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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Gesundheitssenatorin: Verstärkt mit dem Thema Organspende auseinandersetzen

31.05.2005

Aktion „Ich entscheide selbst!“ vorgestellt – Lange Wartelisten bei Patientinnen und Patienten

Rund 14 000 Menschen warten bundesweit auf ein Organ, das ihr Leben rettet. Davon sind nahezu 10 000 auf eine Nieren-Transplantation angewiesen. Die Wartelisten verlängern sich kontinuierlich – allein im Land Bremen hoffen derzeit 272 Männer und Frauen auf eine Spenderniere.


Auf diesen Notstand haben heute (31. Mai 2005) Gesundheitssenatorin Karin Röpke und der Leiter des Transplantationszentrums am Klinikum Bremen Mitte, Professor Dr. Kurt Dreikorn, hingewiesen.


Ihr Ressort, so die Senatorin, habe deshalb bereits eine Aufklärungskampagne im Jahr 2003 gestartet und unterstütze nun die Initiative „Organspende – ich entscheide selbst!“ des Verbandes der Angestellten-Krankenkassen/Arbeiter-Ersatzkassenverband (VdAK/AEV), der Ärztekammer Bremen und der Krankenhausgesellschaft der Freien Hansestadt Bremen sowie des Dialysevereins in diesem Jahr.


Ab dem 4. Juni 2005, dem Tag der Organspende, werden an vielen Stellen in Bremen und Bremerhaven Informationsblätter ausliegen, aus denen die Bürgerinnen und Bürger ihren eigenen Organspendeausweis ausschneiden und ausfüllen können. Damit kann die Zustimmung oder auch Ablehnung einer Organentnahme nach dem Tode dokumentiert werden. Es reicht aus, wenn der Ausweis - beispielsweise in der Brieftasche – immer mitgeführt wird, die Daten werden nirgends registriert. So kann die persönliche Entscheidung auch jeder Zeit revidiert werden.


„Natürlich“, so Karin Röpke, „entscheidet jeder selbst, ob er einer Entnahme zustimmt oder sie ablehnt. Dennoch meine herzliche Bitte im Interesse der auf Organe angewiesenen Patientinnen und Patienten, sich für die lebensrettende Spende auszusprechen.“


„Wer sich zu Lebzeiten mit der Organspende beschäftigt und eine Entscheidung trifft, erspart den Angehörigen eine unter Umständen dramatische Situation“, betonte Karl Nagel, Leiter der VdAK/AEV-Landesvertretung Bremen. Alarmierend sei in diesem Zusammenhang, dass bei fast 50 Prozent der potentiell geeigneten Organspender derzeit eine Entnahme deswegen nicht erfolgen kann, weil die Einwilligung durch die Angehörigen versagt wird.


Leider, so Karl Nagel, legten sich bisher viel zu wenige Menschen einen Spendeausweis zu. Während 14 Prozent der bundesdeutschen Bevölkerung über einen solchen Ausweis verfügt, beträgt der Anteil im Land Bremen lediglich 8 Prozent.


Das seit dem 1. Dezember 1997 gültige Transplantationsgesetz (TPG) regelt die Entnahme, Vermittlung und Transplantation von Spenderorganen. Unter anderem enthält es verbindliche Festlegungen zum Hirntod, es verpflichtet die Krankenhäuser zur Mitarbeit, stellt Organhandel unter Strafe und schreibt zwingend eine so genannte „erweiterte“ Zustimmung vor, entweder durch eine Erklärung des Verstorbenen selbst (z.B. durch einen Spendeausweis) oder durch die nächsten Angehörigen, die ihre Entscheidung im Sinne des mutmaßlichen Willens des Verstorbenen zu fällen haben.


Seit Inkrafttreten des TPG hat das Gesundheitsressort nach Angaben der Senatorin sämtliche Krankenhäuser im Lande Bremen wie auch im Umland mit dem Transplantationsgesetz kontinuierlich vertraut gemacht.


„In der Bevölkerung wird noch immer zu wenig über die Organspende gesprochen: Mit der Lebenspartnerin oder dem Lebenspartner, der Hausärztin oder dem Hausarzt, im Kreise von Familie und Freunden, am Arbeitsplatz - auch in den Medien ist das Thema zu selten vertreten“, sagte Senatorin Röpke.


In Bremen werden ausschließlich Nieren transplantiert. Im Transplantationszentrum am Klinikum Bremen Mitte sind im vergangenen Jahr 43 Nieren verpflanzt worden. Seit Gründung des Zentrums 1988 waren es insgesamt 632 Nieren.


Bundesweit werden in den Transplantationszentren folgen Organe transplantiert: Niere, Leber, Herz, Lunge und Pankreas (Bauchspeicheldrüse). Dafür werden Wartelisten geführt. Sie registrieren alle Patienten und Patientinnen, die ein Organ benötigen und transplantiert werden können. Die Deutsche Stiftung Organtransplantation (DSO) unterstützt die Krankenhäuser bei der Organentnahme („Koordinierungsstelle“), während Eurotransplant (ET) in Leiden (Niederlande) die entnommenen Organe anhand klarer Kriterien verteilt („Vermittlungsstelle“) Dort werden für jedes Organ gemeinsame Wartelisten der ET-Mitgliedsländer Niederlande, Belgien, Luxemburg, Österreich, Slowenien und Deutschland aufgestellt. Die länderübergreifende Kooperation macht es möglich, in dringenden Fällen möglichst rasch ein lebensrettendes Organ zu finden. Außerdem können mehr „passende“ Organe vermittelt und somit die Aussicht auf eine erfolgreiche Transplantation erhöht werden.



Referent/innen in der Pressekonferenz:
Gesundheitssenatorin Karin Röpke,
Professor Dr. Kurt Dreikorn, Chefarzt der Urologischen Klinik und Leiter des Transplantationszentrums am Klinikum Bremen Mitte
Karl Nagel, Leiter der Bremer Landesvertretung des Verbandes der Angestellten Krankenkassen/Arbeiter-Ersatzkassenverband (VdAK/AEV)
Dr. Klaus-Dieter Wurche, Präsident der Ärztekammer Bremen
Jörg Hübner, ihm wurde 1998 eine Niere transplantiert
Wilfried Pietrzyk, er wartet seit zwei Jahren auf eine neue Niere