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Vorurteile gegen ältere Arbeitnehmer/innen abbauen - Workshop: Demographischer Wandel und Zukunft der Erwerbsarbeit

24.04.2001

Im Gästehaus der Universität Bremen fand heute (24. April 2001) der Workshop „Demographischer Wandel und Zukunft der Erwerbsarbeit“ statt. Eingeladen hat zu dieser Veranstaltung das Bündnis für Arbeit und Ausbildung in Bremen und Bremerhaven. Auf dem Workshop wurde die bisher in der öffentlichen Diskussion eher vernachlässigte Frage der Auswirkungen des demographischen Wandels auf die Erwerbsarbeit vorgestellt und diskutiert. Im Mittelpunkt stehen dabei folgende Themenfelder:

  • Ausgewogene Altersstrukturen und betriebliche Innovationsfähigkeit
  • Alternsgerechte Arbeits- und Personalpolitik
  • Beschäftigung und neue Tätigkeitsfelder für Ältere

So führen sinkende Geburtenraten und eine kontinuierliche Steigerung der Lebensdauer mittel- bis langfristig zu einer erhebli-chen Veränderung der Altersstrukturen in Deutschland wie auch in Europa und anderen Industrienationen. Prognosen gehen von einem Bevölkerungsrückgang in Deutschland aus, der mit einer Abnahme der Zahl jüngerer Erwerbsfähiger um 7 Millionen bis zum Jahr 2040 (1/3 der unter 35jährigen) einhergeht. Der ansteigende Anteil über 50jähriger sowie der dramatische Rückgang Jüngerer in der gesamten EU ist nicht mehr umkehrbar.

Vor diesem Hintergrund sind Engpässe bei der Rekrutierung von qualifiziertem betrieblichem Nachwuchs und ein erhöhtes Durchschnittsalter der Belegschaften zu erwarten. Die aktuelle Diskussion um ca. 150.000 fehlende Fachkräfte in der IT-Branche lässt erahnen, welche gesellschaftlichen Debatten in Zukunft aufgrund des demographischen Wandels zu erwarten sind.

Es stellt sich die Frage, ob die Leistungs- und Innovationsfähigkeit der Unternehmen gefährdet wird, wenn der qualifizierte junge Nachwuchs fehlt. Kann die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auch mit einem steigenden Anteil Älterer erhalten und ausgebaut werden? Die derzeitige Innovations- und Personalpolitik der Unternehmen ist derzeit noch auf Jüngere ausgerichtet und somit auf diese Entwicklung nicht vorbereitet.

Da das nötige Umdenken bei Unternehmen, Arbeitnehmern und Verbänden ebenso Zeit braucht wie das Ergreifen von Gegenmaßnahmen, ist es schon heute wichtig, sich auf die veränderten Rahmenbedingungen einzustellen. Es gilt aber nicht nur Aufklärung über die kommenden Veränderungen und die notwendigen Maßnahmen zu betreiben, sondern auch gegen ein überaus verbreitetes Vorurteil anzukämpfen: ältere Erwerbspersonen seien generell weniger innovativ, leistungsfähig, kreativ und belastbar als jüngere Beschäftigte. Dieses Vorurteil hält sich trotz gegenteiliger wissenschaftlicher Befunde hartnäckig.

Wie Jochen Pack vom Fraunhofer Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) ausführte, zielt das vom BMBF initiierte und geförderte Transferprojekt "Öffentlichkeits- und Marketingstrategie demographischer Wandel" darauf ab, zur Bewältigung der Folgen des soziodemographischen Wandels geeignete Maßnahmen zu erproben und zu verbreiten.

Der aus 15 Projekten bestehende Verbund konzentriert sich dabei auf die folgenden sechs Handlungsfelder:

  • ein vorurteilsfreies Bild älterer Erwerbspersonen erzeugen
  • Beschäftigungschancen Älterer erhöhen
  • Berufliche Kompetenzen Älterer aktivieren und fördern
  • die Zusammenarbeit unterschiedlicher Altersgruppen im Betrieb verbessern
  • die betriebliche Leistungs- und Innovationsfähigkeit erhalten und steigern
  • Handlungsoptionen für Unternehmen, Verbände und Politik herausarbeiten.

In einer Vertiefung dieses allgemeinen Rahmens des Verbundes stellte Prof. Dr. Johann Behrens vom Institut für Supervision, Institutionsberatung und Sozialforschung (ISIS) Lösungsmöglichkeiten und Maßnahmen durch Arbeits- und Laufbahngestaltung in Dienstleistungsbetrieben unter anderem am Beispiel der Krankenpflege dar.

Dr. Ernst Kistler vom Internationalen Institut für empirische Sozialökonomie (INIFES) zeigte, wie mit Hilfe von regionalen Mobilisierungskampagnen zur Sensibilisierung von Arbeitsmarktakteuren eine aktive Arbeitsmarktpolitik zur Wiedereingliederung von älteren Arbeitslosen erreicht werden kann.

Dr. Stephanie Weimer vom Institut für Sozialwissenschaftliche Forschung e.V. (ISF) wies auf die spezifischen Auswirkungen des demographischen Wandels auf das Handwerk hin und beschrieb Lösungswege durch eine altersgerechte, flexible Arbeitsgestaltung im Handwerk.

Dr. Arnold Knigge, Staatsrat im Ressort für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, hob in seiner Begrüßungsrede hervor: „Das Bündnis für Arbeit und Ausbildung in Bremen und Bremerhaven will nicht nur auf aktuelle Problemlagen reagieren, sondern hat – gerade durch die breite Zusammensetzung der verschiedenen Akteure - die Möglichkeit, längerfristige Entwicklungshorizonte in den Blick zu nehmen.“ Von dem Workshop erhoffe er sich eine Reihe von Anregungen zur zukünftigen Gestaltung der regionalen Bündnisaktivitäten in diesem Themenfeld.

Eine kontinuierliche, projektbegleitende Information der Öffentlichkeit über Ergebnisse und "good-practice" Beispiele erfolgt über den Internet-Bereich www.demotrans.de sowie über Veranstaltungen und Publikationen.