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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Reform der Lehrerausbildung: Studium wird praxisnäher, flexibler und straffer

28.01.2003

Lemke legt Deputation Konzept für konsekutives Studienmodell vor

Der Senator für Bildung und Wissenschaft hat jetzt den Deputationen für Bildung und für Wissenschaft ein Konzept für die Reform der Lehrerausbildung vorgelegt. Senator Willi Lemke zu der Vorlage: „Wir wissen nicht erst seit PISA, dass wir die Lehrerausbildung erneuern müssen. PISA aber hat den Handlungsdruck weiter erhöht. Mit der Reform wollen wir einerseits eine bundes- und europaweit vergleichbare Studienstruktur für die Ausbildung künftiger Lehrerinnen und Lehrer aufbauen. Andererseits wollen wir die Inhalte des Studiums so gestalten, dass die gerade auch durch PISA erkannten Defizite behoben werden können.“ Zu den verbindlichen Qualifikationselementen werden künftig gehören: Diagnose-, Beurteilungs- und Förderkompetenz, Umgang mit heterogenen Lernvoraussetzungen, Vermittlung von Lesekompetenz, IuK- und Medienkompetenz sowie die Fähigkeit, Schülerinnen und Schüler zu selbstständigem Lernen anzuleiten.

Mit der Reform soll das Studium gestrafft werden, so dass ein zügiger Verlauf möglich ist; es soll praxisnäher gestaltet werden und in seiner Angebotsform so flexibel sein, dass Seiteneinsteiger einen leichteren Zugang erhalten und andererseits auch während des Studiums eine Neuorientierung auf Berufsfelder außerhalb des Schuldienstes möglich ist.

Die Lehrerausbildung in Bremen soll in klar gegliederter und auf einander aufbauender, d. h. konsekutiver Form gestaltet werden. Dies geschieht in enger Abstimmung mit Niedersachsen und unter Berücksichtigung der Modernisierungsansätze anderer Bundesländer. Die Neuorganisation entspricht den von der Kultusministerkonferenz Anfang dieses Jahres festgelegten Standards. Lemke: „Das konsekutive Studienmodell bietet gute Voraussetzungen dafür, einerseits den Zugang zum Studium einer größeren Anzahl von Interessenten zu öffnen und gleichzeitig zu einer Verkürzung der im internationalen Durchschnitt zu langen Studienzeiten beizutragen.“

Nach dem Konzept gliedert sich der Studienverlauf (Erste Phase) für künftige Lehrkräfte in das Bachelorstudium (6 Semester) und das Masterstudium (4 Semester). Das anschließende Referendariat wird ( Zweite Phase) von bisher 24 auf 18 Monate verkürzt.

Das Bachelorstudium führt zu einem berufsqualifizierenden Abschluss mit zwei für das Lehramt geeigneten Fächern und enthält auch (Wahl-)Kurse für nichtschulische Berufsfelder. Von Beginn an umfasst das Studium die fachwissenschaftliche Ausbildung und berufsfeld- bzw. berufspraxisbezogene, handlungsorientierte Elemente. Die Option für eine nicht lehramtsbezogene Masterausbildung soll ab dem 5. Semester durch Wahlmodule offen bleiben. Die Entscheidung für das Lehramtsstudium kann bei entsprechendem Lehrangebot bereits ab dem 3. Semester, soll aber spätestens mit der Vorbereitung für das Halbjahrespraktikum im 5. Semester erfolgen. Der Zugang zu nichtschulischen Berufsfeldern oder zu nicht lehramtsbezogenen Masterstudiengängen ist grundsätzlich ermöglicht. Deswegen sind in den Semestern 5 und 6 des Bachelorstudiengangs optional Lehrveranstaltungen vorgesehen, die auch für außerschulische Berufstätigkeiten qualifizieren. Alternative Berufsfelder sind beispielsweise Journalismus, Medien, Öffentlichkeitsarbeit, Aus- und Weiterbildung/Erwachsenenbildung (in den Geisteswissenschaften) oder Marketing, Vertrieb, Verbände, Forschungseinrichtungen (in den Naturwissenschaften).

