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Sonstige

Die Haltbarkeit künstlicher Kniegelenke entscheidend verlängert

05.11.2003

Zwei Bremer Chirurgen beteiligten sich an der Entwicklung dieser Weltneuheit

Insgesamt drei Jahre lang arbeiteten sie unter Federführung eines bayerischen High-Tech-Unternehmens zusammen: insgesamt 14 namhafte Klinikärzte aus dem gesamten Bundesgebiet kooperierten intensiv mit renommierten Wissenschaftlern aus den Bereichen Orthopädie, Unfallchirurgie, Ingenieurwissenschaften, Informatik und Medizinische Physik. Dann waren alle Beteiligten mit dem Ergebnis zufrieden und ein neuartiges künstliches Kniegelenksystem konnte auf den Markt kommen, das vielen Patienten Hoffnung macht. „Wir versprechen uns von der innovativen Knieprothese eine wesentlich längere Haltbarkeit“, unterstrich am Mittwoch, 5. November, Professor Dr. Michael Hahn aus dem Zentralkrankenhaus St.-Jürgen-Straße vor der Presse. Der Direktor der Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, der zusammen mit seinem Oberarzt und Stellvertreter Dr. Jan Thies zu den „Machern“ dieser Weltneuheit gehört, hat das Implantat bereits über 50 Mal eingesetzt. „Die Reaktion unserer Patienten ist überaus positiv. Auch die Reha-Kliniken sind von dem erreichten Bewegungsumfang unserer Patienten beeindruckt.“


Die bisher auf dem Markt befindlichen Implantate weisen eine so genannte Standzeit zwischen zehn und fünfzehn Jahre auf, dann müssen sie erneuert werden. Die Revision, das heißt der wiederholte operative Einsatz eines künstlichen Gelenkes, ist schwierig und wird von vielen Patienten trotz großer Schmerzen so lange wie möglich hinausgezögert. Da aufgrund einer Zunahme von Gelenkerkrankungen der Bedarf an künstlichem Ersatz eines Kniegelenkes weiter steigt und auch jüngere Patienten davon betroffen sind, spielt die Frage der Haltbarkeit eine immens wichtige Rolle.


Ein besonderes Problem stellt bei den herkömmlichen Knie-Endoprothesen der Abrieb dar. „Das neue Gelenk ist in einer schier endlosen Reihe von Labortests wieder und wieder bewegt worden. Dabei haben neuere Erkenntnisse über die Bewegungslehre gesunder und künstlicher Gelenke geholfen, ein in jeder Hinsicht optimiertes künstliches Kniegelenk zu entwickeln. Die Prothese weist einen niedrigeren Polyethylenverschleiß auf und kann exakter als herkömmliche Implantate eingesetzt werden. Beides“, so Dr. Thies, „lässt uns davon ausgehen, dass die Standzeit des künstlichen Gelenks um gut zehn Jahre erhöht werden kann.“


Klar ist, dass nach so kurzer Zeit der Einführung noch keine wissenschaftlich auswertbaren Daten vorliegen können. Professor Hahn ist aber aufgrund der jeweils drei Monate nach der Operation durchgeführten Kontrolluntersuchungen seiner Patienten durchweg optimistisch, dass das BPK-S (Brehm-Präzisions-Knie-System) einen Meilenstein in der Entwicklung künstlicher Kniegelenke darstellt.

Derzeit ist das ZKH St.-Jürgen-Straße in Norddeutschland das einzige Krankenhaus, das diese innovative Knieprothese einsetzt. Aus diesem Grund hat die Klinik für Unfall- und Wiederherstellungschirurgie am Mittwoch, 5. November, das erste Bremer Endoprothetik Forum abgehalten. Etwa 30 niedergelassene Ärzte und Ärztinnen aus der Region Bremen bis Oldenburg konnten sich im OP-Zentrum des Zentralkrankenhauses selbst davon überzeugen, was die neue Endoprothese zu leisten vermag.