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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Demokratisch Handeln: 6 Preisträger aus Bremen nach Leipzig eingeladen

21.05.2003

Das Förderprogramm „Demokratisch Handeln“ hat die diesjährigen Preisträger des Bundeswettbewerbs zur „Lernstatt Demokratie“ vom 25. bis 28. Juni nach Leipzig eingeladen. 50 beispielgebende Projekte von Schülerinnen und Schülern aus dem ganzen Bundesgebiet werden in Leipzig über ihr demokratisches Engagement berichten, sich austauschen, mit Politikern diskutieren, in Workshops neue Erfahrungen sammeln und abschließend ihre Auszeichnung erhalten.


Aus Bremen kommt jedes 8. der eingeladenen Projekte. Demokratisches Engagement an Bremer Schulen wurde in allen Altersstufen ausgezeichnet: Die 6 eingeladenen Projekte arbeiten an Grundschulen, Sek-I-Zentren und Gesamtschulen bis zur gymnasialen Oberstufe. Mit 6 ausgezeichneten Projekten steht das kleinste Bundesland in absoluten Zahlen auf einem guten 4. Platz im Vergleich der Bundesländer, in Relation zu den Schülerzahlen auf einem Spitzenplatz.


Das Thema Krieg und Zusammenleben verschiedener Kulturen hat in den letzten Monaten viele Bremer Schülerinnen und Schüler zu großen Aktivitäten geführt. Aus diesem Themenbereich wurden zwei Bremer Projekte ausgezeichnet, die mit den Mitteln des Theaters Stellung nehmen gegen Hunger und Krieg und für ein tolerantes und humanes Miteinander:


  1. Ausgehend von der Schule Nordstraße brachten Kinder aus 4 Bremer Grundschulen die „Konferenz der Tiere“ von Erich Kästner auf die Bühne. Sein Appell für Kinderrechte, gegen Krieg und Gewalt hat gerade nach dem 11. September und dem Irakkrieg große Aktualität. Das Großprojekt der 200 Bremer Grundschüler, ihrer Eltern und Lehrer zeigt: Es reicht nicht nur den Tieren, es reicht vor allem den Kindern.

  2. Der 11. September war unmittelbarer Anlass für die Schüler des Grundkurses „Darstellendes Spiel“ des SZ Walliser Straße sich mit einer Antwort auf den „Kampf der Kulturen“ auseinander zu setzen. Sie inszenierten mit „Nathan (im)possible?“ einen Klassiker der deutschen Literatur, nahmen Stellung zu religiösem Fundamentalismus und dem „Krieg gegen den Terror“ und diskutierten ihre Überzeugungen mit Vertretern der großen Religionen und der Politik in Bremen. Nicht zuletzt veränderten die aus verschiedenen Kulturen stammenden Schüler in diesem Prozess sich selbst.

  3. Mit Politik – wenn auch auf lokaler Ebene – setzt sich ebenfalls das Projekt “Jugend im Beirat“ der Gesamtschule Ost und anderer Schulen in Osterholz auseinander. Die Schüler arbeiten hier mit dem Stadtteil-Beirat zusammen und formulieren ihre Forderungen an die Lokalpolitik. Sie lernen dabei nicht nur die Interessen ihrer Generation zu vertreten und damit Gehör zu finden, sondern auch in Verhandlungen mit Erwachsenen sinnvolle Lösungen zu finden.

  4. Das SZ Pestalozzistraße setzte sich in „Das Weiße Rose-Projekt: Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit“ mit der Geschichte des Widerstandes gegen das NS-Regime vor allem am Beispiel der „Weißen Rose“ auseinander. Die Schüler brachten die Ausstellung nach Bremen, ergänzten sie um eigene, aktualisierte Beiträge, erprobten selbst Widerstandsformen der „Weißen Rose“ und verbanden dieses Beispiel für Zivilcourage mit ihrem Eintreten gegen Rassismus und für ein gewaltloses Miteinander und mehr Zivilcourage an ihrer eigenen Schule.



  5. Die „Gruppe Ja“, zusammengesetzt vor allem aus Schülern, die aus den ehemaligen GUS-Staaten eingewandert sind, bietet ausgehend von der IS Hermannsburg und anderen Huchtinger Schulen ein positives Beispiel dafür, wie die Probleme von Einwanderern in unsere Gesellschaft angepackt werden können. Von der Hausaufgabenhilfe, über Informationsabende für Einwanderer und Einheimische, die Mitarbeit in sozialen Projekten (z.B. „Gegen das Vergessen von Tschernobyl“) bis zu gemeinsamen Projekten im Bereich „Jugend forscht“ – die Gruppe JA wird in Leipzig zeigen, wie Immigranten ihre Schwierigkeiten lösen ohne ihre Identität aufzugeben.


  6. Aus einer anderen Gesamtschule, der IS Leibnizplatz, hat sich die „Circusschule Jokes“ entwickelt, der inzwischen 80 Mitglieder zwischen 4 und 21 Jahren angehören. Sie leisten einen kreativen Beitrag zum Schulleben, lernen bisher ungeahnte Fähigkeiten zu entwickeln und sich öffentlich im Team zu präsentieren. Inzwischen unterstützt der Bildungssenator die Übernahme des Jokes-Konzeptes an anderen Schulen. Demokratisch selbstorganisiert werden die „Joker“ auch in Leipzig ihr Publikum finden.


Ließ schon das große Schülerengagement gegen den Irakkrieg die These von der politisch indifferenten und inaktiven Schuljugend fragwürdig erscheinen, so zeigen die Auszeichnungen Bremer Schulprojekte, dass dieses demokratische Handeln auf einem qualitativ hohen Niveau stattfindet.