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Die Senatorin für Bau, Mobilität und Stadtentwicklung

Erdgas böte Vorteile beim Klimaschutz - Umweltsenator stellt neues Gutachten vor

19.02.2007

Ein hoch effizientes Erdgaskraftwerk ist einem modernen Steinkohlekraftwerk aus Sicht des Klimaschutzes überlegen. Dies ist eine der zentralen Aussagen eines neuen Gutachtens, das der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr in Auftrag gegeben hatte.
Anlass für die Vergabe des Gutachtenauftrags waren aktuelle Planungen der swb-Gruppe, die in Bremen-Mittelsbüren ein neues Steinkohlekraftwerk errichten möchte. Vor diesem Hintergrund hatte der Senator für Bau, Umwelt und Verkehr im Mai letzten Jahres die EUtech Energie & Management GmbH, Aachen, beauftragt, das geplante Steinkohlekraftwerk und die Alternative eines GuD-Kraftwerks (Gas- und Dampfturbinenkraftwerks) auf Erdgasbasis unter ökologischen und wirtschaftlichen Kriterien miteinander zu vergleichen.

Auf dem Gebiet des Klimaschutzes sehen die Aachener Gutachter das GuD-Kraftwerk klar im Vorteil: Die treibhauswirksamen Emissionen einer solchen Anlage wären nur etwa halb so hoch wie bei einem modernen Steinkohlekraftwerk. Verantwortlich hierfür ist nicht nur der vergleichsweise kohlenstoffarme Energieträger Erdgas, sondern auch die hohe Energieausbeute solcher Anlagen: GuD-Kraftwerke erreichen bereits heute elektrische Wirkungsgrade von rund 58 Prozent und nutzen damit den eingesetzten Brennstoff erheblich effizienter als andere Kraftwerkstypen.

In einem zweiten Schwerpunkt haben die Gutachter die Wirtschaftlichkeit der beiden Kraftwerkstypen miteinander verglichen. Im Ergebnis zeigen die umfangreichen Modellrechnungen der Aachener Experten, dass die klimafreundliche GuD-Technik unter Umständen auch wirtschaftliche Chancen bieten könnte: In allen betrachteten Varianten wurde unter den Prämissen des Gutachtens für das GuD-Kraftwerk eine höhere Wirtschaftlichkeit ermittelt als für das Steinkohlekraftwerk.

Bei der Bewertung dieser Ergebnisse ist zu berücksichtigen, dass der Wirtschaftlichkeitsvergleich von Steinkohle- und Erdgaskraftwerken mit erheblichen Unsicherheiten verbunden ist. Ursächlich hierfür ist insbesondere die Tatsache, dass die Ergebnisse solcher Modellrechnungen maßgeblich von der prognostizierten Energiepreisentwicklung abhängig sind.

Umweltsenator Ronald-Mike Neumeyer: „Aus meiner Sicht bietet das vorliegende Gutachten eine gute Basis, um die energie- und umweltpolitische Diskussion über den Neubau eines Kraftwerks in Bremen sachgerecht weiterzuführen. Auf der Grundlage der vorliegenden Ergebnisse werde ich die swb-Gruppe bitten, die klimafreundliche Alternative eines GuD-Kraftwerks auf Erdgasbasis noch einmal sorgfältig zu prüfen. Für die Realisierung eines solchen Kraftwerkes ist es allerdings alternativlos, langfristige Gaslieferungen sicherzustellen. „Wenn sich ein GuD-Kraftwerk auf Erdgasbasis aus diesen oder anderen Gründen als nicht realisierbar erweisen sollte, müssen wir gemeinsam mit der swb-Gruppe prüfen, wie das geplante Kohlekraftwerk aus ökologischer Sicht optimiert werden kann. Ich denke hierbei zum Beispiel an einen forcierten Fernwärmeausbau oder an die weitere Optimierung der energetischen Nutzung von Gichtgas aus dem Produktionsprozess der Stahlwerke. Auch innovative Technologien wie GuD-Kraftwerke auf Kohlebasis und die Abtrennung und Speicherung von CO2 müssen in diesem Zusammenhang diskutiert werden. Ein Kohlekraftwerk von der Stange wird den klimapolitischen Anforderungen jedenfalls nicht gerecht.“

Im nächsten Schritt soll das Gutachten der Deputation für Umwelt und Energie vorgestellt werden. Ein entsprechender Bericht der Verwaltung für die nächste Sitzung der Deputation am 15. März 2007 wird zurzeit vorbereitet.