Studenten mit dem Berufsziel schulisches Lehramt wechseln in den lehramtsspezifischen Masterstudiengang. Das viersemestrige Masterstudium umfasst die berufsspezifischen Studienelemente Erziehungswissenschaft, Fachdidaktik und weitere schulpraktische Studien. Hier erfolgt auch die unterschiedliche Ausbildung für die verschiedenen Schulstufen (Primar- und Sekundarstufen) und Schularten (Haupt-, Realschule und Gymnasium). Die Bildungswissenschaften werden im Verhältnis zu den Fachwissenschaften aufgewertet, um eine stärkere Professionalisierung im Lehrerberuf zu erreichen, d. h. die Studierenden zu Fachleuten für das Lehren und Lernen auszubilden.

Der Zugang zum Master wird so geregelt, dass auch Seiteneinstiege in das Lehramtsstudium möglich sind. Bei Quereinstieg ohne lehramtsspezifischen Bachelor müssen pädagogische Zusatzqualifikationen (insbesondere Halbjahrespraktikum), die sonst in der Bachelorphase erworben werden, zu Beginn der Masterphase nachgeholt werden. Der Masterabschluss wird als Staatsexamen anerkannt werden.

Die neu gestaltete Lehrerausbildung enthält eine stärkere systematische und studienbegleitende Praxisorientierung. Vor Beginn der Masterphase wird im letzten Semester des Bachelorstudiums das schulische Halbjahrespraktikum absolviert. Im Zuge der strukturellen Veränderung des Lehramtsstudiums kommt dem Halbjahrespraktikum ein höherer Stellenwert zu. Weitere praktische Anteile sollen in der Masterphase absolviert werden.


Mit der neuen Struktur des Studiums, die gezielter auf den späteren Beruf vorbereitet, ist eine Verkürzung des Referendariats auf 18 Monate möglich. Das Landesinstitut für Schule (LIS) und das Zentrum für Lehrerbildung werden bei der Ausgestaltung der schulpraktischen Ausbildungsanteile zusammenarbeiten. Der Schwerpunkt des Referendariats liegt in der praktischen Ausbildung an öffentlichen Schulen und in der Vorbereitung auf die Tätigkeit als Lehrkraft (Unterricht, Schulgestaltung und Schulorganisation).

Insgesamt soll der Zeitanteil der praktischen Ausbildungsanteile in beiden Phasen trotz beabsichtigter Verkürzung des Referendariats nicht verringert werden, sondern sich durch Nutzung der vorlesungsfreien Zeit erhöhen. Die Praxisanteile werden sowohl in Praktikumsblöcken zusätzlich zum Halbjahrespraktikum als auch praxisbegleitend in Lehrveranstaltungen absolviert. Praktische Ausbildungsanteile sollen auch in nichtschulischen Einrichtungen durchgeführt werden.

Zur Neugestaltung des Lehramtsstudiums gehört auch die Einrichtung eines Zentrums für Lehrerbildung, das die strukturelle, curriculare fachbezogene und erziehungswissenschaftliche Entwicklung und Umsetzung des Lehrangebots sowie die Beratung der Studierenden steuert und koordiniert. Es ist zuständig für die enge Abstimmung von Erziehungswissenschaft, Fachwissenschaften und Fachdidaktik. Die Koordination der Ausbildung der ersten (universitären) Phase und der zweiten Phase (Referendariat) soll in enger Abstimmung zwischen dem LIS und dem Zentrum für Lehrerbildung erfolgen.


Es ist vorgesehen, mit dem reformierten Studienangebot zum Wintersemester 2004/2005 zu beginnen. Die Konzept wird von den Deputation für Bildung und für Wissenschaft in einer gemeinsamen Sitzung gemeinsam am Mittwoch, 29.01.03 beraten.