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Der Senator für Inneres und Sport

Senator Böse stellt Kriminalstatistik für 2001 vor

18.04.2002

Stagnation auf hohem Niveau Zahl der Straftaten in der Hansestadt ging 2001 zurück – Anstieg in Bremerhaven

Der Senator für Inneres, Kultur und Sport, Dr. Kuno Böse, hat am Donnerstag (18. April) die Polizeiliche Kriminalstatistik (PKS) 2001 des Landes Bremen vorgestellt. Demnach ist die registrierte Gesamtkriminalität um 0,4 Prozent gestiegen - dies ist ein Plus von 409 Fällen von 92.809 (im Jahr 2000) auf 93.218 Delikte im vergangenen Jahr. Im einzelnen ist die Kriminalität in der Hansestadt Bremen im vergangenen Jahr um minus 0,6 Prozent gesunken – von 77.921 auf 77.451 Straftaten. In Bremerhaven hingegen verzeichnete die Ortspolizeibehörde einen Anstieg um 5,9 Prozent – von 14.888 auf 15.767 Straftaten.

„Das ist praktisch eine Stagnation auf hohem Niveau, mit der wir uns nicht zufrieden geben dürfen,“ so Dr. Böse. „Es gibt noch viel zu tun für die Sicherheitsbehörden an der Weser. Die Polizeien in Bremen und Bremerhaven werden ihre begonnenen Konzepte weiterverfolgen.“ Als positives Signal wertete der Innensenator, dass der im Vorjahr registrierte Anstieg der Kriminalität wieder fast auf Null abgebremst werden konnte.

„Trotz des zwischen beiden Städten uneinheitlichen Zahlenbildes liegen wir damit unter dem Bundestrend“, bilanzierte Innensenator Dr. Böse. Deutschlandweit stieg die Anzahl der polizeilich erfassten Straftaten um 1,6 Prozent. „Gleichwohl gibt die Statistik trotz ihrer erfreulichen Tendenzen keinen Grund zur Entwarnung: Wir müssen die Polizei auch künftig so ausstatten, dass sie Verbrechen verhindern und aufklären sowie die Sicherheit unserer Bürgerinnen und Bürger gewährleisten kann.“

Die Aufklärungsquote ging leicht von 46,3 % (2000) auf 45,9 % zurück. In der Stadtgemeinde Bremen lag sie bei 45,4% in Bremerhaven bei 48,2%. Die Aufklärungsquote ist insbesondere von der Entwicklung des schweren Diebstahls, dessen kontinuierliche niedrige Aufklärungsquote deliktsspezifisch ist, abhängig. Steigt der Anteil des schweren Diebstahls an der Gesamtkriminalität, sinkt auch deren Aufklärungsquote.

Der Innensenator verwies darauf, dass es sich bei der PKS um eine Arbeitsstatistik der Polizei handelt, deren Aussagewert nur eingeschränkt die reale Kriminalität eines Jahres abbildet. Neben den Straftaten, die den Strafverfolgungsbehörden nicht bekannt sind (Dunkelfeld), verändern auch Anzeigebereitschaft der Bürger, Gesetzesänderungen, oder auch der Verfolgungsdruck der Polizei die PKS. So hatte die Polizei im Land Bremen im Berichtsjahr diverse Sondersituationen zu bewältigen, die mit der Einführung des Euro-Bargeldes, der Sicherung von Castortransporten, mehreren Mordkommissionen – darunter der Soko-Adelina – sowie den Terrorereignissen vom 11. September 2001 im Zusammenhang stehen.

