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Die Senatorin für Kinder und Bildung

Maschinenbau-Studierende starteten Europas bisher größte Heißwasser-Rakete

24.08.2000

"Ein Highlight forschenden Lernens"

Am 14.8. und 15.8. konnten Luft- und Raumfahrttechnik-Studenten der Hochschule Bremen zusammen mit ihren Projektbetreuern Prof. Dr. Uwe Apel und Prof. Dr. Jürgen Kollien erstmalig größere selbstentwickelte und gebaute Raketen auf dem Nato-Schiessplatz Bergen-Hohne testen. Die Heißwasserrakete "NEPTUN" wurde in vierjähriger Arbeit von insgesamt 15 Studenten der Luft- und Raumfahrt im Rahmen von Projekten, Studien- sowie Diplomarbeiten entwickelt und gebaut. Sie ist die größte Heißwasserrakete, die in Europa bisher gestartet wurde. Als unweltfreundlicher Antrieb dient elektrisch in einem Druckbehälter auf 260°C und 50 Bar Druck aufgeheiztes Wasser, das innerhalb einer knappen Sekunde in einer Schubdüse entspannt wird.

Beim Erststart entstand dabei ein Schub von bis zu 40 KN der die 130 kg schwere Rakete auf eine Höhe von ca. 400m beschleunigte. Da die vorausberechnete Flughöhe deutlich größer war als die tatsächlich erreichte (an den Ursachen forschen die beteiligten Studenten und Professoren noch), öffnete der Bergungsfallschirm zu spät und die Rakete konnte nur stark beschädigt geborgen werden. Glücklicherweise wurde der an Bord befindliche Speicherchip mit allen Messdaten des Aufstiegs unbeschädigt geborgen, so dass eine genaue Analyse der Daten erfolgen kann.

Insgesamt sind alle Beteiligten trotz des "nur" 2/3 Erfolges guten Mutes und starteten umgehend in die

Entwicklung der nächsten Rakete. Das zweite gestartete Exemplar war eine 7 kg schwere, mit Wasserstoffperoxid und Benzin betriebene Rakete, die auf der Basis eines modifizierten, käuflichen Bausatzes vom Typ "SS67B-2" im Rahmen von zwei Diplomarbeiten erstellte wurde. Auch hier war der eigentliche Start erfolgreich, aufgrund einer fehlerhaften Klebung lösten sich die Leitflossen der Rakete im

Flug, der Fallschirm wurde dadurch bei noch zu hoher Geschwindigkeit ausgelöst und riss ab. In der Folge landete die Rakete hart in sumpfigem Gebiet und konnte nicht mehr geborgen werden. Dennoch gewannen die Studenten trotz des nur teilweisen Erfolges eine Menge Erfahrung und planen schon die nächste, verbesserte Version ihres Fluggerätes.

Die beiden Raketenstarts waren ein diesjähriges Highlight im Bereich des forschenden Lernens am Institut für Aerospace-Technologie der Hochschule Bremen. Die Zusammenarbeit mit der Standort-Kommandantur in Bergen-Hohne, die extra für den Start den Luftraum sperrte und den Startteams jede mögliche Unterstützung zukommen ließ, war ausgezeichnet.