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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Verstärkte „Interkulturelle Öffnung“ der Altenhilfe in Bremen angestrebt

28.05.2003

Arbeiterwohlfahrt beginnt mit ihren Einrichtungen im Bremer Westen

Der Senator für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales und die Arbeiterwohlfahrt Bremen teilen mit:

Die Einrichtungen der Altenhilfe in Bremen sollen ihre Angebote überdenken und verstärkt auf die Bedürfnisse älterer Migrantinnen und Migranten ausrichten. Die Arbeiterwohlfahrt (AWO) Bremen hat 2002 eine entsprechende Projektidee entwickelt und mit finanzieller Förderung durch das Sozialressort ein Konzept zur "Interkulturellen Öffnung der Altenhilfe" erarbeiten lassen. Mit der Förderung war die Auflage verbunden, dass dieses Konzept auch für alle anderen Träger im Land Bremen zur Verfügung steht und zu einem neuen Qualitätsmerkmal in Einrichtungen der Altenhilfe wird. Die AWO-Referate Migration und Altenhilfe haben zwei Expertinnen mit der Konzepterstellung beauftragt: Dr. Sunna Wölk aus Hannover (selbst migrationserfahren und mit der Thematik des Alterns in der Fremde vertraut) sowie Gabriele Becker, Pflegedienstleitung in einem AWO-Seniorenzentrum.


Sozialsenatorin Karin Röpke, AWO-Geschäftsführer Dr. Burkhard Schiller und die AWO-Mitarbeiterinnen Hannelore Bitter-Wirtz und Doris Fuhrmann stellten das Konzept jetzt der Öffentlichkeit vor.


Alt werden in Bremen ist nicht nur ein Thema für hier geborene Einheimische, sondern auch für die rund 126.000 Menschen mit Migrationshintergrund.


Bremen bietet eine breite Palette von Angeboten für Senioren – sei es im ambulanten, teilstationären oder stationären Bereich oder auch in Form von zielgruppenorientierten Freizeitangeboten. Im Vergleich zur einheimischen Bevölkerung nutzen Migrantinnen und Migranten die unterschiedlichen Formen der Unterstützung wie Nachbarschaftshilfe, häusliche Krankenpflege, Tages- oder Langzeitpflege unterdurchschnittlich. Nur in einigen Heimen sind mittlerweile (einige wenige) ältere Türken oder Aussiedler anzutreffen.


Die Gründe: Migranten haben zu wenig Kenntnis über die Angebote der Altenhilfe – auch wenn sie bereits seit Jahrzehnten hier leben. Sie wissen kaum etwas über die Leistungen ihrer Kranken- und Pflegeversicherung. Sie verlassen sich darauf, dass im Pflegefall die jüngeren Angeörigen zur Stelle sind und Dienste übernehmen. Hervorzuheben bleibt dennoch: Die Einrichtungen der Altenhilfe sind trotz unterschiedlicher Bemühungen der Träger um diese Personengruppe in den Konzepten und in der Ausgestaltung der Angebote noch unzureichend auf Migranten eingestellt.


Altwerden in der Fremde – das ist ein Thema, das nicht nur in Bremen, sondern auch in anderen Städten Deutschlands bearbeitet wird. Im Sommer vorigen Jahres hat ein überregionaler Arbeitskreis eine "Charta für eine kultursensible Altenpflege" herausgebracht. Mit dabei war auch die AWO, die ihrerseits einen bundesweit gültigen Beschluss getroffen hat, alle ihre Einrichtungen interkulturell kompetent zu machen.


Im Februar 2003 konnte der Stadt das Konzept überreicht werden mit Bestandsaufnahme, Befragungsergebnissen, den Dimensionen einer Interkulturellen Öffnung sowie differenzierten Handlungsempfehlungen. Jetzt setzt die Phase der Umsetzung ein – zumindest für die AWO, die alle Einrichtungen im Bremer Westen – dem Stadtteil, in dem besonders viele Migranten leben, interkulturell kompetent machen möchte. Zu den Einrichtungen gehören konkret: das Ella-Ehlers-Haus (ein Altenwohn- und Pflegeheim mit Kurzzeit- und Tagespflege), das Pflege- und Service-Zentrum mit der Vermittlung von ambulanten Diensten, die Servicewohnungen und die Begegnungsstätte.


Was bedeutet es für eine Einrichtung, wenn sie sich interkulturell öffnen möchte?


Fünf Dimensionen wurden festgelegt:


  1. Öffnung in symbolischer Hinsicht (Selbstverständnis der Einrichtung, Erstellung eines entsprechenden Leitbildes, Zieldefinition)
  2. Öffnung in personeller Hinsicht (Repräsentanz der Öffnung z.B. durch Einstellung von Professionellen nicht-deutscher Herkunft als gleichberechtigte Kollegen/Kolleginnen, Entwicklung von multikulturellen zu interkulturellen Teams)
  3. Öffnung in persönlicher Hinsicht (Fremdheitserfahrung, Selbstreflexion, Aneignung von Spezialwissen und Erwerb von Handlungskompetenz)
  4. Öffnung gegenüber der neuen Klientel (z.B. durch kulturspezifische Ansprache, aktives Zugehen auf die ethnischen communities, Partizipation)
  5. Öffnung in inhaltlicher Hinsicht (Ergänzung ggf. Revidierung der erworbenen Inhalte unter interkulturellen Gesichtspunkten, Überprüfung und Veränderung von organisatorischen Abläufen und Angeboten)


Interkulturelle Öffnung ist kein zusätzliches Angebot. Die bestehenden Angebote werden verändert auf die Bedarfe und Bedürfnisse auch von Migranten.