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Die Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation

Technologie-Transfer-Zentrum ttz stärkt Wirtschaft an der Wesermündung den Rücken

29.03.2001

Technologie-Transfer-Zentrum forciert die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen in der Region - 54 Mitarbeiter in fünf Instituten

„Das Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) bewährt sich als Motor des strukturellen Wandels an der Unterweser.“ Mit diesen Worten hat die Staatsrätin beim Senator für Wirtschaft und Häfen, Sibylle Winther, am Donnerstag (29. März 2001) die Arbeit des zur Bremerhavener Hochschule gehörenden Zentrums gewürdigt. In enger Zusammenarbeit mit kleinen und mittelständischen Betrieben aus der Region entwickeln die Wissenschaftler des 1987 gegründeten Technologie-Transfer-Zentrums neue marktfähige Produkte und Dienstleistungen. „Von den umfangreichen Aktivitäten der ttz-Institute gehen wichtige Impulse für den nach wie vor belasteten regionalen Arbeitsmarkt aus“, sagte die Staatsrätin, die auch Vorsitzende des ttz-Vorstandes ist.

Zur Zeit beschäftigt das Technologie-Transfer-Zentrum nach Angaben von ttz-Geschäftsführer Werner Mlodzianowski 54 hochqualifizierte Mitarbeiter aus den Bereichen Ingenieurwesen und Naturwissenschaften. Das ttz unterhält fünf Institute an zwei Bremerhavener Standorten:

  • Das Bremerhavener Institut für Lebensmitteltechnologie und Bioverfahrenstechnik (BILB) mit Institutsleiter Prof. Dr. Klaus Lösche und dem technischen Leiter Dr. Gerd Klöck entwickelt Verfahren und Produkte aus Lebensmittelwirtschaft und Biotechnologie. Das BILB beschäftigt sich vor allem mit der Entwicklung sogenannter „functional food“-Produkte. Die gesundheitsfördernden, gesundheitserhaltenden Aspekte unserer Lebensmittel werden zunehmend ökonomisch bedeutsamer. In USA, Japan und zunehmend auch in Europa verzeichnet der Markt für sogenannte „functional foods“ zum Teil zweistellige Wachstumsraten. Aktuelle Beispiele sind Pro- und Präbiotika sowie neue Produkte mit positiver Wirkung auf Herz und Kreislauf. Bei der Entwicklung und der Herstellung neuer, funktioneller Lebensmittel wird in Zukunft die Meeresbiotechnologie (oder treffender: „blaue“ Biotechnologie) eine dominierende Rolle spielen. Mit seinem Artenreichtum, der erst ansatzweise erforscht und genutzt ist, bietet das Meer eine unerschöpfliche Quelle für Innovationen. Um diese Quelle für Innovationen in der Lebensmittelbranche nutzbar zu machen, haben sich mehr als 40 Unternehmen und 38 wissenschaftliche Arbeitsgruppen der Region am Bundeswettbewerb Bioprofile beteiligt, um unter Einsatz von modernen biotechnologischen Verfahren neue marine Organismengruppen als Rohstoffquellen zu erschließen. Biotechnologische Techniken und Produktionsverfahren werden benötigt, um diese Ressourcen nachhaltig zu nutzen. Schließlich können die besonderen biochemischen Adaptationsstrategien vieler, insbesondere an Extremstandorten lebender Meeresorganismen genutzt werden, um industrielle Produktionsverfahren zu revolutionieren.
  • Im Institut für Energie- und Verfahrenstechnik (IEV) arbeiten die Wissenschaftler an Zukunftslösungen im Energie- und Umweltsektor. Institutsleiter Prof. Dr. Chahpar Mostofizadeh und sein Team haben eine Reihe innovativer Projekte wie das Altsalzrecycling realisiert. Mit dem Bau eines Wärmetransformators konnte eine europaweit einmalige Pilotanlage gebaut werden.
  • Das Bremerhavener Institut für Organisation und Software (BIOS) entwickelt unter der Leitung von Prof. Dr. Ernst Debusmann Software für die moderne Verwaltung von morgen. Die im BIOS entstandenen CONCEPT-SOFT-Produkte werden in der Praxis inzwischen bundesweit angewandt. Neben der Software-Entwicklung bietet das Institut Schulungen und Seminare an.
  • Das Umweltinstitut wird von Prof. Dr.-Ing. Wilfried Schütz geleitet und berät die Wirtschaft in Fragen von Umweltschutz, Sicherheitstechnik und Qualitätssicherung. Derzeit werden Leistungen in den Bereichen „produktionsintegrierter Umweltschutz“ und „Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen“ verstärkt nachgefragt. Das breite Spektrum der Firmen, die von den Forschungsdienstleistungen in diesen Technikfeldern profitieren, reicht von lebensmittelverarbeitenden Betrieben bis zum Werftenverbund. Beispiel für ein kürzlich abgeschlossenes Projekt ist die Entwicklung eines Bioreaktors, der Geruchsstoffe aus der Abluft von Industriebetrieben entfernt. In Zukunft werden sich verstärkt Anknüpfungspunkte zum BILB ergeben, etwa bei der Gewinnung von Einzelsubstanzen wie Proteinen, Stärke oder Enzymen aus Rückständen der Lebensmittelverarbeitung. Im Umweltinstitut ist auch der Zentralbereich chemische Analytik angesiedelt.
  • Das Bremerhavener Institut für Fertigungstechnik und Telematik (BIFT) wird von Prof. Dr.-Ing. Rainer Dammer geleitet. Das BIFT arbeitet im Bereich der Anwendung von IuK-Technologien. Es wird zukünftig verstärkt Aktivitäten im neuen Geschäftsfeld Gesundheitswirtschaft entwickeln. Die Dienstleistungs- und Transferangebote wenden sich vorwiegend an regionale Leistungserbringer im Gesundheitswesen und decken die Bereiche Medizintechnik, Ingenieurmedizin und Medizininformatik ab.