Im Jahr 2001 zeichneten sich folgende deliktsbezogene Kriminalitätstrends ab:

Anstieg bei:

- Mord und Totschlag um 11 Delikte von 56 (davon 46 Versuche) auf 67 Fälle (davon 50 Versuche)

- Vergewaltigung und sexuelle Nötigung um 30 Delikte von 129 auf 159 Fälle (davon 57 Versuche)

- gefährlicher und schwerer Körperverletzung um +6,9% von 1.574 auf 1.683 Fälle (= + 109 Fälle) sowie bei vorsätzlicher leichter Körperverletzung um 1,7% von 2.900 auf 3.240 Fälle (= + 340 Fälle)

- Gewaltkriminalität um +4,2% von 3.537 auf 3.686 Fälle (= + 149 Fälle)

- Diebstahl unter erschwerenden Umständen um +2,8% von 31.415 auf 32.288 Fälle

(= + 873 Fälle)

- Straßenkriminalität um +1,5% von 30.362 auf 30.803 Delikte (= + 441 Fälle)

Abnahme bei:

- Diebstahl ohne erschwerende Umstände um – 1,7% von 20.801 auf 20.441 (= -360 Fälle), insbesondere beim Ladendiebstahl um -2,0% von 9.812 auf 9.612 Fälle (= - 200 Delikte)

- Diebstahl von Kraftfahrzeugen um -3,2 % von 1.328 auf 1.285 Fälle (= -43 Delikte) sowie an Kraftfahrzeugen um -7,4% von 1.287 auf 1.191 Delikte (= - 96 Fälle)

- Handtaschenraub um -28,6% von 262 auf 187 Fälle (= - 75 Delikte)

- Betrug um -3,5% von 11.835 Taten auf 11.415 (= - 420 Fälle)

- Sachbeschädigung um -3,3% von 7.653 auf 7.400 Taten (= - 253 Delikte)


2001 wurden von der Polizei insgesamt 25.007 Tatverdächtige registriert. Das sind 501 weniger (- 2,0%) als im Vorjahr. Die Anzahl der deutschen Tatverdächtigen nahm um 277 (-1,5%), die der nichtdeutschen Tatverdächtigen um 224 (- 3,0 %) ab.

Als ein „erfreuliches Signal“ wertet Senator Dr. Böse, dass in den vergangenen fünf Jahren die Kinder- und Jugenddelinquenz kontinuierlich zurückgegangen ist; im Jahr 2001 reduzierte sich der Anteil der unter 21-Jährigen unter den Tatverdächtigen abermals um minus 0,7 % auf 28,2; 2001 wurden in dieser Altersgruppe 7.053 Tatverdächtige registriert. Entgegen der häufig vertretenen Meinung ist der überwiegende Anteil der in Bremen und Bremerhaven registrierten Intensivtäter über 21 Jahre alt. Dennoch weisen die festgestellten Sozialmerkmale darauf hin, dass Grundlagen für eine spätere „kriminelle Karriere“ schon im Kindes- und Jugendalter gelegt worden sein können.

Die Kinder- und Jugenddelinquenz, sowie die Kriminalität der Erwachsenen ist mit polizeilichen Maßnahmen und den Möglichkeiten der Strafjustiz alleine lediglich in einem sehr begrenzten Umfang zu beeinflussen, verweist Senator Dr. Böse auf die besondere Bedeutung gesamtgesellschaftlicher Kriminalprävention. Die behördenübergreifende Kooperation der Polizeidienststellen im Land Bremen z.B. mit Schulen, Kindergärten und anderen vergleichbaren Einrichtungen funktioniert durch die direkten Kontakte zwischen den einzelnen Institutionen und dem regional zuständigen Polizeirevier mit dessen Kontaktbeamten. Des weiteren werden bei der Polizei Bremen für das Aufgabenfeld „Jugend, Prävention und Öffentlichkeitsarbeit“ ausgebildete dezentrale Jugendbeauftragte eingesetzt, die mit dem zentralen Jugendbeauftragten der Kriminalpolizei kooperieren und den Schulen, Kindergärten etc. ebenfalls als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Die Ortspolizeibehörde Bremerhaven verfügt über zwölf Jugendsachbearbeiter, die u. a. für Präventionsangelegenheiten im Zusammenhang mit Jugendlichen und Kindern befasst sind.

