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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Experten begutachteten weitere 30 Schulen

16.02.2006

Unterstützung bei der Qualitätsentwicklung

15 Schulexperten aus Baden-Württemberg, Hamburg, Hessen, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen haben – jeweils als „Tandem“ – zwischen Juni 2005 und Februar 2006 insgesamt 30 Bremer Schulen für jeweils zwei bis drei Tage besucht. Die Schulen hatten sich freiwillig der Begutachtung unterzogen. Die Experten haben langjährige Erfahrungen als Lehrkräfte oder als Mitarbeiter in Versuchsschulen sowie in Schulleitung, Schulaufsicht, Schulentwicklung und Wissenschaft.


Sie sollten im Rahmen einer intensiven zweitägigen Beobachtung der Schulen und in Gesprächen mit allen Betroffenen in der Schule herausfinden, wo Stärken und Schwächen liegen, wo Unterstützung der Schulen notwendig ist und ob die in den letzten zwei Jahren eingeleiteten Maßnahmen ein Weg zur Verbesserung der Qualität schulischer Arbeit sind. Die Akzeptanz der Evaluation war in den Schulen noch größer als in 2004. Die meisten würden die Evaluatoren „gerne“ wieder einladen und sind der Meinung, dass die Erkenntnisse der Experten den Schulentwicklungsprozess befördern. Insgesamt sind jetzt 60 Schulen im Lande Bremen begutachtet worden. Das sind ein Drittel der allgemeinbildenden Schulen. Damit haben sich hier bisher mehr Schulen einer Evaluation gestellt als in jedem anderen Bundesland.


Gravierende Veränderungen gegenüber 2004 haben die Experten nach eigenen Angaben nicht entdecken können. Dies verwundert sie auch nicht, da „nachhaltige Schulentwicklungsprozesse mindestens fünf bis zehn Jahre Entwicklungszeit brauchen“.

Im Detail zeigt der aktuelle Bericht aber auch zusätzliche Beobachtungen. So werde die Trennung vieler Lehrerkollegien in drei Gruppen prägnanter. Dies skizzieren die Experten wie folgt:


  • „Wir suchen nach den richtigen Methoden für die uns anvertrauten Kinder“

  • „Wir müssen darauf achten, dass wir uns als Lehrer nicht überfordern“

  • „Wir haben die richtigen Methoden, aber die falschen Kinder“


Die erste Gruppe „Wir suchen nach den richtigen Methoden für die uns anvertrauten Kinder“ scheint in vielen Schulen von Jahr zu Jahr größer zu werden. Diese Gruppe sucht und entdeckt produktive Wege im Umgang mit der „normalen“ Heterogenität ihrer Klasse.


In der zweiten Gruppe „Wir müssen darauf achten, dass wir uns als Lehrer nicht überfordern“ finden sich keineswegs nur die „Bequemen“, sondern vor allem auch diejenigen, die – gerade um der ihnen anvertrauten Kinder und Jugendlichen willen – eine vernünftige Balance von eigenen Kraftreserven und gefordertem Zeiteinsatz suchen.


Im Blick auf die dritte Gruppe - „Wir haben die richtigen Methoden, aber die falschen Kinder“ - wird ein langer Atem gebraucht. Der – u.a. vom Runden Tisch Bildung geforderte – neue Umgang mit der Heterogenität einer Klasse erfordert eine grundlegende Neuorientierung des professionellen Selbstverständnisses.


Die Empfehlungen der Experten benennen neun erste Schritte auf drei Ebenen:


    Erste Ebene: „System“-Steuerung auf Behördenebene

  1. Die Kommunikationsbarrieren zwischen Behörde und Schule weiter abbauen

  2. Vereinfachen – Verlangsamen – Vertiefen

  3. Die Balance von „Verbindlichkeit der Anforderungen an die Gesamtbremer Schulentwicklung“ und „Selbständigkeit der Einzelschule“ sichern

    Zweite Ebene: Schulaufsicht

  4. Datengestützte Zielvereinbarungsgespräche führen

  5. Schulscharfe Ausschreibungen ermöglichen

  6. Überforderten Kollegen eine neue Perspektive bieten

    Dritte Ebene: Unterstützungssystem

  7. Unterricht verbessern

  8. Die Lehrerinnen und Lehrer im Blick auf die Schülerinnen und Schüler mit „besonderem Förderbedarf“unterstützen.


Darüber hinaus haben die Experten gesondert für die einzelnen Schulen spezifische Empfehlungen formuliert.


Bildungssenator Willi Lemke erklärte anlässlich der Vorlage des Berichtes: „Die Experten liefern uns und den Schulen erneut sehr hilfreiche Beobachtungen, Analysen und Empfehlungen. Damit können wird die Qualitätsverbesserung unserer Schulen weiter voranbringen.“

Seit der ersten Evaluation sei eine Reihe von Maßnahmen umgesetzt, die von den Experten empfohlen wurden. Dazu gehören:

  • die Einführung einer verpflichtenden Fortbildung zur Verbesserung der Professionalisierung der Lehrkräfte

  • die Präsenzzeiten, die die Kooperation der Kollegien befördern sollen, und

  • die im Schulgesetz verankerte Kompetenzerweiterung der Schulleitungen, durch die die Eigenverantwortlichkeit der Schule gestärkt wird.


Die überwiegend positive Resonanz auf den Besuch der Experten zeigt nach Ansicht des Senators auch, „dass wir den Schulen mit den Ergebnissen der externen Evaluation eine gute Grundlage zur Weiterentwicklung an die Hand geben. Mit diesem Instrument werden wir auch in den kommenden Jahren weiter arbeiten“.