Wie Mlodzianowski ergänzte, wickelt das Technologie-Transfer-Zentrum 80 Prozent seiner Projekte in der Unterweserregion und im Landkreis Cuxhaven ab. Schwerpunkt sind kleine und mittelständische Unternehmen aus der Stadt Bremerhaven. Seit seiner Gründung hat das Technologie-Transfer-Zentrum rund 500 Betriebe aus dem Raum Bremerhaven/Altkreis Wesermünde beraten und sie bei der Entwicklung neuer Produkte unterstützt. Jüngstes Beispiel hierfür ist das Projekt DETOS, das zum Ziel hat, ein thermographisches Verfahren zu entwickeln, mit dem Schäden an Glasfaserverbundwerkstoffen insbesondere am Rumpf von Sportbooten frühzeitig erkannt werden. Auch vom Projekt CHICOS profitiert eine ortsansässige Firma. Dabei geht es um die Herstellung von hochreinem Chitosan aus Krabbenschalen, das unter anderem als Lebensmittelzusatzstoff und in Kosmetika Anwendung findet.

„In den vergangenen Jahren hat sich das ttz erfolgreich auf dem europäischen Forschungs- und Technologiemarkt etabliert“, sagte Staatsrätin Winther. Der Schwerpunkt lag dabei ebenfalls auf Projekten für und mit dem Mittelstand. Neben technisch-wissenschaftlich ausgerichteten Projekten entwickelt das Technologie-Transfer-Zentrum verstärkt begleitende Aktivitäten der Mittelstandsförderung. Dazu zählte unlängst ein Auftrag der EU-Kommission für eine europaweite Studie, die den Weiterbildungsbedarf von Inhabern und Geschäftsführern von kleinen und mittleren Unternehmen ermitteln soll.

Inzwischen wird das Technologie-Transfer-Zentrum in hohem Maße an von der EU aufgelegten Förderprogrammen beteiligt. Mlodzianowski: „Seit Beginn des V. Rahmenprogramms ist das ttz erfolgreichster deutscher Antragsteller innerhalb des EUMittelstandsprogramms CRAFT. Dort haben wir mehr als 50 Prozent aller genehmigten deutschen CRAFT-Projekte initiiert. Unsere Erfolgsquote liegt bei etwa 78 Prozent.“

Seit der ersten Beteiligung des ttz an einem EU-Förderprogramm (1995/96) konnten die in Brüssel akquirierten Fördermittel verzehnfacht werden (2000/01: 6 Mio DM). Insgesamt hat das Technologie-Transfer-Zentrum bereits EU-Mittel in Höhe von 12,2 Mio DM eingeworben. Die Einnahmen aus EU-Förderprojekten machen zur Zeit 40 Prozent des ttz-Gesamtumsatzes aus.

Seit 1995 konnten deutlich mehr als 100 Firmen aus Norddeutschland in die EU-Projekte des Technologie-Transfer-Zentrums eingebunden werden. Dabei dominierten die Bereiche Lebensmittel/Biotechnologie und Umweltschutz / Umweltbiotechnologie.