Im Land Bremen sind 78.765 Ausländer gemeldet, das sind 13,5 % der Gesamtbevölkerung. Zwar sind weit über 90% von den im Land Bremen lebenden nichtdeutschen Einwohnern polizeilich nicht in Erscheinung getreten, gleichwohl fällt auf, dass im vergangenen Jahr 7.148 ausländische Tatverdächtige registriert wurden; das entspricht einem Anteil von 28,6 % an der Gesamtzahl der Tatverdächtigen.



Gegenüber der Presse stellte Innensenator Dr. Kuno Böse weitere Schlaglichter aus der PKS zusammen mit den polizeilichen Maßnahmen zu einzelnen Deliktsfeldern vor:


Gewaltkriminalität

Die Gewaltkriminalität - im wesentlichen geprägt von Raubtaten sowie den Körperverletzungsdelikten - stieg im Land Bremen um + 4,2 % (149 Fälle) von 3.537 (2000) auf 3.686 Delikte an. Die Aufklärungsquote der Gewaltkriminalität lag mit 62,6 % erneut auf einem hohen Niveau (2000 = 59,8% ).

Die Zunahme der Gewaltkriminalität resultierte im wesentlichen aus einem Anstieg des Raubes auf Straßen, Wegen und Plätzen um 26 Delikte(= +3,0%) auf 882 Straftaten, der gefährlichen und schweren Körperverletzung um 109 Fälle sowie der Vergewaltigung und sexuellen Nötigung um 30 Fälle. Dagegen sind die Fallzahlen des Handtaschenraubes um 75 Delikte zurückgegangen.

Die Entwicklung des Raubes insgesamt (einschließlich der räuberischen Erpressung), der im Land um fünf Delikte auf 1.768 Fälle zurückging, nahm in den beiden Stadtgemeinden einen unterschiedlichen Verlauf. Während die Fallzahlen in Bremen um 105 Taten (-7,0%) auf 1.385 Delikte zurückgingen, stiegen sie in Bremerhaven um 100 Fälle (+35,3%) auf 383 Taten an.

Bei den Raubdelikten auf öffentlichen Straßen, Wegen und Plätzen handelt es sich überwiegend um Delikte mit jugendtypischer Begehungsweise (sog. „Abziehen“), bei denen sowohl Täter als auch Opfer junge Menschen sind. So waren in 2001 von insgesamt 495 ermittelten Tatverdächtigen zu diesem Deliktsbereich 385 Personen jünger als 21 Jahre; dabei stellte mit 223 Tatverdächtigen die Altersgruppe der 14 - 18jährigen den größten Anteil.

Der leichte Anstieg der Fallzahlen ist auch auf eine erhöhte Anzeigenbereitschaft zurückzuführen, die im Zusammenhang mit den zwischen Kontaktpolizisten und Jugendbeauftragten der Polizei, dem Bildungsressort mit seinen Schulen sowie dem Sozialressort abgestimmten und gemeinsam durchgeführten Aktivitäten steht. In solchen Konfliktfällen wird heute die Polizei häufiger eingeschaltet, als noch vor einigen Jahren. Das gilt insbesondere für Taten, die von Kindern und Jugendlichen unterschiedlicher Nationalitäten begangen werden. Es ist somit nicht unbedingt ein realer Kriminalitätsanstieg, sonder auch eine Aufhellung des Dunkelfeldes.

