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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

"Bremen Port Authority" bringt Häfen nach vorn

06.10.2000

"Die zunehmende Globalisierung intensiviert und beschleunigt den Wandel der Märkte und den Wettbewerb. Das gilt auch für Schifffahrt, Transport und Logistik als Systemleistungen. Auf diese Herausforderungen müssen die Bremischen Häfen sich einstellen.” Mit diesen Worten kommentierte Bremens Wirtschafts- und Hafensenator Josef Hattig am Freitag (06.10.2000) die bevorstehende Gründung der "Bremen Port Authority".

Vor diesem Hintergrund war die Organisationsform der Bremischen Häfen auf ihre perspektivische Qualität zu untersuchen. Gegenwärtig werden die Aufgaben der "Hafenverwaltung" vor allem durch das Hansestadt Bremische Hafenamt (HBH) in Bremerhaven und Bremen mit rd. 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sowie in Teilen des Häfenressorts wahrgenommen.

Diese Struktur, so Hattig, ist für die Zielsetzung nicht mehr hinreichend. Markt und Kundennähe sowie der Zwang, schneller und flexibler zu handeln, bedingen eine Organisationsform mit internationalem Zuschnitt. Leistungsqualität und Know How der “Hafenverwaltung” können damit marktnah eingesetzt werden.

Hattig weiter: "Häfen sind nicht nur geografische Standorte, sondern wirtschaftliche Einheiten, die mit anderen in Konkurrenz stehen – ganz besonders an der nordeuropäischen Küste. Häfen sind Infrastruktureinrichtungen, deren wirtschaftliche Effizienz für Unternehmen und Staat entscheidend ist."

Die Organisations- und Rechtsform einer "Port Authority" ist in der Bundesrepublik Deutschland ein Novum. Senator Hattig hatte daher seine Verwaltung damit beauftragt, eine eigenständige Grundkonzeption für eine "Bremen Port Authority" zu entwerfen.

Ausgehend von der bisherigen Organisations- und Aufgabenstruktur des Hansestadt Bremischen Hafenamtes sollte dabei eine Organisationsstruktur gefunden werden, die

  • die wirtschaftliche Weiterentwicklung der "Systemeinheit Hafen" und deren Vermarktung forciert,
  • innerhalb der "Systemeinheit Hafen" umfassende Dienstleistungen für die Unternehmen der Hafenwirtschaft erbringt,
  • die Fülle der bisher wahrgenommenen technischen Aufgaben auf die Kernaufgaben eines "Bauherrn" reduziert,
  • wirtschaftlich sinnvolle Verlagerungspotenziale ("Outsourcing") berücksichtigt,
  • die dienstleistungs-, partner- und kundenorientierten Aufgaben der senatorischen Behörde integriert,
  • die Behörde selbst auf ihre "ministeriellen" sowie politischen Grundsatz- und Leitlinienfunktionen konzentriert und
  • offen ist für überregionale Kooperationen und "public-private-partnerships".

Das Projekt wurde durch die Fachleute des Häfenressorts und des Hansestadt Bremischen Hafenamtes erarbeitet. Das Beratungsunternehmen Roland Berger & Partner hat diese Projektarbeit begleitet.

Nach einer gründlichen Bestandsaufnahme und Aufgabenanalyse der bisher vom Hansestadt Bremischen Hafenamt und der senatorischen Behörde für die "Systemeinheit Hafen" erbrachten Leistungen, sowie zahlreichen Interviews mit der bremischen Seehafenverkehrswirtschaft, mit Kunden und Partnern der Bremischen Häfen, liegt jetzt eine mögliche Organisationsstruktur einer künftigen "Port Authority" vor.

Die vorgeschlagene Struktur ist durch folgende Merkmale gekennzeichnet:

  • Bündelung der marktfähigen Leistungen in der "Port Authority".
  • Klare Marktorientierung durch eine Stabsstelle “Strategie” sowie eine neue Abteilung Marketing / Vertrieb, die vor allem in Logistik- und Hafentelematik-Angelegenheiten partnerschaftlich-dienstleistungsorientiert ausgerichtet und aktiv wirtschaftsfördernd tätig sein wird. Außerdem wird ein neues Liegenschaftsmanagement eingeführt. Standort-PR und Marketing werden koordiniert gemeinsam mit der Bremischen Hafenvertretung betrieben.
  • Konzentration auf originäre Kernaufgaben in den operativen Bereichen Planung, Neubau / Unterhaltung und Maschinen- und Elektrotechnik sowie bei den zentralen administrativen Aufgaben.
  • Flache Hierarchien, um ein effektives, flexibles Management zu ermöglichen.

Wegen zahlreicher hoheitlicher Aufgaben (polizeiliche Aufgaben, Hafensicherheit, Gefahrenabwehr, Gefahrgut- und Gewässerüberwachung) und um weiterhin eine neutrale Verkehrslenkung in den Häfen zu gewährleisten, sollen die Aufgaben der "Hafenbehörde", also die des Hafenkapitäns, nicht in die "Port Authority" integriert, sondern in Amtsform bestehen bleiben.

Die "Port Authority" soll und kann auf Basis betriebswirtschaftlicher Grundlagen eine verbesserte Wirtschaftlichkeit erzielen, um ein in etwa ausgeglichenes Ergebnis zu erreichen. Damit verbunden sind notwendige Kapazitätsanpassungen, auch auf personellem Sektor.

"Die Personalfragen", so Senator Hattig, "werden wir mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern und den Personalräten diskutieren und einvernehmliche Lösungen suchen. Ich erkenne und anerkenne eine große Bereitschaft aller Beteiligten, an konstruktiven Lösungen mitzuwirken. Gemeinsam organisieren wir die Zukunft der Bremischen Häfen."

Die Frage der künftigen Rechtsform der "Port Authority" ist noch offen. Die Koalitionsvereinbarung sieht dazu eine Abwägung zwischen "Eigenbetrieb" und "GmbH" vor. Senator Hattig sprach sich in dieser Frage für eine privatrechtliche Lösung aus. Diese ermöglicht eine konsequente Umsetzung der angestrebten Ziele: Eine unternehmerische Führung und organisatorisch-betriebswirtschaftliche Vorteile. Die Wahl der konkreten Rechtsform solle zudem von einer detaillierten gesellschafts- und steuerrechtlichen Prüfung abhängig gemacht werden.