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Der Senator für Finanzen

Ansprache von Bürgermeister Hartmut Perschau zur Verleihung des Lew Kopelew – Friedenspreises an Hans Koschnick

04.02.2000

Menschen wie Sie brauchen wir in Deutschland ebenso wie im zusammenwachsenden Europa

"Ich freue mich, Ihnen lieber Herr Koschnick, heute den diesjährigen Lew-Kopelew-Friedenspreis überreichen zu können. Herr Professor Eichwede hat in seiner Laudatio ja bereits die wesentlichen Elemente der Begründung für die Preisverleihung durch den Verein 'Freizeit 2000' und das 'Lew Kopelew Forum' dargestellt.

Mit Hans Koschnick wird eine herausragende Persönlichkeit gewürdigt, die den Anspruch darauf hat, auch bei derartigen Anlässen in ihren Besonderheiten, ihren Ecken und Kanten wahrgenommen zu werden. Die Bremerinnen und Bremer haben Sie in Erinnerung als eine Persönlichkeit, die dieses Bundesland über zwei Jahrzehnte politisch geprägt hat. Sie haben dabei stets die Rolle der Freien Hansestadt Bremen im Bundesstaat selbstbewußt wahrgenommen und damit unsere Stellung als integraler Bestandteil der föderalen Ordnung Deutschlands betont. Ihre Aufgaben als Vorsitzender des gemeinsamen Vermittlungsausschusses von Bundestag und Bundesrat oder als Beauftragter der Bundesregierung für die im deutsch-französischen Vertrag vereinbarten kulturellen Beziehungen zwischen beiden Ländern seien hier exemplarisch genannt. Nicht unerwähnt lassen möchte ich, daß Sie sich stark für die erste deutsch-polnische Städtepartnerschaft, die zwischen Bremen und Danzig, eingesetzt haben und heute Präsident des Deutschen Polen-Instituts sind.

Nach Ihrem Ausscheiden aus der aktiven Bremer Landespolitik haben Sie sich neuen politischen Herausforderungen gestellt, mit denen Sie internationale Anerkennung gefunden haben: als Administrator der EU für den Wiederaufbau der zerstörten und geteilten herzegowinischen Stadt Mostar und als Bosnienbeauftragter der Bundesregierung. Dabei haben Sie sich bewundernswerten Einsatz für die Menschenwürde und gegen zerstörerischen Nationalismus geleistet. Ihr Einsatz für die Versöhnung und das friedliche Zusammenleben verfeindeter Volksgruppen provozierte nicht zuletzt den Haß von Fanatikern – die Bilder der Angriffe auf Sie vom 7. Februar 1995 sind uns allen unvegessen.

Zu den Lehren des vergangenen 20. Jahrhunderts gehört es, daß ideologisch motivierte Verbrechen gegen die Menschheit nicht durch gutes Zureden oder durch Appeasement-Politik verhindert werden können. Wer Menschenwürde und Menschenrechte als wichtigste Ziele internationaler Politik begreift, darf sich nicht Wunschdenken und Illusionen hingeben. Er muß sich der Einsicht beugen, daß es Aufgabe der Staatengemeinschaft ist, aktiv - notfalls auch durch militärische Mittel, Gewalttätern in den Arm zu fallen und systematische Menschenrechtsverletzungen damit zu verhindern. Wie schwierig das ist, haben wir in den Kriegen des zerfallenden Jugoslawiens ebenso gesehen wie heute in Tschetschenien.

Menschen wie Sie, die ernst machen mit den allgemeinen Rufen nach Verwirklichung der Menschenrechte, die bereit sind, höchsten persönlichen Einsatz dafür zu bringen und damit auch hohes persönliches Risiko auf sich zu nehmen, sind keine Illusionisten, sie sind die eigentlichen Realisten unserer Zeit. Realisten in diesem Sinne sind häufig unbequeme Menschen. Daß man sich damit nicht nur beliebt macht, versteht sich von selbst. Das aber ist kein Makel, sondern eine Auszeichnung. Menschen wie Sie brauchen wir in Deutschland ebenso wie im zusammenwachsenden Europa. Deshalb freue ich mich, Ihnen heute den Lew Kopelew Friedenspreis überreichen zu dürfen. Ich verbinde dieses mit einem herzlichen Glückwunsch und den besten Wünschen für ein langes aktives politisches Leben."