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Senatskanzlei

Programm 2015 zum „27. Januar – Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus“ vorgestellt

Bremen in der Zeit des Nationalsozialismus ist thematischer Schwerpunkt

09.01.2015

Der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus ist in der Bundesrepublik Deutschland ein nationaler Gedenktag, 1996 durch den damaligen Bundespräsidenten Prof. Dr. Roman Herzog eingeführt und auf den 27. Januar festgelegt. Dieses Datum bezieht sich auf den 27. Januar 1945 als jenem Tag vor nunmehr 70 Jahren, an dem Soldaten der Roten Armee die Überlebenden des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau befreit hatten. Und es ist nach wie vor ein nationaler und inzwischen auch europäischer wie internationaler Gedenktag, der allen Opfergruppen der Zeit des Nationalsozialismus gewidmet ist. Dieser Gedenktag dient nicht nur dem Zweck, ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen, sondern soll auch aktuelle Bezüge haben. In der Proklamation des Bundespräsidenten Roman Herzog hieß es: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt. Sie soll Trauer über Leid und Verlust ausdrücken, dem Gedenken an die Opfer gewidmet sein und jeder Gefahr der Wiederholung entgegenwirken.“

Unter der Koordination der Deutsch-Israelischen Gesellschaft Bremen, der Landeszentrale für politische Bildung und des Bremer Vereins „Erinnern für die Zukunft e.V.“ wird nun im Jahre 2015 zum 19. Mal in Folge ein Programm präsentiert, an dem sich wieder eine große Zahl von Kooperationspartnern beteiligt hat und in dem unterschiedlichste Aspekte des Erinnerns, des Mahnens und Gedenkens angesprochen werden.

Das Programm beginnt am 12. Januar 2015 und reicht bis Ende März 2015. Wieder versammelt das Veranstaltungsprogramm eine Vielzahl unterschiedlicher Themen und Formen als Angebot zur Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte im 20. Jahrhundert und mit den Bemühungen, aus dieser Geschichte auch Lehren zu ziehen. Es gibt Vorträge, Ausstellungen, Diskussionen, Stadtrundgänge, Filme und Buchvorstellungen im Programm 2015. Dieses Programm ist in diesem Jahr sehr umfangreich, es sprengt auch das bisher gewohnte Format von sechs Seiten - Nunmehr enthält der Prospekt acht Seiten.

Als thematischer Schwerpunkt des Programms im Jahre 2015 kann der Bremen-Bezug bezeichnet werden. Die meisten Veranstaltungen haben auf die eine oder andere Weise mit Bremen und der Zeit des Nationalsozialismus zu tun. In der zentralen offiziellen Gedenkstunde des Senats der Freien Hansestadt Bremen spricht Bürgermeister Jens Böhrnsen ein Grußwort. Diese Gedenkstunde findet am Dienstag, 27. Januar 2015, um 19.30 Uhr im Rathaus mit Ruth Bahar als Ehrengast statt. Ruth Bahar ist in Bremen geboren und spricht zum Thema: „Rosen in verbotenem Garten: mein Großvater Carl Katz, meine Mutter Inge Berger und Bremen“. Wieder werden Schülerinnen und Schüler die Namen ermordeter Opfer des Nationalsozialismus verlesen. Der Chor der Jüdischen Gemeinde Bremen begleitet die Veranstaltung musikalisch.

Stadtführungen zeigen Spuren jüdischen Lebens in Bremen oder verweisen auf Bremen im Nationalsozialismus. Die Geschichte der Bremer Unternehmer Biebow und Többens wird geschildert. Ein Vortrag befasst sich damit, wie es Sinti und Roma in Bremen nach 1945 erging. In Bremen-Nord folgt ein Vortrag dem Leben jüdischer Bremerinnen und Bremen im Exil und Jugendgruppen erkunden die in Bremen-Nord verlegten Stolpersteine zum Gedenken an die verfolgten und ermordeten Opfer des NS-Regimes. Das Erinnerungsprojekt "Stolpersteine Bremen" taucht einige weitere Male im Programm auf, so durch eine Stadtführung im Buntentor, aber auch in zwei Diskussionsveranstaltungen zu umstrittenen Aspekten im Zusammenhang mit der Verlegung von Stolpersteinen. Nicht zuletzt soll – als letzter Termin des Programms – der zweite Band der Reihe „Stolpersteine in Bremen – Biografische Spurensuche“ präsentiert werden. Das Buch wird am 24. März 2015 in der Stadtbibliothek vorgestellt und ist der Region Bremen-Mitte gewidmet. Das 2013 durch die Verlegung von Stolpersteinen für die Familie Lundner initiierte Kunstprojekt "Zimmerdenkmal" kann unter dem Motto „Auf den Spuren der Familie Lundner“ erneut nach Anmeldung besichtigt werden. Die Stadtbibliothek ist nicht nur als Ort vertreten, sondern bietet auch mit Kooperationspartnern weitere Veranstaltungen in Form von Lesungen an. Dabei geht es nicht nur um reine Literatur, sondern auch – zusammen mit der Landsmannschaft Ostpreußen – um die Geschichte des Schiffes „Gustloff“ oder um den Autoren Wassili Grossman, den Chronisten von Shoah und Stalinismus.

