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Bremer Landesbeauftragte spricht auf Fachtagung in Berlin 15.-17.11. zu Reproduktionsmedizin und Gentechnik

16.11.2001

Auf der Fachtagung „Frauen zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Normierung“ in Berlin wird Bremer Landesbeauftragte für Frauen Ulrike Hauffe ihren kritischen Standpunkt zu Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik darlegen.

Die Tagung befasst sich mit diesen Technologien im Spannungsfeld zwischen Selbstbestimmung und gesellschaftlicher Normierung, in dem sich Frauen befinden. Ziel der Tagung ist die Entwicklung von Strategien, um frauenspezifische und frauenpolitische Akzente in der aktuellen Fachdiskussion und in der „Biopolitik“ zu setzen.

Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik stehen ganz oben auf der politischen Agenda: Das menschliche Genom ist fast vollständig entschlüsselt, die Präimplantationsdiagnostik verspricht zukünftig perfekte Kinder und die Forschung an embryonalen Stammzellen neue Therapiemöglichkeiten. Von dieser Entwicklung sind Frauen in besonderer Weise betroffen. Auf der einen Seite geraten Zeugung, Schwangerschaft und Geburt unter den Druck perfekter Produktion. Frauenkörper werden zum Gegenstand von Forschungsinteressen. „Eine Reduzierung der Frau als Lieferantin von Embryos und Eizellen für die biomedizinische Forschung darf nicht stattfinden“, so Ulrike Hauffe, „Frauen müssen wieder in den Mittelpunkt der Diskussion rücken als diejenigen, die die verantwortlich Entscheidungen treffen.“

Das direkte oder indirekte Versprechen eines gesunden Kindes wird zu einer Frage der „Schuld“ der Frau, die die medizinischen Angebote nicht genutzt hat. Ulrike Hauffe vertritt in diesem Zusammenhang, dass die Pränataldiagnostik als Regelleistung aus der Schwangerenvorsorge herausgenommen werden muss.

Die öffentliche Debatte kreist um die Wahlfreiheit auf dem Markt der biomedizinischen Angebote, das Leiden ungewollt kinderloser Paare, Heilungsversprechen für (chronisch) kranke Menschen sowie Menschen mit Behinderungen und den Embryo als Laborprodukt losgelöst von der Frau. Die besonderen Auswirkungen auf Frauen – individuell und gesellschaftlich gesehen – werden selten thematisiert, außer, wenn Fraueninteressen zur Legitimation der neuen Techniken dienen.

Seit 20 Jahren werden Fortpflanzungsmedizin und Gentechnik innerhalb der Frauenbewegung kritisch diskutiert. Heute sind Frauen als Konsumentinnen und professionelle Begleiterinnen Teil der medizinischen Praxis. Die frauenpolitischen Positionen haben sich damit verändert – aus der ursprünglichen grundsätzlichen Ablehnung ist eine differenzierte Kritik geworden.

Veranstalterin der Tagung ist ReproKult, das Frauen Forum Fortpflanzungsmedizin, in dem die Landesbeauftragte Mitglied ist.