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Das Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße teilt mit: Kinder brauchen eine an ihren Entwicklungsstand angepasste Medizin und Krankenpflege

10.10.2001

Der erste Kongress für Kinderkrankenpflege in Bremen findet am Donnerstag, 11. Oktober, in der Zeit von 9 bis 17 Uhr im Haus der Bürgerschaft statt. Organisiert wird die Tagung, zu der insgesamt 180 Kinderkrankenpflegekräfte aus der gesamten Bundesrepublik erwartet werden, vom Bereich Fort- und Weiterbildung des Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Strasse und vom Zentrum für Kinderheilkunde und Jugendmedizin. Dieses besteht aus insgesamt drei Fachkliniken. Dort arbeiten allein 320 Kinderkrankenschwestern und –pfleger. Außerdem verfügt das Zentralkrankenhaus Sankt-Jürgen-Strasse über die einzige Ausbildungsstätte für Kinderkrankenpflegekräfte im Lande Bremen. Insgesamt bildet das Krankenhaus das Oberzentrum der pädiatrischen Versorgung im kleinsten Bundesland.

Wie Gabriele Thiele als Klinikpflegeleitung am Mittwoch, 10. Oktober, vor JournalistInnen hervorhob, wollten die Initiatoren aus Anlass des 150jährigen Bestehens des Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Strasse durch diesen Kongress auf den Stellenwert einer fachgerechten Kinderkrankenpflege hinweisen. „Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie benötigen eine eigene, ihrem Entwicklungsstand angepasste Medizin und Pflege“, unterstrich Thiele. Dabei stelle die ganzheitliche Sicht in der Behandlung der Kinder und Jugendlichen eine wichtige Arbeitsgrundlage dar. Sie in ihren körperlichen, seelischen und sozialen Bezügen zu sehen, sei insbesondere bei jungen Menschen notwendig.

Nach Angaben von Marlis Tietze, der Leiterin des Bereichs Fort- und Weiterbildung am Zentralkrankenhaus, greift der Kongress nicht nur aktuelle Aspekte in der Aus- und Weiterbildung von Kinderkrankenpflegekräften auf, er informiert auch über das neue Abrechnungssystem der Fallpauschalen im Krankenhaus. Darüber hinaus, so Marlis Tietze weiter, gebe es zahlreiche Vorträge und Workshops, die sich mit bestimmten Krankheitsbildern und Behandlungsansätzen in der Kinder- und Jugendmedizin beschäftigen.

Ein Vortrag widmet sich dabei der sogenannten auditiven Stimulation mit der Stimme der Mutter. Diese musiktherapeutische Methode zielt darauf ab, die Mutter-Kind-Bindung bei Frühgeborenen zu fördern. Konkret geht es darum, die Stimme der Mutter vom Tonband in den Inkubator (Brutkasten) zu spielen. In der Klinik für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin des Zentralkrankenhauses Sankt-Jürgen-Straße wird diese Methode bereits seit vier Jahren erfolgreich angewandt. Die dortigen Kinderkrankenschwestern beziehen nicht nur die Eltern in die Pflege ihrer zu früh geborenen Kinder mit ein, sie informieren auch ausführlich über das Angebot der auditiven Stimulation und bahnen den Kontakt zur Musiktherapeutin an. Nach Auffassung von Marie-Luise Zimmer ist die Mutter-Kind-Bindung durch die frühe Trennung der beiden noch keine gefestigte. Sie sei sogar erheblich bedroht, wenn der normale Ablauf der Schwangerschaft durch eine Frühgeburt weit vor der Zeit beendet werde. „Für unser späteres Beziehungs- und Bindungsverhalten ist gerade diese allererste Zeit von immenser Bedeutung,“ verdeutlichte die Musiktherapeutin. Deshalb sei es so wichtig, den Kontakt zwischen Mutter und Kind zu intensivieren, auch wenn die Mutter nicht 24 Stunden am Tag bei ihrem Kind sein könne.

Vier- bis fünfmal wird die Mutterstimme, die zuvor auf eine Mini-Disc aufgenommen worden ist, in den Inkubator eingespielt. Die Einzigartigkeit der mütterlichen Stimme beruhigt die Kinder. Und die Mütter, so Marie-Luise Zimmer, hätten das gute Gefühl, ihren Kindern nah zu sein, auch wenn sie nicht anwesend sein könnten.

Kinderkrankenschwester Jutta Ohlms, die als Stationsleitung in der Kinderchirurgischen Klinik des Zentralkrankenhauses arbeitet, wird auf dem Kongress einen Vortrag über „Postoperative Schmerztherapie bei Kindern“ halten. Wie sie im Rahmen der Pressekonferenz betonte, sei lange Zeit angenommen worden, dass Kinder nach einer Operation keine oder weniger Schmerzen verspürten als Erwachsene. Dies sei eine Fehleinschätzung gewesen. Selbstverständlich hätten auch Kinder postoperative Schmerzen. Um eine effektive Schmerztherapie einleiten zu können, müsse vorher eine altersgerechte Schmerzmessung durchgeführt werden. Mit Hilfe einer sogenannten PCA-Pumpe, die intravenös auf Knopfdruck dem Kind Schmerzmittel verabreicht, könne eine optimale Schmerztherapie erfolgen. Die Vorteile für die Kinder sind nach Angaben der erfahrenen Kinderkrankenschwester vielfältig. Es müssten keine wiederholten Spritzen gegeben werden, die Therapie spreche schnell an und es bestünden keine unnötigen Wartezeiten bis zur Schmerzlinderung. Auch seien die kleinen Patienten kooperativer, wenn sie keine Schmerzen hätten.