Bremen-Bezüge haben auch die Vorträge im Programm, die die Ausstellung „Ausplündern und Verwalten“ im Haus des Reichs, der Bremer Finanzbehörde, begleiten. Wir haben uns entschieden, diese Vorträge mit ins Programm zu nehmen, da sie eindeutig in den Zusammenhang des Gedenktages gehören. Das Kommunalkino City 46 steuert ein umfangreiches und vielfältiges Filmangebot in Kooperation mit unterschiedlichen Partnern bei. Die Lebensgeschichte der Pianistin Edith Kraus im Film der Bremer Filmemacher Rösing, die Dokumentation über das Ghetto von Riga, eine Liebesgeschichte in Litauen im Krieg im Film „Di Schpilke“ (Die Nadel) oder auch die Vorgeschichte des Frankfurter Auschwitz-Prozesses im Film „Im Labyrinth des Schweigens“ stehen auf dem Programm.

Das Schulmuseum veranstaltet Führungen durch die eigene Ausstellung über Kindheit und Jugend in Bremen und durch den Erdbunker auf dem Gelände. Zwei junge Historiker aus Bremen, die sich bereits im Vorjahr am Gedenktagprogramm beteiligt haben, sind auch 2015 wieder präsent. Das Schulmuseum veranstaltet einen Vortrag mit Matthias Loeber über den völkischer Wissenschaftler Richard von Hoff, von 1933 bis 1945 bremischer Senator für das Bildungswesen. Zusammen mit Jannik Sachweh referiert Matthias Loeber dann über das Verfahren gegen den Leiter des Ghettos in £ódŸ, den Bremer Unternehmer Hans Biebow unter der Überschrift "Entnazifizierung eines Toten?". Und wiederum Jannik Sachweh berichtet im Focke-Museum über Helen Rosenau, eine Kunsthistorikerin und Archäologin, die 1931 die erste wissenschaftliche Ausgrabung in Bremer Dom durchführte und als Jüdin 1933 ins Exil ging. Die Bremer Landesarchäologin Prof. Dr. Uta Halle wird in die Veranstaltung einführen.

Vom 22. Januar bis zum 6. Februar 2015 wird in der Unteren Rathaushalle die Ausstellung „Europäischer Widerstandskampf gegen den Nazismus“ von der Vereinigung der Verfolgten des Nazi-Regimes präsentiert. Eine weitere Ausstellung beschäftigt sich mit Antisemitismus in Deutschland heute. Die Heinrich-Böll-Stiftung veranstaltet zum Thema Antisemitismus einen Vortrag, aber auch eine Konzertlesung über die Künstlerin Peggy Stone. Die KulturAmbulanz des Krankenhaus-Museums würdigt das Leben von Paula Kleine von der NS-Psychiatrie bis zum Bremer Blaumeier-Atelier, wo sie durch Filmprojekte wie „Verrückt nach Paris“ bekannt wurde. Hermann Kuhn hält einen Vortrag über Treblinka mit dem Zusatz „Zeugnisse des Todeslagers. Erinnerung und Literatur“.

Im Gedenktag-Programm des Jahres 2012 wurde eine Studienreise nach Krakau und Auschwitz als Pilotprojekt angeboten: Nach der positiven Auswertung der Reise und nachdem immer wieder Interesse an einer Wiederholung geäußert worden war, wird diese Studienreise erneut angeboten, und zwar vom 6. bis zum 9. März 2015. Die Nachfrage war sehr stark, sodass die Teilnehmerzahl heraufgesetzt wurde: Dennoch sind alle Plätze belegt und es besteht bereits eine Warteliste. Es wird erwogen, dieses Angebot je nach Interesse immer mal wieder aufzunehmen.

Das Veranstaltungsprogramm 2015 zum Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus liegt an vielen öffentlichen Einrichtungen in Bremen aus oder kann angefordert werden bei der Landeszentrale für politische Bildung unter (0421) 361-2922. Im Internet gibt es das Programm im PDF-Format:www.lzpb-bremen.de und www.erinnernfuerdiezukunft.de.

Die Programmkoordination lag wieder bei Dr. Hermann Kuhn, Deutsch-Israelische Gesellschaft, und Michael Scherer, Landeszentrale für politische Bildung und „Erinnern für die Zukunft e.V.“.