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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Ein Kinderkrankenhaus der ganz anderen Art

06.09.2002

Im ZKH St.-Jürgen-Straße entsteht der familienfreundliche Neubau der Kinderklinik

In gut einem Jahr wird der Neubau der Prof.-Hess-Kinderklinik des Zentralkrankenhauses St.-Jürgen-Straße fertiggestellt sein. „Dann“, so hob Verwaltungsdirektor Walter Bremermann anlässlich des Richtfestes am Freitag, 8. September, hervor, “werden wir es mit einer völlig neuen Art des Kinderkrankenhauses zu tun haben.“ Das Besondere, so Bremermann, liege darin, dass bei der Planung nicht allein die Funktionalität, die räumlichen Notwendigkeiten der ärztlichen und pflegerischen Belange im Mittelpunkt standen, sondern verstärkt von den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen ausgegangen wurde. „Wir haben, um es bildlich auszudrücken, ihre Schuhe angezogen, durch ihre Brille das Kinderkrankenhaus betrachtet und dabei festgestellt, dass unsere jungen Patienten mehr Platz für Bewegung brauchen, dass sie Rückzugsmöglichkeiten benötigen, genauso wie die Möglichkeit der Begegnung. Und dass sie in der schweren Zeit ihrer Erkrankung vor allem eines zur Verfügung haben: den Halt durch ihre Familie.“


Der Verwaltungsdirektor machte keinen Hehl daraus, dass dieser Perspektivenwechsel maßgeblich durch die Beteiligung der Elternvereine und Selbsthilfegruppen ermöglicht wurde, die von Beginn an den Neubau mitgeplant haben. Dadurch wurden traditionelle Abläufe und räumliche Gegebenheiten in Frage gestellt und reflektiert. Gesundheitssenatorin Karin Röpke unterstrich in ihrem Grußwort ebenso das Engagement der Elternvereine, allen voran des Elternvereins Leukämie- und Tumorkranker Kinder. Die Senatorin: „Der Unterschied zu den alten Gegebenheiten wird – nicht zuletzt auch wegen des Einsatzes des Elternvereins – riesig sein.“


Das neuen Raumkonzept der Kinderklinik rückt ab von der konventionellen Bauweise, die lange Flure mit Patientenzimmern und wenigen Behandlungsräumen favorisierte. Stattdessen wird es großzügige Krankenzimmer geben, die eher Familienzimmern gleichen, weil sie privaten Charakter haben und auch Eltern zum Übernachten mit aufnehmen können. Getrennt davon entstehen eine Vielzahl von Behandlungs- und Untersuchungsräumen sowie Gemeinschaftsräume für Essen, Unterhaltung, Aufenthalt und Spiel. Damit sind erstmals Behandlungs- und Privaträume getrennt, was eine wesentlich bessere Wahrung der Intimsphäre der Kinder und Jugendlichen ermöglicht.


Bremermann hob weiter hervor, dass trotz des kind- und familienfreundlichen Ansatzes die Funktionalität des stationären Geschehens nicht auf der Strecke bleibe. Es werde im Gegenteil davon ausgegangen, dass es durch die optimale Organisation der Untersuchungs- und Behandlungsabläufe zu kürzeren Wartezeiten komme und die Effektivität der Arbeit gesteigert werde. Der Neubau beherbergt im übrigen zwei Stationen. Eine Station wird ausschließlich krebskranken Kindern und Jugendlichen vorbehalten bleiben. Die zweite wird Kinder mit chronischen Erkrankungen wie AIDS, Asthma, Diabetes, Epilepsie und Rheuma aufnehmen.


Wenn im August 2003 die ersten kleineren und größeren PatientInnen aufgenommen werden, haben sie diesen familienfreundlichen Neubau, dieses Mehr an Kinder- und Jugendmedizin, zahlreichen Spendern zu verdanken. Den Grundstock für dieses knapp 19 Millionen Mark teuere Haus hat der Senator für Gesundheit mit 12,6 Millionen Mark gelegt. Mehr konnte nicht bewilligt werden, da die Förderbedingungen der öffentlichen Hand ein derart großzügiges Raumangebot nicht vorsieht. Fünf Millionen Mark hat der Elternverein Leukämie- und Tumorkranker Kinder für den Neubau gespendet. 500 000 Mark steuerte die Waldemar-Koch-Stiftung bei. Der Rest der Finanzierung wurde und wird durch große und kleine Spenden aufgebracht. Die Bremer Stiftung für Kinder hat angekündigt, bis zur Fertigstellung 500 000 Euro zu spenden. Dazu Walter Bremermann in seiner Rede: „Nicht zu Unrecht haben wir den Neubau unter das Motto „Wir bauen gemeinsam“ gestellt. Dass tatsächlich so viele Menschen mit anpacken würden, um dieses besondere Kinderkrankenhaus Wirklichkeit werden zu lassen, hätte ich offen gestanden am Anfang der Planungen nicht für möglich gehalten.“