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Senatskanzlei

Bremen huldigt seinem Roland

19.05.2004

Zum 600. Geburtstag gibt’s ein schillerndes, fröhliches Jubiläumsfest

Bremen kann feiern. Seit Werder die Meisterschale geholt hat, weiß das nahezu die ganze Republik. Nun steht ein weiteres tolles Ereignis an, das die Stadt erneut in Feierlaune versetzen wird. Bremens Roland wird 600 Jahre alt. Er ist das älteste und zugleich mächtigste Freiheitssymbol Deutschlands. Für die Bremerinnen und Bremer gilt er als Garant für die Selbständigkeit des Landes. „Solange der Roland steht, bleibt Bremen frei“ heißt es seit Jahrhunderten. Kein Wunder also, dass die Stadt ihr großes Jubiläumsfest vom 11. bis 20. Juni auf den Begriff „Freiheit“ konzentriert. Allem voran die spektakuläre, täglich sich wiederholende Nachtshow „Gesichter der Freiheit“ auf dem Marktplatz. 50 Minuten lang wird er sich in eine poetisch-sinnliche Szenerie verwandeln. Mit Projektionen auf die Fassaden der historischen Gebäude, mit Licht-, Klang- und Live-Elementen. Zur Einstimmung freilich wird es klassisch: Die Kammerphilharmonie Bremen überträgt am 10. Juni ab 19 Uhr ihr Auftaktkonzert mit dem neuen künstlerischen Leiter Paavo Järvi live aus der Glocke auf den Marktplatz – ein großes Musikereignis, bei dem auch Beethovens 5. Symphonie erklingen wird.


Roland-Jubiläum und Kulturhauptstadt-Bewerbung, diese Ereignisse sind unbedingte Höhepunkte des Bremer Kultursommers in diesem Jahr. Am 12.Juni legt nämlich an der „Schlachte“, dem historischen Bremer Handelshafen, die Hansekogge „Roland von Bremen“ ab. An Bord des originalgetreuen Nachbaus eines mittelalterlichen Seeschiffes ein ambitioniertes Bremer Zukunftsprojekt: Die Bewerbung der Hansestadt um den Titel der Kulturhauptstadt Europas 2010. Das Bremer Theater bereitet der Kogge und ihrer Mission einen Aufsehen erregenden Abschied in Form eines Bremer Kultur-Feuerwerks. Cirka zehn Tage später wird Bremens schwimmender Botschafter in Berlin eintreffen, um pünktlich zum Bewerbungsschluss – dem 30. Juni – die Bremer Bewerbung den deutschen und europäischen Entscheidungsgremien das Programm zuzuleiten.


Zehn Tage feiert Bremen seinen Roland. Mit einem Volksfest, das an die Handels- und Marktrechte erinnert, die der steinerne Riese der Hansestadt einst verbürgte. Schausteller bauen ihren Rolandmarkt zu Füßen des Freiheitshelden. Abwechslung von heiter bis hintersinnig bieten außerdem: ein tägliches Bühnenprogramm aller musikalischen Stilrichtungen sowie Kurzvorträge, die den Roland in allen Aspekten seiner Bedeutung würdigen, dargeboten auf dem „Profmobil“, einem Freiluft-Lehrstuhl, der wiederkehrend auf dem Marktplatz Position bezieht. Hinzu kommen die Live-Übertragungen der deutschen Vorrundenspiele zur Fußball-Europameisterschaft am 15. und 19. Juni, die „Lange Nacht der Bremer Museen“, die am 19. Juni zur Entdeckungstour durch die Kunst- und Kultursammlungen der Hansestadt einlädt und die Ausstellung „Vier sind Bremen“, die in der Unteren Halle des Bremer Rathauses die Bremer Bewerbung zur Kulturhauptstadt Europas 2010 darstellt und illustriert.


Begleitet wird der Bremer Roland-Sommer von all den ernsthaften Würdigungen, nach denen eine Figur seiner Symbolkraft verlangt: Ob Revolutionen, Staatsempfänge oder Freimarkttrubel – der Roland ist seit 600 Jahren Zeuge bewegter Bremer Geschichte. Das Focke-Museum zeigt anlässlich seines Jubiläums die Sonderausstellung „Zu Rolands Füßen 600 bewegte Jahre“. Eine multimediale Präsentation erläutert die Entstehungs- und Wirkungsgeschichte der Figur vom 9. Juni bis Ende 2004.


Die Ausstellung „Mehr als tausend Worte – Die Sprache politischer Symbole“ des Instituts für Integriertes Design setzt sich mit der Entstehung, Wahrnehmung und Gestaltung politischer Symbole auseinander, zu denen als Wahrzeichen der Freiheit auch der Bremer Roland gehört. Vom 9. Juni bis 8. August werden im Wilhelm-Wagenfeld-Haus bedeutende, gefürchtete oder auch skurrile Zeichen der Macht gezeigt, unter so provokanten Überschriften wie „Hütten, Häuser und Paläste“ oder „Löwen, Adler und Kaninchen“. Doch nicht nur der Roland, sondern auch Urkunden zeugen bis heute von der Freiheit Bremens.


Zum Rolandfest stellt das Staatsarchiv wichtige Dokumente der Bremer Freiheit vom 11. – 20. Juni in der Oberen Rathaushalle aus. Unter ihnen das Linzer Diplom von 1646, Grundlage der bis heute andauernden Bremer Unabhängigkeit, oder auch die erstmals öffentlich gezeigte älteste Originalurkunde zur Geschichte Bremens: ein Diplom König Arnulfs (Arnulf von Kärnten, 887-899) aus dem Jahr 888. Er verlieh Erzbischof Rimbert (865-888) mit dieser Urkunde Markt, Münze und Zoll für Bremen.
Wer sein Wissen über Bremen und den Roland nach dem Besuch der Ausstellungen noch weiter vertiefen möchte, kann dies auf wissenschaftlichem Niveau tun. Mit „Der Bremer Roland und die Freiheit“ und „Bretagne, Pyrenäen, Bremen: Der Roland – ein alter Europäer“ bietet der Veranstaltungszyklus zum Rolandfest von Mai bis Juni bzw. von September bis Dezember zwei wissenschaftliche Vortragsreihen zu unterschiedlichen Aspekten der Rolandfigur und ihrer Geschichte.