Sie sind hier:

Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Bremer Pflege-Initiative gegen den Fachkräftemangel diskutiert ihre Ergebnisse

Senatorin Stahmann kündigt mehr Ausbildungsplätze in der Altenpflege an

04.06.2015
Senatorin Anja Stahmann
Senatorin Anja Stahmann

Sozialsenatorin Anja Stahmann will die Zahl der Erstausbildungsplätze in der Altenpflege nochmals deutlich aufstocken. Das kündigte sie heute (Donnerstag, 4. Juni 2015) bei einer Fachveranstaltung der "Bremer Pflege-Initiative gegen den Fachkräftemangel" an. "Wir müssen ressortübergreifend die Voraussetzungen dafür schaffen, dass die Altenpflegeschulen in der Erstausbildung jedes Jahr 250 Menschen zur Altenpflegerin oder zum Altenpfleger ausbilden können", erklärte sie vor rund 100 Fachkräften. Derzeit finanziere das Land 120 Plätze, im Jahr 2010 waren es 50. Jedes Jahr sollten zudem 50 weitere Umschulungen durch das Jobcenter und die Agentur für Arbeit finanziert werden. "Pflegekräfte haben gute Aussichten auf eine qualifizierte Beschäftigung. Ausbildung und Umschulung bieten daher eine hohe Integrationschance in den ersten Arbeitsmarkt", sagte Anja Stahmann weiter. Die "Bremer Pflege-Initiative gegen den Fachkräftemangel" wurde im Oktober 2012 gegründet und stellte heute die Ergebnisse ihrer Arbeit zur Diskussion.

"Die Gesellschaft altert, und damit steigt auch die Zahl von Pflegebedürftigen", betonte die Senatorin. Bis zum Jahr 2030 werde die Zahl der Pflegebedürftigen im Land Bremen um mindestens 25 bis 30 Prozent auf dann rund 30.000 Menschen zunehmen. Dabei bereite es den Einrichtungen der Altenpflege und der Behindertenhilfe schon heute zunehmend Schwierigkeiten, ausreichend geeignetes Pflegepersonal zu gewinnen.

Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Veranstaltung im Kultursaal der Arbeitnehmerkammer
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer während der Veranstaltung im Kultursaal der Arbeitnehmerkammer

Zu den Neuerungen seit Gründung der Pflege-Initiative gehört unter anderem, dass die Altenpflegeausbildung inzwischen auch in der ambulanten Pflege stattfinden kann. Daneben sind die Weichen gestellt für eine gemeinsame Ausbildung in der Alten- und in der Krankenpflege, ein erster Schritt ist die Ausbildung zur generalistisch ausgerichteten Gesundheits- und Krankenpflegehelferinnen und -helfer. Und schließlich werden die Kosten der Altenpflegeausbildung in Bremen künftig über ein Ausgleichsverfahren unter allen Einrichtungen der Altenpflege gerecht verteilt. Die entsprechende rechtliche Grundlage hat der Senat im April 2015 geschaffen. "Damit werden alle Träger von ambulanter und stationärer Altenpflege beteiligt, auch wenn sie selber nicht ausbilden", sagte Sozialsenatorin Anja Stahmann. Auf diese Weise werde nicht nur mehr Gerechtigkeit unter den Trägern hergestellt, "das soll gleichzeitig die Zahl der Ausbildungsplätze erhöhen, um den absehbaren Bedarf für die Zukunft zu decken".

Das Zentrum für Sozialpolitik der Universität Bremen hatte zuletzt berechnet, dass mindestens 300 neue Ausbildungsplätze pro Jahr zur Verfügung stehen müssen, um eine bedarfsgerechte Versorgung auf mittlere Sicht zu sichern, 250 Erstausbildungsplätze und 50 Plätze in der Umschulung von Beschäftigungslosen durch Jobcenter und Agentur für Arbeit. Sonst drohe im Jahr 2025 ein Mangel von mindestens 700 Fachkräften in der Altenpflege. "Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass diese Ausbildungsplätze ab 2015 tatsächlich zur Verfügung stehen", sagte Senatorin Stahmann. "Wir bieten eine gute Ausbildung mit Zukunft."

Die Zahl der Pflegebedürftigen in Bremen wird in den kommenden Jahren stetig zunehmen, weil die Zahl der hochbetagten Menschen über 80 wächst. Das macht unter anderem der "Greying-Index" deutlich, der den Anteil der über 80-Jährigen unter allen Menschen über 65 Jahren angibt. Derzeit liegt er in Bremen noch unter 40 Prozent, bis zum Jahr 2020 wird er auf über 50 Prozent steigen.

Nach den Daten der Pflegestatistik 2013 arbeiteten in Pflegeeinrichtungen im Land Bremen rund 2.100 staatlich anerkannte Altenpflegefachkräfte, 1.150 Gesundheits- und Krankenpflegerinnen und -pfleger sowie etwa 1.000 staatlich anerkannte Altenpflegehilfskräfte.

Die "Bremer Pflegeinitiative gegen den Fachkräftemangel" ist ein Zusammenschluss von rund einem Dutzend Partnern. Vertreten sind der Bundesverband privater Anbieter sozialer Dienste (bpa) und die Landesarbeitsgemeinschaft der Freien Wohlfahrtspflege (LAG FW), die Krankenhausgesellschaft, Altenpflegeschulen und Krankenpflegeschulen, die Landesarbeitsgemeinschaft Selbsthilfe behinderter Menschen, die Arbeitnehmerkammer, die Senatorin für Soziales, Kinder, Jugend und Frauen sowie der Gesundheitssenator und der Senator für Wirtschaft, Arbeit und Häfen, das Jobcenter, die Bundesagentur für Arbeit und der Magistrat der Seestadt Bremerhaven. Der Bremer Pflegerat, die Universität und die Hochschule Bremen sowie die Kranken- und Pflegekassen arbeiten in Arbeitsgruppen mit. Aus der Pflegeinitiative haben sich drei Arbeitsgruppen zu verschiedenen Themenschwerpunkten gebildet: Rahmenbedingungen und Finanzierung, Nachwuchssicherung sowie Entwicklung & Bildung.

Fotos: Bernd Schneider/Sozialbehörde