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Sonstige

Internationaler Bremer Friedenspreis geht nach Argentinien, Pakistan und ins Wendland

Auszeichnung der Stiftung die schwelle wird am 29. November im Rathaus verliehen

28.11.2013

Eine argentinische Menschenrechtlerin, eine Initiative gegen Sklaverei in Pakistan und zwei profilierte Atomkraftgegner aus Gorleben erhalten den sechsten Internationalen Bremer Friedenspreis der Stiftung die schwelle. Der mit insgesamt 15.000 Euro dotierte Preis ist in drei Kategorien unterteilt und wird am Freitag, 29. November 2013, ab 18 Uhr in der Oberen Rathaushalle vergeben. "Mit dem Friedenspreis wird der Fokus auf Organisationen und Menschen gerichtet, die sonst nicht im Scheinwerferlicht der Öffentlichkeit stehen, diese Aufmerksamkeit aber verdienen", sagt Bremens Bürgermeisterin und Friedenspreis-Schirmherrin Karoline Linnert. Das Engagement der Preisträgerinnen und Preisträger mache Mut, Schwellen zu überschreiten und Konflikte friedlich zu lösen.

Als "Unbekannte Friedensarbeiterin" wird Natalia Sarapura geehrt. Die indigene Argentinierin ist Präsidentin des Rates der Indigenen Organisationen in der Provinz Jujuy. kämpft seit 18 Jahren mit einem einzigartigen Entwicklungskonzept für die Rechte der Kolla, einem indianischen Volk im Nordwesten Argentiniens. Sie und ihre Mitstreiter widersetzen sich erfolgreich dem staatlich forcierten Verkauf angestammter Landflächen an Großgrundbesitzer und internationale Bergbaukonzerne. Darüber hinaus macht sich Natalia Sarapura beharrlich für bessere Ausbildungschancen und Lebensbedingungen der indianischen Bevölkerung Argentiniens stark. "Dieser Preis ist für mich ein Ansporn, den Weg des gewaltfreien Kampfes weiter zu gehen", sagt sie. "In unserer Spriritualität kommt alles, was mit uns geschieht oder was wir erleben, von der Pachamama, der Mutter Erde. Deshalb ist dieser Preis auch eine Segnung für die Pachamama. Er ist eine Gelegenheit, das indigene Gedankengut weiter zu verbreiten."

Der Friedenspreis in der Kategorie "Beispielhafte Initiative" geht an die pakistanische "Insan Dost Association" (IDA). Die Initiative setzt sich für ein Ende der Sklavenarbeit ein, die in Pakistan zwar verboten, aber immer noch weit verbreitet ist. Millionen Menschen - darunter auch viele Kinder – leiden unter den Folgen der Schuldknechtschaft und arbeiten unter menschenunwürdigen Bedingungen. Die Initiative klärt die Betroffenen über ihre Rechte auf und ermutigt sie, Gewerkschaften zu gründen und unterstützt, die Kinder in Schulen zu schicken, um so dem Kreislauf aus Armut und Unterdrückung zu entkommen. "Eines erleben wir in unserer Arbeit immer wieder: Wer merkt, dass es nicht Schicksal sein muss, ausgenutzt und unterdrückt zu werden, der ändert sein Denken und sein Verhalten", sagt Anjum Mattu, Geschäftsführer der Organisation. Für ihn und seine Mitstreiter ist der Preis aus Bremen nicht nur eine persönliche Ehre: "Er ist auch ein Signal an diejenigen, die unsere Aktivitäten unterdrücken möchten", ergänzt Imran Anjum von IDA. "Die Auszeichnung zeigt, dass unsere Arbeit international wahrgenommen und unterstützt wird."

Der Preis für öffentliches Wirken geht an Andreas Graf von Bernstorff und Anna Gräfin von Bernstorff aus Gartow im Wendland. Seit 35 Jahren leistet das couragierte Ehepaar gemeinsam mit seinen Kindern Widerstand gegen Castortransporte und Atompolitik. So weigerten sie sich die Bernstorffs, ihren Anteil am Salzstock für ein mögliches Endlager zu verkaufen – immerhin ein Drittel des Areals. Damit verzichteten sie auf eine Ausgleichzahlung von 30 Millionen D-Mark. "Mit der Atomenergie und ihren Hinterlassenschaften bürden wir den nach uns folgenden Generationen eine Last auf, die nicht tragbar ist", sagt Andreas Graf von Bernstorff. Dass ein Endlager für den bereits vorhandenen Atommüll gefunden werden muss, steht für ihn und seine Frau zwar außer Frage; beide sehen sich jedoch mit ihrem Grundbesitz und der Familientradition in einer Mitverantwortung dafür, "dass nicht die erstbeste, sondern die bestmögliche Endlagerlösung erreicht wird", wie Anna Gräfin von Bernstorff betont. Deshalb machen sie immer wieder mit kreativen und friedlichen Anti-Atomkraft-Aktionen auf ihr Anliegen aufmerksam. So behinderten sie Castortransporte bereits mit Baumfäll-Aktionen oder einer Wildschwein-Jagd.

Der Internationale Bremer Friedenspreis wird seit zehn Jahren verliehen. Die Stiftung die schwelle ehrt damit im Zwei-Jahres-Rhythmus Menschen und Organisationen, die in ihrer Arbeit Vorbild sind im Einsatz für Versöhnung, Menschenrechte, Überwindung von Rassismus, für soziale Gerechtigkeit, zukunftsweisenden und nachhaltigen Umgang mit Natur und Umwelt sowie interkulturelle und interreligiöse Verständigung. Der Preis steht in diesem Jahr erstmals unter der Schirmherrschaft von Bremens Bürgermeisterin Karoline Linnert. Sie übernimmt diese Aufgabe von Altbürgermeister Hans Koschnick, der die Schirmherrschaft aus Altersgründen abgegeben hat.

Auf der Webseite stellt die Stiftung neben den Gewinnern auch neun weitere preiswürdige Projekte und Personen vor - zu finden unter www.dieschwelle.de

Zur Stiftung die schwelle: Die Bremer Stiftung die schwelle wurde 1979 von dem Bremer Stauereiunternehmer Dirk Heinrichs und seiner Frau Ruth-Christa gegründet, 1994 wurden Wiebke und Reinhard Jung Mitstifter. Derzeit unterstützt die Stiftung u.a. Projekte in Südosteuropa, Ost- und Zentralafrika, