Tage nach der Operation von der Intensiv- auf die Normalstation verlegt werden. Der Patient ist mittlerweile bereits wieder soweit hergestellt, dass kleine Spaziergänge möglich sind. Bei weiterhin guter Erholung wird der Patient aus der stationären Behandlung entlassen werden und zuhause in Osterholz-Scharmbeck auf die notwendige Herztransplantation warten können.

Mechanische Kreislaufunterstützung
Eine schwere Herzleistungsminderung (z.B. durch Herzinfarkt) führt unweigerlich zum Tode, sofern sich die Situation nicht durch kardiologische oder herzchirurgische Maßnahmen bessern lässt. Falls dies nicht möglich ist – oder als zu risikoreich abgelehnt werden muss, käme theoretisch noch die Herztransplantation zur Rettung des Patienten in Frage. Leider stehen aber Spender-Herzen nicht sofort zur Verfügung Im Gegenteil werden die Wartezeiten bis zur Herztransplantation für die schwer herzkranken Transplantationskandidaten aufgrund des Mangels an Spenderorganen immer länger.

Aus diesem Dilemma heraus werden die Anstrengungen zur Entwicklung eines künstlichen Herzersatzes sehr verständlich. Ein solches "Kunstherz" kann den schicksalhaften Verlauf durchbrechen und den Patienten bis zur Transplantation am Leben erhalten und damit immerhin mehr als 60% dieser Patienten vor dem sicheren Wartelistentod retten.

Neben der Entwicklung echter Kunstherzen mit zwei getrennten Pumpkammern, den biventrikulären Assistenzherzen (BVAD abgekürzt), zum Einsatz im Körper- als auch im Lungenkreislauf, wurde in den 70iger Jahren mit dem Bau von Einkammerpumpen zum Ersatz der linken Herzkammer begonnen. Diese sogenannte linksventrikulären Assistenzherzen (LVAD abgekürzt) werden nicht an Stelle des eigenen Herzens, sondern in die Bauchwand eingepflanzt. Durch den geringeren Energie- und Steueraufwand für eine statt zwei Kammern und durch Verkleinerung der Antriebsaggregate konnten transportable Systeme entwickelt werden. Aktuell stehen tragbare Einheiten zur Verfügung, die der Patient am Körper mit sich führt.

Zwei Geräte dieses Typs, die eine Pulswelle erzeugen sind das HeartMate LVAD der Firma TCI (Thermo Cardiosystems Inc, Woburn MA, USA, linke Abbildung) und das Novacor LVAD (Baxter Healthcare, Novacor Division, Oakland CA USA, rechte Abbildung).


Abb. 1: HeartMate (TCI)


Abb. 2: Novacor (Baxter)


Beide Systeme ähneln sich vom Bauprinzip her, jedoch wird der Bluttransport über unterschiedliche Mechanismen erzielt. Bei der Novacor Blutpumpe wird ein Polyurethan-Sack von den Hebelarmen eines Elektromagneten zusammengepresst und so ein Blutstrom erreicht. Beim Heartmate System wird in einem starren Gehäuse eine Gummimembran durch eine Elektromotor gegen das Gehäuse bewegt und so ein Bluttransport erzeugt. Durch Ein- und Auslassklappen wird die Richtung des Blutstromes bestimmt. Hier kommen bei beiden Systemen biologische Klappen zum Einsatz, was sich über das günstigere Verhalten im Hinblick auf Gerinnselbildung und Durchflußeigenschaften im Vergleich zu den mechanischen Klappen erklärt.


Abb.: HeartMate- (links) mit tragbarem Steuersystem


Novacor-Patient (rechts) mit tragbarem Steuersystem


Nach Erholung von der Operation können sich die Patienten mit den Systemen praktisch frei bewegen. Einige Patienten können in die ambulante Betreuung entlassen werden und erlangen sogar ihre Arbeitsfähigkeit zurück.

Die Nachteile dieser Systeme resultieren aus dem Bauprinzip. In erster Linie sind hier die Abmessungen und das Gewicht (bei beiden Geräten fast 1000g) und das Vorhandensein von Steuerklappen und großen Ein- und Auslassprothesen anzusprechen. Auch wenn jetzt mit dem sogenannten LionHeart ein vollständig implantierbares System dieser Kategorie das Stadium der klinischen Prüfung erreicht hat, so bleibt hiermit das Hauptproblem – ein großer in den Organismus eingebrachter Fremdkörper an dem es zur Blutgerinnselbildung und Entzündungen kommen kann – ungelöst.

Non-pulsatile Systeme
Ein völlig neues Konzept stellen bei den künstlichen Unterstützungssystemen die sogenannten Axialpumpen dar. Hierbei handelt es sich um miniaturisierte „Turbinen“, bei denen nur noch der sog. Impeller mit dem Blutstrom in Kontakt kommt. Neben dem DeBakey-VAD hat in Europa die in Berlin entwickelte Incor-Pumpe der Firma BerlinHeart weite verbreitung erfahren.

Einen entscheidenden Vorteil – die geringen Abmessungen der Pumpe (93 g, 3 cm Durchmesser) -zeigt Ihnen die nächste Abbildung


Abb: oben links: HeartMate VE, oben rechts: Novacor LVAS, unten DeBakey-VAD.


Bei unserem Patienten kam die Incor-Pumpe zum Einsatz. Der Einflußstutzen wird mit der Herzspitze verbunden, die Pumpe kommt in einer Tasche in der Bauchwand zum Liegen und die Ausflußkanüle leitet das Blut in den aufsteigenden Teil der

“Kommentartext“
Brustschlagader. Die Pumpe ist über das Steuerkabel mit der externen Energieversorgung und dem Steuercomputer verbunden. Unser Patient ist der 60zigste Fall, bei dem eine solche Pumpe implantiert wurde.

ANLAGEN
Abbildungen zur Veröffentlichung des Zentralkrankenhauses Links der Weser