Zur Gewaltkriminalität zählende Körperverletzungsdelikte werden auch im privaten Wohnbereich und Lebensumfeld begangen. Auf die im Zusammenhang mit dieser Gewalt im sozialen Nahraum verübten Beziehungstaten wurde mit dem vom Senat verabschiedeten ressortübergreifenden „Konzept zur Bekämpfung der häuslichen Beziehungsgewalt“ reagiert. Die Polizei hat in den vergangenen Jahren bei der Bearbeitung von Straftaten im Zusammenhang mit häuslicher Beziehungsgewalt ihre Aktivitäten im Rahmen der Einsatzbewältigung, der Aus- und Fortbildung sowie der Kooperation mit anderen Institutionen verbessert. Um auf dieses Kriminalitätsphänomen zukünftig noch effektiver reagieren zu können, wurde am 25. Oktober 2001 die ”polizeirechtliche Wohnungsverweisung” zur Verhinderung weiterer schwerer Verletzungen zum Nachteil des Opfers von der Bürgerschaft in das Bremische Polizeigesetz eingefügt. Es dient der Vorbereitung zivilrechtlicher Maßnahmen, die auf der Grundlage des am 01.01.2002 in Kraft getretenen „Gesetz zur Verbesserung des zivilgerichtlichen Schutzes bei Gewalttaten und Nachstellungen sowie zur Erleichterung der Überlassung der Ehewohnung bei Trennung“ (Gewaltschutzgesetz) durchsetzbar sind. Da die rechtlichen Möglichkeiten in dieser Form erst seit kurzem bestehen, liegen noch keine verwertbaren kriminalstatistischen Daten vor.

„Unter Gewaltkriminalität zusammengefasste und häufig im öffentlichen Raum begangene Delikte beeinflussen das Sicherheitsgefühl der Bevölkerung in einem erheblichen Ausmaß,“ so Senator Dr. Böse, „die Bekämpfung der Gewaltkriminalität bleibt daher als zentrales Thema ein Schwerpunkt polizeilicher Aktivitäten in Form von gezielten repressiven und präventiven Maßnahmen“. Hierzu zählen z.B. der Einsatz von täterorientiert recherchierenden Ermittlungsgruppen, ein Intensivtäterkonzept oder die Erhöhung der Polizeipräsenz im öffentlichen Raum.


Diebstahlskriminalität

Die Diebstahlskriminalität ist geringfügig um +1,0% auf 52.729 Fälle angestiegen (2000: 52.216 Fälle). Mit einem Anteil von 56,6 % (2000: 56,3%) an der Gesamtkriminalität prägte der Diebstahl auch in 2001 das Gesamtbild der Kriminalität im Lande Bremen. In der Stadtgemeinde Bremen stieg die Diebstahlskriminalität um 0,2 % von 44.131 auf 44.211 Straftaten an, in Bremerhaven stieg sie um 5,4% von 8.085 Straftaten auf 8.518.

Die Aufklärungsquote (AQ) lag mit 24,7 % um einen Prozentpunkt unter der Aufklärungsquote des vorangegangenen Jahres.

Eine retrograde Betrachtung des schweren Diebstahls über einen langjährigen Zeitraum weist aus, dass sein Anteil an der Gesamtkriminalität zurückgegangen ist. Während dieser Deliktsbereich vor 10 Jahren noch mit 50,3 % gut die Hälfte aller Straftaten ausmachte, bildet er heute nur rund ein Drittel (34,6 %) der Gesamtkriminalität ab.


Schwerer Diebstahl in / aus Wohnräumen

Der Wohnungseinbruch hat geringfügig um + 1,6% auf 2.388 Fälle zugenommen (2000: 2.350 Delikte). 1997 wurden in diesem Deliktsfeld noch 3.016 Fälle registriert. Die Aufklärungsquote lag bei 9,3%. Während der Einbruchsdiebstahl in der Stadtgemeinde Bremen um 126 Taten (-6,2%) auf 1.902 Delikte zurückging, stieg er in Bremerhaven um 164 Taten (+50,9%) auf 486 Delikte an.

Der Anteil der Konsumenten harter Drogen als ermittelte Tatverdächtige im Zusammenhang mit dem Tageswohnungseinbruch betrug in 2001 = 51,3 % und dokumentiert erneut den exponierten Stellenwert dieses Deliktes im Rahmen der indirekten Beschaffungskriminalität.


Diebstahl rund um das Kfz

Der Diebstahl rund um das Kraftfahrzeug stieg um +3,4% auf 15.251 Fälle an (2000: 14.741). Die Aufklärungsquote betrug 4,4 % (2000: 4,6 %). In der Stadtgemeinde Bremen ging der Diebstahl rund um das Kfz um 0,4% von 13.314 auf 13.259 Straftaten zurück, in Bremerhaven stieg er um 37,3% von 1.451 auf 1.992 Straftaten.

