Platz vor dem Focke-Museum erinnert an junge Iranerin
04.06.2025Der Platz vor dem Focke-Museum trägt ab sofort den Namen Jina-Mahsa-Amini-Platz. Die feierliche Benennung fand am heutigen Mittwoch (4. Juni 2025) in Anwesenheit zahlreicher Gäste statt. Darunter Bürgermeister Andreas Bovenschulte, die Initiatorin des Bürgerantrags Naciye Celebi Bektas, Vertreterinnen und Vertreter des Focke-Museums, des Beirats Schwachhausen sowie aus Politik und Gesellschaft. Gemeinsam erinnerten sie an die 22-jährige Iranerin Jina Mahsa Amini, die im September 2022 nach ihrer Festnahme durch die iranische Sittenpolizei aus bislang ungeklärter Ursachen zu Tode kam – und deren Tod eine beispiellose Protestbewegung gegen das Regime im Iran auslöste.
Bürgermeister Andreas Bovenschulte: "Jina Mahsa Amini ist zu einem weltweiten Symbol für den Kampf gegen Unterdrückung geworden, insbesondere von Frauen. Dieser Platz erinnert nicht nur an ihr Schicksal, sondern auch an den Mut unzähliger Menschen im Iran, die sich für Freiheit, Gleichberechtigung und Menschenwürde einsetzen – oft unter Einsatz ihres Lebens. Die Platz-Benennung ist dem beharrlichen Einsatz vieler engagierter Menschen in unserer Stadt zu verdanken – allen voran der Initiatorin Naciye Celebi Bektas. Ich danke ihr und allen Unterstützerinnen und Unterstützern für ihr Engagement."
Dass der Platz gerade vor dem Focke-Museum benannt wurde, ist kein Zufall: Als Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte des Landes Bremen setzt sich das Focke-Museum aktiv mit dem Thema auseinander. Es hat die Umbenennung nicht nur mitgetragen, sondern wird die Auseinandersetzung mit dem Thema auch in die inhaltliche Arbeit des Museums einbetten.
"Ein Platzname allein kann das Leid nicht ungeschehen machen, aber er kann das Erinnern ermöglichen. Er kann Gespräche auslösen, Fragen stellen und Haltung zeigen. Die Benennung ist kein symbolisches politisches Feigenblatt, sondern ein ganz wichtiger Schritt der politischen Auseinandersetzung", so Bovenschulte weiter.
Jina Mahsa Amini wurde 1999 in der iranischen Stadt Saqqez geboren. Als Kurdin durfte sie ihren Vornamen "Jina" offiziell nicht tragen. Im Pass wurde stattdessen der persische Name "Mahsa" eingetragen. Am 13. September 2022 wurde sie in Teheran von der sogenannten Sittenpolizei wegen angeblich unislamischer Kleidung festgenommen. Noch am selben Tag fiel sie ins Koma und starb drei Tage später im Krankenhaus. Vieles spricht dafür, dass sie auf dem Weg zur Polizeistation schwer misshandelt wurde.
Ihr Tod löste eine Welle der Empörung aus, die sich rasch zu landesweiten und wenig später zu weltweiten Protesten unter dem Slogan "Jin – Jiyan – Azadî" / "Frau – Leben – Freiheit" entwickelte. Die Bewegung wurde insbesondere von Frauen getragen und richtete sich gegen das autoritäre Regime, gegen politische Repression und strukturelle Gewalt. Das Regime reagierte mit massiver Gewalt: Laut UN-Angaben wurden über 500 Menschen getötet, Tausende verhaftet, Hunderte zum Tode verurteilt oder hingerichtet. Auch die Familie Aminis sowie Journalistinnen, die den Fall öffentlich machten, waren Repressionen ausgesetzt oder wurden verfolgt.
International rief der Tod Jina Mahsa Aminis große Resonanz hervor. 2023 wurde sie gemeinsam mit der iranischen Protestbewegung posthum mit dem Sacharow-Preis für geistige Freiheit des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. In mehreren europäischen Städten wurden Straßen und Plätze nach ihr benannt, in Deutschland unter anderem in Hannover, Frankfurt, Göttingen und Osnabrück – und nun auch in Bremen.
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