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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Job-Rotation in der Altenpflege:
Helferinnen erwerben staatliche Anerkennung - Stellvertreterinnen gewinnen Praxis-Erfahrung

06.08.2001

Der Bedarf in der ambulanten und stationären Pflege an examinierten Altenpflegerinnen und Altenpflegern ist groß. Allein im Juli dieses Jahres meldete das Arbeitsamt 40 offene Stellen in der Stadt Bremen. Um den Mangel an Fachkräften abzumildern, aber auch, um die Qualität in der Pflege zu sichern, fördern das Sozialressort und das Arbeitsamt Bremen das bisher bundesweit einmalige Modell "Job-Rotation in der Altenpflege". Träger der Maßnahmen sind die Wirtschafts- und Sozialakademie (WiSoAk) der Bremer Arbeitnehmerkammer und die Bremer Heimstiftung, Kooperationspartner sind deren Altenpflegeschulen.


"Job-Rotation, die sich bereits in anderen Bereichen – wie beispielsweise in gewerblichen Klein- und Mittelbetrieben – bewährt hat, ist auch auf dem Sektor Pflege ein viel versprechendes Modell, das jetzt erprobt wird", betonten Sozialsenatorin Hilde Adolf und der stellvertretende Direktor des Arbeitsamtes Bremen, Lothar Eckert, heute(6. August 2001) gemeinsam bei der Vorstellung des Projektes.


Es funktioniert so: Angelernten Altenpflegehelfer/innen wird die Möglichkeit eröffnet, berufsbegleitend ihre Qualifikation schrittweise zu verbessern. Der erste Schritt ist die Qualifizierung zu staatlich anerkannten Altenpflegehelfern/helferinnen in den Altenpflegeschulen vom Heimstiftung und WiSoAk. 865 Unterrichtsstunden sind dafür zu absolvieren. Während sich die Beschäftigten weiterqualifizieren, werden arbeitsuchende Frauen und Männer als Stellvertreter/innen eingesetzt. Auch sie werden bei der WiSoAk für die staatliche Anerkennung qualifiziert, jedoch zeitversetzt zu denjenigen Beschäftigten, die sich weiterbilden und die staatliche Prüfung ablegen.


Bewährt sich das Modell, ist nach Angaben von Senatorin Adolf beabsichtigt, in einem zweiten Schritt für staatlich anerkannte Altenpflegehelfer/innen die volle Ausbildung zur Altenpflegerin/zum Altenpfleger zu ermöglichen.


"Bei der Job-Rotation in der Altenpflege gibt es nur Gewinner", stellte Hilde Adolf fest:


  • Der Anteil der nur angelernten Kräfte in den Einrichtungen wird reduziert, wie es das bremische Altenpflegegesetz vorsieht.

  • Diejenigen Beschäftigten, die sich weiter qualifizieren, verbessern ihre berufliche Situation und bekommen ihre Arbeitsleistung höher vergütet.

  • Den Pflege-Einrichtungen wird die Möglichkeit geboten, den Mangel an Fachkräften mittelfristig durch bewährte Mitarbeiter/innen abzubauen.

  • Die Stellvertreter/innen schließlich werden ebenfalls qualifiziert, erwerben im Rahmen der Job-Rotation Praxiserfahrung in einem Wachstumsbereich des Arbeitsmarktes und finden hier in aller Regel einen dauerhaften Arbeitsplatz.


Lothar Eckert:"Die Bundesanstalt für Arbeit ist immer auf der Suche nach innovativen Ansätzen, um einen möglichst optimalen Interessenausgleich auf dem Arbeitsmarkt herbeizuführen. Job-Rotation kann als ein Instrument dazu beitragen."


Finanziert wird das Projekt im Wesentlichen aus Mitteln des Arbeitsamtes und aus Mitteln des Europäischen Sozialfonds (ESF). Sozialressort und Arbeitsamt zahlen gemeinsam die Unterhaltsgelder für die Stellvertreter/innen.


Im April hat ein Lehrgang mit 17 Teilnehmer/innen begonnen, im September beginnt ein weiterer. Nach einem Jahr wird eine Zwischenbilanz gezogen. Fällt sie positiv aus, sollen weitere Qualifizierungs-Maßnahmen im kommenden Jahr folgen.




Der Bedarf an ausgebildeten Pflegekräften wird durch vielfältige Faktoren bestimmt. Hierzu gehören vor allem die demografische Entwicklung, die Hilfe- und Pflegebedürftigkeit älterer Menschen und die Unterstützung, die sie von der Familie oder ihrem Umfeld bekommen. Zu beachten ist jedoch auch die Abbrecher-Quote während der Ausbildung in der Altenpflege und die Verweildauer im Beruf.


Eine Modellrechnung des Statistischen Landesamtes besagt, dass sich im Lande Bremen die Anzahl der Menschen im Alter von 75 Jahren und mehr von 55 972 im Jahr 2000 auf rund 58 800 im Jahr 2010 erhöhen wird.


Im Zwei-Städte-Staat werden gegenwärtig 6076 Plätze für Seniorinnen und Senioren in Heimen angeboten, davon 4856 in Pflegeheimen (4090 in Bremen, 766 in Bremerhaven). Insgesamt gibt es im Land Bremen 72 Einrichtungen (davon 10 in Bremerhaven). Für die nächsten Jahre zeichnet sich allein aufgrund der demografischen Entwicklung ein erhöhter Bedarf an ausgebildeten Fachkräften in der Altenpflege ab. Es ist absehbar, dass jährlich 150 Auszubildende benötigt werden, um Engpässe zu vermeiden. Im Land Bremen bilden fünf genehmigte Altenpflegeschulen aus (vier in Bremen, eine in Bremerhaven). Zur Zeit werden rund 400 Altenpfleger/innen ausgebildet, bis zu 150 davon nehmen die Ausbildung beziehungsweise Umschulung in diesem Jahr auf.


Zur Deckung des Bedarfs an qualifizierten Pfleger/innen ist das Modell Job-Rotation eine ergänzende Möglichkeit.