Der Diebstahl in / aus Kfz hat um 5,0% auf 12.358 Fälle zugenommen (2000: 11.772). Ein sicherer Schutz vor Diebstählen aus Kraftfahrzeugen besteht nur dann, wenn die Fahrzeugbesitzer ihre Handys und andere Wertgegenstände nicht sichtbar im Auto liegen lassen.

Beim Diebstahl von Kraftwagen liegt ein Rückgang um –3,2% auf 1.285 Fälle vor (2000: 1.328 Delikte). Der Rückgang beim Diebstahl von Kraftfahrzeugen basiert auf den von den Kraftfahrzeugherstellern kontinuierlich verbesserten technischen Sicherungseinrichtungen (z. B. elektronische Wegfahrsperre) sowie einer optimierten nationalen und internationalen polizeilichen Zusammenarbeit mit einer optimierten Aufklärung.


Ladendiebstahl

Der Ladendiebstahl ist um –2,0% auf 9.612 Delikte geringfügig gesunken (2000: 9.812 Fälle). Die Aufklärungsquote betrug 93,5 % (2000: 92,5 %).

Seit April 2001 führt die Polizei das Konzept zur Verhinderung von Ladendiebstählen von Kindern und Jugendlichen durch, das sich auf Tatverdächtige konzentriert, die Ersttäter sind und zur Tatzeit dem Schulunterricht ferngeblieben sind. Dazu werden Kinder und Jugendliche, die in Bremen wohnen, grundsätzlich ihren Eltern nach der Tat übergeben. Der Kontaktpolizist sucht die Familie später noch einmal auf und führt mit den Betroffenen ein normenverdeutlichendes Gespräch. Nichtdeutsche Eltern werden mit einem in ihrer Muttersprache abgefassten Brief über die Tat ihres Kindes informiert. Ferner pflegen die Polizeibehörden des Landes Kontakte zu den Leitungen der Schulen.


Straßenkriminalität

Unter Straßenkriminalität werden die ausschließlich oder hauptsächlich im öffentlichen Verkehrsraum begangenen Delikte zusammengefasst. Im Berichtszeitraum wurde eine Zunahme um + 1,5% auf 30.803 Fälle registriert (2000: 30.362 Delikte). Die Aufklärungsquote betrug 9,1 % (2000: 10,1 %). 32,7% der ermittelten Tatverdächtigen waren nichtdeutsche Staatsangehörige. Ihr Anteil ging leicht zurück (2000: 33,0%), befindet sich aber weiterhin auf einem hohen Niveau.

Das Bild der Straßenkriminalität wird maßgeblich von Diebstahlsdelikten geprägt, deren Anteil 82,9 % (25.543 Fälle) betrug. Bei 32,1 % der ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich um nichtdeutsche Tatverdächtige und bei 34,8 % um Konsumenten harter Drogen. Der Anteil des Raubes an der Straßenkriminalität lag bei 3,5 %. Bei 44,3 % der ermittelten Tatverdächtigen handelte es sich um nichtdeutsche Tatverdächtige. 17 % waren Konsumenten harter Drogen.


Rauschgiftkriminalität

Die Zahl der Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz gingen um -14,2% auf 3.626 Delikte (2000: 4.231 Delikte) zurück. Die Aufklärungsquote betrug 97,5 % (2000: 96,4 %). In der Stadtgemeinde Bremen gingen die Fallzahlen um 635 Taten (-16,8%) auf 3.141 Fälle zurück, in Bremerhaven stiegen sie um 30 Taten (+6,6%) auf 485 Delikte an.

