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Sonstige

Verbraucherzentrale zu "Wildpilze: köstlich, aber nicht unproblematisch!"

11.09.2002

Für viele Pilzliebhaber ist dies die schönste Zeit des Jahres, denn jetzt können sie endlich ihrer Sammelleidenschaft nachgehen. Dabei sollten sie mit den noch vorhandenen Beständen schonend umgehen. Das bedeutet, dass die Pilze niemals herausgerissen, sondern abgeschnitten oder vorsichtig herausgedreht werden. Selbstverständlich sollte auch das Wissen vorhanden sein, um giftige und essbare Arten unterscheiden zu können. Die Verbraucherzentrale des Landes Bremen warnt in diesem Zusammenhang Russlanddeutsche dringend davor, hier ihrem Brauch – dem Verzehr von Fliegenpilzen – nachzugehen. Neben Sehstörungen, dem Gefühl der Trunkenheit und Magen-Darmproblemen kommt es auch zu psychischen Reaktionen: Fröhlichkeit, Depressionen, Angstzustände oder sogar Wutanfälle können ebenfalls die Symptome einer Fliegenpilz-Vergiftung sein. Sie muss immer in einer Klinik therapiert werden.


Die eigentliche „Pilz-Pflanze“ wächst unterirdisch. Sie besteht aus einem feinen, aber ausgedehnten Geflecht von Fäden, dem Myzel. Was wir so gerne essen, sind die Früchte der Pilze. Sie bilden im Gegensatz zu anderen Pflanzen kein Chlorophyll, also keine grüne Pflanzenfarbe. Auch ihre Ernährung unterscheidet sich von den „Grünen“ – sie benötigen abgestorbene tierische und pflanzliche Substanzen. Diese werden durch die Pilze zersetzt und wieder in den Kreislauf von Wald und Wiese zurückgeführt. Bestimmte Pilze gehen eine sehr enge Lebensgemeinschaft mit Bäumen ein, in der sich beide gegenseitig mit lebensnotwendigen Nährstoffen versorgen.


Pilze haben die für den menschlichen Verzehr fatale Eigenschaft, Schadstoffe aus dem Boden, z. B. Schwermetalle, anzureichern. So wurden schon erhebliche Mengen an Cadmium und Quecksilber ermittelt. Cadmium kann die Leber- und Nierenfunktionen beeinträchtigen und Quecksilber schädigt das Nervensystem. Als besonders schwermetallbelastet gelten z.B. Morcheln, Röhrlinge und Riesenchampignons. Sie können eine bis zu fünfmal so hohe Konzentration aufweisen wie der Boden, auf dem sie wachsen.


Auch der Reaktorunfall von Tschernobyl hat – obwohl über 16 Jahre her – immer noch Nachwirkungen: Pilze „verwechseln“ den für sie wichtigen Mineralstoff Kalium mit dem radioaktiven Caesium 137. Da es erst nach 30 Jahren zur Hälfte zerfallen sein wird, befinden sich noch entsprechend große Mengen in den Böden. Besonders bei Maronen muss weiterhin mit einer erhöhten Strahlenbelastung gerechnet werden.


Aufgrund dieser Schadstoffbelastungen empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation (WHO), den Verzehr von Wildpilzen auf maximal 250 g in der Woche zu beschränken. Aus Vorsorgegründen rät die Verbraucherzentrale insbesondere schwangeren Frauen, auf Wildpilze ganz zu verzichten.

Und noch eine Vorsichtsmaßnahme sollten die VerbraucherInnen dringend beachten: im Freien wachsende Pilze können auch in Norddeutschland mit den winzigen Eiern des Fuchsbandwurmes behaftet sein. Daher Wildpilze niemals roh essen! Eine Infektion hat eine ähnliche Zerstörung der Leber zur Folge, wie durch einen bösartigen Tumor. Die entsprechenden Symptome zeigen sich erst nach sehr vielen Jahren, so dass es dann für eine erfolgreiche Therapie zu spät sein kann. Deshalb sollten auch die Hände nach einem Ausflug ins Pilzparadies gründlich gewaschen werden.


Fragen zu einer möglichst schadstoffarmen Ernährungsweise beantwortet die Ernährungsabteilung der Verbraucherzentrale. Sie ist telefonisch montags bis mittwochs von 10 bis 16 Uhr, donnerstags von 10 bis 18 Uhr und freitags von 10 bis 13 Uhr unter der Rufnummer 04 21 / 16 07 754 zu erreichen. Kostenlose E-mail-Auskünfte gibt es auch unter der Adresse ernaehrungsinfo@verbraucherzentrale-bremen.de


Hinweis für Redaktionen:
Bei weiteren Nachfragen wenden Sie sich bitte direkt an Frau Regina Aschmann in der Verbraucherzentrale des Landes Bremen e.V., Tel. 0421 / 16 07 784.