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Sonstige

Noch vor zehn Jahren endete kindliches Rheuma nicht selten im Rollstuhl

31.05.2002

An der Prof.-Hess-Kinderklinik werden erstmals in Deutschland stationäre Rheumaschulungen von den Kassen bezahlt

Rheuma – eine Krankheit für ältere Menschen? Dieses Vorurteil kann Professor Dr. Hans Iko Huppertz, Chefarzt der Prof.-Hess-Kinderklinik am Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Strasse, ganz und gar nicht bestätigen. Der Kinderarzt und anerkannte Kinder- und Jugend-Rheumatologe weist darauf hin, dass chronische Gelenkschwellungen bei einem von 1000 Kindern vorkommen und damit relativ häufig sind. Während noch vor zehn Jahren die Therapie von Kindern mit Rheuma äußerst schwierig war und nicht selten dazu führte, dass sie zu Rollstuhlfahrern wurden, kann ihnen jetzt sehr viel nachhaltiger geholfen werden. “Vor allem die Pharmakotherapie hat sich neben der Krankengymnastik und der Elternaufklärung entscheidend verbessert“, betont Huppertz, der allein im zurückliegenden Jahr knapp 500 Kinder und Jugendliche mit diesen chronisch verlaufenden Gelenkerkrankungen ambulant in der Rheumasprechstunde der Klinik behandelt hat.


Während man in früheren Jahren mit einer Behinderung des Kindes rechnen musste, gelingt es heute in der weit überwiegenden Mehrzahl der Fälle zu einer Kontrolle der Erkrankung zu kommen, die eine spätere Behinderung vermeiden kann. Dies ist nach Angaben des Experten bedeutsam, weil das kindliche Rheuma im Gegensatz zum erwachsenen Rheuma zumeist nach einem monate- oder jahrelangen Verlauf ausheilt. Wenn es den TherapeutInnen gelingt, bis zum Ausheilen der Erkrankung Schäden am Bewegungsapparat oder an bestimmten Organen zu verhindern, dann kann das Kind gesund ins Erwachsenenalter gehen.


Die Betreuung von Kindern mit rheumatischen Erkrankungen erfolgt in der Prof.-Hess-Kinderklinik neben der ambulanten Sprechstunde auch tagesstationär und stationär. Neben der verbesserten Pharmakotherapie kommt der Krankengymnastik eine große Bedeutung zu. Die Physiotherapeutinnen der Klinik behandeln dabei auch Kinder, die nach Abklingen der Entzündung erst wieder laufen lernen oder andere motorische Entwicklungsschritte nachholen. In jedem Fall muss die Muskulatur gekräftigt und der Bewegungsumfang verbessert beziehungsweise normalisiert werden.


Ebenso bedeutsam ist die Aufklärung von Eltern und Heranwachsenden. Aufgeklärte Eltern und Kinder können der empfohlenen Behandlung besser folgen, was den Krankheitsverlauf positiv beeinflusst. Aus diesem Grund führt die Prof.-Hess-Kinderklinik spezielle Schulungen für Eltern, Kinder und Jugendliche nach einem strukturierten Programm durch. Die Klinik ist im übrigen von der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie als Schulungszentrum anerkannt und hat als erstes stationäres Zentrum in Deutschland eine Finanzierung dieser Schulungen durch die Krankenkassen erreicht.


Am kommenden Sonnabend, 1. Juni, veranstaltet die Klinik in Zusammenarbeit mit der Rheumaliga einen „Tag des rheumakranken Kindes“, der von 10 bis 16 Uhr im Konferenzraum der Kinderchirurgie des Zentralkrankenhauses (Eingang Friedrich-Karl-Straße) sowie im Garten der Klinik stattfindet. Vormittags wird es Vorträge für Fachleute und Interessierte – zum Beispiel über das Schulungsprogramm oder die Behandlungsmethoden - geben, nachmittags haben Eltern rheumakranker Kinder Gelegenheit, mit Professor Huppertz sowie der Rheumaliga ins Gespräch zu kommen. Den ganzen Tag über gibt es ein buntes Programm für Kinder: Vom Clown „Beppo“ über ein Kinderkarussell bis zu Zaubervorführungen und „Hau den Lukas“ ist alles vorhanden. Selbstverständlich ist an diesem Tag auch für das leibliche Wohl gesorgt.