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Sonstige

Vorschnelle Festlegungen bei privater Altersversorgung vermeiden!

23.02.2000

Die Verbraucherzentrale des Landes Bremen e.V. teilt mit:

Bereich Finanzdienstleistungen:

Geldanlage nach unterschiedlichen Zeithorizonten staffeln /Auf Flexibilität der Anlageformen achten


Für jeden zweiten Bundesbürger besteht das wichtigste Sparziel darin, im Alter finanziell abgesichert zu sein. Mit dieser Zielsetzung werden häufig jedoch vorschnell langfristig angelegte Sparformen gewählt, die den persönlichen Möglichkeiten und Bedürfnissen nicht entsprechen und die sich dann als Hemmschuh für die private Vermögensbildung erweisen. Sichtbar wird dieses Dilemma insbesondere an der Vielzahl von Kapitallebens- und Rentenversicherungen, die vorzeitig und oftmals mit Verlusten wieder gekündigt werden. Zahlreich sind aber auch die Fälle, in denen einerseits – mit relativ niedrigen Guthabenzinsen - ein langfristiger Vertrag bespart wird, anderseits jedoch häufig – mit hohen Soll-zinsen - das Girokonto überzogen oder teure Kredite für Anschaffungen aufgenommen werden. Unter dem Strich wird damit gleichermaßen Geld verschenkt.


Wer langfristig vorsorgen will, sollte sich deshalb zunächst darum bemühen, eine Aufnahme von Krediten so weit wie möglich zu vermeiden, rät Birgit Funke, Geldanlage-Expertin bei der Verbraucher-Zentrale Bremen. Sie empfiehlt, in einem ersten Schritt eine Rücklage von zwei bis drei Monatsgehältern zu bilden, die jederzeit verfügbar ist und aus der Ausgaben bestritten werden können, die kurzfristig neben den normalen Alltagsrechnungen anfallen. Als Sparform bietet sich vor allem ein Tagesgeldkonto an, auf dem einige Banken schon von der ersten Mark an bis zu 3 Prozent Zinsen zahlen. Ab einem Betrag von 10.000,- DM lassen sich in der Spitze derzeit sogar mehr als 4 Prozent erzielen.


In einem zweiten Schritt sollte überlegt werden, welche größeren Anschaffungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren anfallen bzw. vorgesehen sind – beispielsweise ein neues Auto, neue Möbel oder gar der Erwerb einer eigenen Immobilie. Für diese mittelfristigen Sparziele kommen Bundesschatzbriefe oder vergleichbare Produkte in Betracht. Sind neben der Liquiditätsreserve bereits größere Geldbeträge vorhanden, kann eine Umschichtung in Festgeldanlagen lohnen. Top-Angebote erbringen gegenwärtig rund 5 Prozent bei einer Anlagedauer von ein bis zwei Jahren. Wer die Fördervoraussetzungen erfüllt, sollte zudem die Wohnungsbauprämie ausschöpfen. Mit einem hochverzinslichen Bausparvertrag lassen sich dabei über sieben Jahre hinweg Renditen von über 6 Prozent erzielen – mehr als jede andere risikolose Anlage derzeit erbringt. Für Modernisierungen am eigenen Haus empfiehlt sich demgegenüber ein klassischer Bausparvertrag mit niedrigen Guthaben-, später aber auch niedrigen Kreditzinsen. Wer den Bau oder Kauf einer eigenen Immobilie plant, sollte wegen der zumeist hohen Tilgungsbelastungen mit dem Abschluss von hohen Bausparsummen dagegen vorsichtig sein.


Erst wenn diese mittelfristigen Sparziele abgedeckt sind bzw. der Erwerb einer eigenen Immobilie nicht beabsichtigt ist, kommen für Birgit Funke auch Anlageformen in Betracht, die langfristig, das heißt auf einen Zeithorizont von 10, 20 oder 30 Jahren ausgerichtet sind. Ob der Schwerpunkt dabei auf Investmentprodukte oder auf eine kapitalbildende Versicherung gelegt wird, ist dann vor allem eine Frage der persönlichen Risikofreudigkeit. Wichtig ist aber auch, wie gut oder schlecht sich eine Sparform an Veränderungen in den Lebensumständen anpassen lässt. Je jünger ein Sparer oder eine Sparerin ist, je niedriger das Einkommen und / oder die möglichen Veränderungen sind, um so flexibler sollte auch die Geldanlage sein.

Ausführliche Informationen zu (nahezu) allen Spar- und Anlagemöglichkeiten liefert der Ratgeber "Sparen und Geldanlage", der für 18,- DM (Vorausscheck 21,- DM bei Versand) bei der Verbraucher-Zentrale des Landes Bremen e.V., Altenweg 4, 28195 Bremen erhältlich ist.