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Wiedersehen mit Nesthäkchen - Ausstellung in der Stadtbibliothek Vahr

16.01.2002

Dem Leben und Werk der Schriftstellerin Else Ury widmet sich eine Ausstellung, die vom 21. Januar bis 26. Februar in der Stadtbibliothek Vahr zu sehen ist. Die vom Heimatmuseum Berlin-Charlottenburg zusammengestellte Schau wird am Montag, 21. Januar, 10 Uhr, mit einem Vortrag der Berliner Ury-Forscherin Barbara Asper eröffnet. - In den zwanziger Jahren verschlangen viele Mädchen die Geschichten vom „Nesthäkchen“. Ihre Autorin ist jedoch heute nur noch wenigen bekannt: Else Ury (1877-1943). Ihre Bücher, die zwischen 1905 und 1933 erschienen, erreichten Auflagen in Millionenhöhe. Vom Kind zum Backfisch, von der jungen Frau zur Mutter und Großmutter – alle Generationen traten in Urys Mädchenbüchern auf. Die Welt in ihren Büchern ist die der eigenen Kindheit, eine „heile Welt“, aufgeteilt in gut und böse, in richtig und falsch. Ihrer jüdischen Abstammung wegen, wird Else Ury aus der Reichsschrifttumskammer ausgeschlossen, ihre Bücher werden verboten, aus Buchhandlungen und Bibliotheken entfernt. Obwohl Verwandte und Freunde Deutschland verlassen, bleibt sie in Berlin. 1943 wird sie in Auschwitz von den Nazis ermordet. In den siebziger und nachfolgenden Jahren wird sie als nazifreundlich diffamiert, ein Klischee, das ohne große Überprüfung weiter gegeben wurde. Nichts aber hat den großen Erfolg ihrer Bücher verhindern können, die für das ZDF verfilmt wurden und bis heute in immer neuen Auflagen erscheinen, wenn auch seit 1945 stark verändert und gekürzt.


Die Ausstellung in der Stadtbibliothek Vahr zeigt aus unterschiedlichen Sichtweisen, wie differenziert das Werk Else Urys in Wirklichkeit ist, wieviele Aspekte der Frauenemanzipation, der Frauenbildung und Ausbildung aufgenommen wurden. Ury, stark beinflußt von der Frauenbewegung ihrer Zeit, übernahm die Forderungen von Alice Salomon, Luise Otto-Peters, Auguste Schmidt nach einer gleichberechtigten Ausbildung für Mädchen, nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit und nach einer humaneren Gesetzgebung für Frauenarbeit in ihren populär geschriebenen Büchern.


Die Ausstellung in der Stadtbibliothek Vahr ist geöffnet: Montags, dienstags, donnerstags von 11-18 Uhr, freitags von 11-17 Uhr sowie sonnabends von 10-13 Uhr.