Die indirekte Beschaffungskriminalität hat einen erheblichen, wenn nicht sogar bestimmenden Einfluss auf die Entwicklung der Gesamtkriminalität. Ein Teil der von der Polizei registrierten Straftaten weist einen Drogenbezug auf. Nach wie vor geraten viele Menschen in den Kreislauf "Drogenmissbrauch und -abhängigkeit" mit den daraus resultierenden persönlichen, gesundheitlichen und sozialen Folgen bis hin zum Drogentod. Zur Finanzierung ihrer Sucht benötigen Drogenabhängige Geldmittel, die sie zum Teil durch die Begehung von Straftaten beschaffen. Hierzu zählen insbesondere Ladendiebstahl sowie Diebstähle aus Wohnungen und aus Kraftfahrzeugen sowie Raubdelikte.

Bei der Bekämpfung der Rauschgiftkriminalität wird an den bewährten drei Säulen des Bremer Drogenhilfeplans, Prävention, Strafverfolgung und Suchthilfe, festgehalten. Dabei orientiert sich die polizeiliche Strategie einerseits zielgerichtet und personenorientiert gegen Einzeltäter sowie Gruppierungen - insbesondere im Bereich des überregional und international organisierten Handels und Schmuggels. Den anderen Ansatz bildet das Brennpunktkonzept, das auf die sich überwiegend sporadisch bildenden Drogenszenen abzielt.

Unter der Leitung des Senators für Inneres, Kultur und Sport wurde eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe gebildet, Maßnahmen für das u. a. von der Drogenproblematik betroffene Steintorviertel erarbeitet hat. Ausschlaggebend für die Bildung dieser Arbeitsgruppe war eine Häufung von Ladenleerständen im Bereich der Sielwallkreuzung sowie weitere vereinzelte Leerstände im Ostertorsteinweg und Vor dem Steintor sowie die Klagen der Stadtteilbewohner und Geschäftsinhaber, deren Sicherheitsgefühl dadurch offensichtlich beeinträchtigt wurde.

Seit 1992 wird in Bremen der Brechmitteleinsatz als polizeiliche Maßnahme der Beweissicherung praktiziert. Es ist in Bremen kein Fall bekannt, der zu schweren Komplikationen geführt hat. Bremen hält an der Brechmittelvergabe, die sich stets am Einzelfall orientiert, fest. Im übrigen hat das Bundesverfassungsgericht anerkannt, dass der auf die Vorschrift der Strafprozessordnung gestützte Einsatz von Brechmitteln grundsätzlich nicht auf verfassungsrechtliche Bedenken trifft.

In Bremen existieren keine Drogenkonsumräume. Die Zulassung und der Betrieb von Drogenkonsumräumen werden aus kriminaltaktischen und -politischen sowie sozial- und ordnungspolitischen Aspekten abgelehnt. Durch Drogenkonsumräume werden die von der Drogenszene ausgehenden negativen Auswirkungen verstärkt, weil sie Kristallisationspunkte für Abhängige und Dealer sind. Offener Drogenhandel und -konsum führen zu Verelendungs- und Verslumungstendenzen im unmittelbaren Umfeld der Drogenkonsumräume, die erhebliche öffentliche Proteste der Bevölkerung hervorrufen. Die Einrichtung von Drogenkonsumräumen führt weiter zu einem Abbau der Hemmschwellen im Umgang mit Suchstoffen und der subjektiven Verharmlosung des Drogenkonsums, insbesondere bei Kindern und Jugendlichen

Im Land Bremen wurden 72 Drogentote (Stadtgemeinde Bremen: 66 Drogentote, Bremerhaven: 6 Drogentote) registriert. Zum Vergleich; im Jahr 2000 waren 76 drogenabhängige Menschen gestorben, davon 69 in der Stadt Bremen und sieben in der Stadt Bremerhaven.


Wirtschaftskriminalität

In der Wirtschaftskriminalität, geprägt durch Betrugsdelikte und Insolvenzstraftaten, wurde ein Rückgang um 12,7 % (- 108 Fälle) von 850 (2000) auf 742 Delikte registriert. Die Aufklärungsquote betrug 97,6 % (2000: 98,7 %). Die betrügerischen Wirtschaftsstraftaten umfassten im Jahr 2001 407 Fälle. Im Jahr 2000 waren es 342 Fälle (+ 11,8 %). Die Insolvenzstraftaten umfassten 107 Fälle (2000: 109 Delikte), die alle aufgeklärt wurden.


