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Der Senator für Finanzen

Finanzsenator Perschau: „Kreatives Potential der Gegenwartskunst in der Ausbildung des öffentlichen Dienstes nutzbar machen“

23.02.2001

Finanzsenator und Neues Museum Weserburg schließen Vertrag

Kann man die Auseinandersetzung mit internationaler Gegenwartskunst für die Verwaltungsausbildung im öffentlichen Dienst fruchtbar machen? Man kann. Davon sind jedenfalls Bremens Finanzsenator Hartmut Perschau und Hanne Zech, stellvertretende Direktorin des Neuen Museum Weserburg – eines der größten Museen für Gegenwartskunst in Deutschland – überzeugt. Gemeinsam mit dem Direktor der Verwaltungsschule Bremen, Klaus-Dieter Fischer, unterzeichneten sie heute einen „Vertrag über die Förderung der Kreativität in der Verwaltungsausbildung“. In einer bundesweit einmaligen Zusammenarbeit soll „Kreativität, differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit und Flexibilität der Aus- und Fortzubildenden“ im öffentlichen Dienst gefördert werden. Gemeinsam ist dabei die Überzeugung, „dass gerade die Gegenwartskunst das Potential hat, das Erfahren und die Reflexion der Vielschichtigkeit eines Sachverhalts, der Unterschiedlichkeit verschiedener Wahrnehmungsperspektiven und der Vielzahl von Handlungsoptionen zu unterstützen“, wie es in dem Vertragstext heißt.

Nach einem erfolgreich verlaufenen Pilotkurs „Offenheit, Kreativität und Wahrnehmungsfähigkeit“ bietet die Verwaltungsschule Bremen künftig entsprechende Wahlpflichtkurse für die Ausbildungslehrgänge „Fachangestellte für Bürokommunikation“ und „Verwaltungsfachangestellte“ an. Die Kurse finden im Museum statt und werden durch Fachkräfte des Museums und der Verwaltungsschule begleitet.

Die Schülerinnen und Schüler erhalten freien Zugang zum Museum, um sich auch außerhalb der Unterrichtszeiten mit den Kunstwerken beschäftigen zu können.

„Die Fähigkeiten zum Perspektivwechsel werden in der Ausbildung neben fachlichen, sozialen und kommunikativen Kompetenzen immer bedeutsamer. Unsere Nachwuchskräfte müssen in Zeiten der Verwaltungsreform und zunehmenden Modernisierungstempos sicher und ohne Angst auf Neuerungen reagieren können. Wahrnehmung, Denken und Handeln auf ungewohnten Gleisen üben und kreatives Potential zu fördern, dazu ist die Auseinandersetzung mit abstrakter Gegenwartskunst ein hervorragendes Mittel“, so Finanzsenator Perschau.

Von einer „Kultur des Wandels“, die auch den öffentlichen Dienst erfasse, sprach Hanne Zech vom Neuen Museum Weserburg. „Eine solche Kultur des Wandels beinhaltet eine Einstellung, die mit mehreren positiv besetzten Wertvorstellungen und Fähigkeiten verknüpft ist: mit prozessorientiertem Fragen, Denken und Handeln; mit Reflexion der eigenen Wahrnehmung und ihrer Besonderheit; der Akzeptanz von Fremdwahrnehmung und Uneindeutigkeit; dem Entwickeln von Strategien und Verhalten, Neues und Fremdes zu reflektieren und für sich und das Team nutzbar zu machen“, erklärte die stellvertretende Direktorin des Neuen Museum Weserburg.

Dabei geht es weder um das Erlernen künstlerischer Techniken (‚Töpferkurs‘) noch um das Vermitteln kunstgeschichtlichen Wissens. Vielmehr liegt das zu fördernde Kreativpotential in der Übersetzungsleistung, in der Fremderfahrungen akzeptiert und mit den Eigenerfahrungen verknüpft werden. Kunstwerke der Gegenwart verlangen ein hohes Maß an Beteiligung, weil der Betrachter sich auf ihre jeweilige Form einlassen muß. Bei der Arbeit im Museum kann diese Herausforderung für die Verwaltungsausbildung nutzbar gemacht werden. Flexibilität und Kreativität sind Anforderungen, die hier eingeübt und ausgebaut werden sollen, Angst und Abwehrmechanismen hingegen sollen abgebaut werden.

„Ich hoffe, dass sich diese Fähigkeiten einer künftigen Verwaltungsgeneration auch positiv auf das Verhältnis zum Bürger auswirken: Mitarbeiter moderner öffentlicher Verwaltungen müssen in der Lage sein, sich auf die Perspektiven der Bürger einzulassen.

Wer Sachverhalte nur aus dem Blickwinkel der Verwaltung betrachtet, wird schwerlich den Wünschen und Anliegen der Bürger gerecht werden können“, betonte Bürgermeister Perschau.

Konkret machen sich die Auszubildenden bei der Beschäftigung mit Kunstwerken mit verschiedenen Möglichkeiten der sinnlichen Wahrnehmung vertraut. Das Wahrgenommene soll verbal anderen Kursteilnehmern beschrieben werden. Dabei bleibt Raum für eigenständiges Arbeiten. So entwickelte und realisierte die Gruppe des Pilotkurses verschiedene Dokumentationsformen: Neben einem Videoband und einer Fotodokumentation erstellten die Auszubildenden eine Figurengruppe, die sich in symbolischer Form auf ihre eigene berufliche Situation bezog und den Lehrkräften zur Interpretation vorgestellt wurde.

Senator Perschau dankte abschließend den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seines Hauses, der Verwaltungsschule und des Neuen Museum Weserburg für die erfolgreiche Vorbereitung des Pilotkurses und der neuen Zusammenarbeit.

Teilnehmer:
Finanzsenator, Bürgermeister Hartmut Perschau
Frau Hanne Zech, stellvertretende Direktorin des Neuen Museum Weserburg
Henning Lühr, Personaldirektor beim Senator für Finanzen
Klaus-Dieter Fischer, Direktor der Verwaltungsschule Bremen
Rainer Kulmann, Lehrer an der Verwaltungsschule Bremen
Detlef Stein, Kunsthistoriker, Neues Museum Weserburg