Die Betrugsdelikte gingen insgesamt um 3,5 % (minus 420 Fälle) von 11.835 (2000) auf 11.415 Fälle zurück. Die Aufklärungsquote lag hier bei 85,1 % (2000: 85,2%). Es wurden 5.200 Tatverdächtige ermittelt, der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen lag bei 22,4%; das sind 1.164 nichtdeutscheTatverdächtige.

Innerhalb der Betrugsdelikte stellten die Schwarzfahrer (Beförderungserschleichung) mit 5.355 Delikten (46,9%) den überwiegenden Anteil. Während die Fallzahlen hierzu in der Stadtgemeinde Bremen um 193 Taten (-3,5%) auf 5.191 Delikte zurückgingen, stiegen sie in Bremerhaven um 38 Taten (+30,2%) auf 164 Delikte an.


Sachbeschädigung

Die Zahl der Sachbeschädigungen ist um -3,3% auf 7.400 Delikte zurückgegangen (2000: 7.653 Delikte). Den überwiegenden Anteil stellen die Sachbeschädigungen an Kraftfahrzeugen mit 3.125 Delikten, dessen Fallzahlen gegenüber dem Vorjahr (3.124 Fälle) nahezu konstant geblieben sind.

Der Farbvandalismus (illegales Graffiti) weist gegenüber dem Vorjahr eine leichte Steigerung um 15 Delikte auf 815 Fälle in 2001 aus. Dass im vergangenen Jahr 124 Tatverdächtige (2000: 97 Tatverdächtige) ermittelt worden sind, ist ein Erfolg konsequenter Arbeit der Polizei. Im Abschnitt “Farbvandalismus“ wird die Sachbearbeitung der mit dieser Thematik zusammenhängenden Ermittlungsvorgänge zentral für die Stadtgemeinde Bremen vorgenommen. Analog hierzu hat die Ortspolizeibehörde Bremerhaven die Sondergruppe „Graffiti“ für eine zentrale Bekämpfung dieser Deliktsart gegründet. Ziel ist, das durch die Verunstaltung von privaten und öffentlichen Gebäuden beeinträchtigte Sicherheitsgefühl der Bremer und Bremerhavener Bürger zu verbessern, eine effektive Strafverfolgung zu betreiben und Farbvandalismus durch Prävention zu verhindern, indem z. B. Kontaktbeamte in den Schulen über Farbvandalismus referieren und diskutieren.


Senator Dr. Böse: Anstrengungen bei Kriminalitätsbekämpfung verstärken!

„Bei allen positiven Signalen in einzelnen Deliktsfeldern, beispielsweise der Kinder- und Jugendkriminalität, können wir dennoch nicht zufrieden sein“, fasste Innensenator Dr. Böse das Datenwerk zusammen. Die PKS-Zahlen stagnierten auf einem hohen Niveau. „Daher müssen wir die Anstrengungen bei der Bekämpfung, Aufklärung und Verhinderung von Straftaten deutlich verstärken.“ Zur Verbesserung der Polizeiarbeit haben wir von der Bremischen Bürgerschaft zusätzliche Stellen und Mittel bekommen, so der Innensenator. Die Polizei hat die ernstzunehmenden Signale aus der Kriminalstatistik bereits aufgegriffen und verfolgt die hier dargestellten Maßnahmen weiter.

Wir setzen weiter auf konsequente Kriminalitätsbekämpfung, die Straftaten nicht verharmlost, sondern engagiert gegen jede Form des Rechtsbruchs vorgeht“, erklärte Senator Dr. Kuno Böse abschließend. „Der Polizei Bremen und der Ortspolizeibehörde Bremerhaven und allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern danke ich für ihren vorbildlichen Einsatz für unsere Bürgerinnen und Bürger.“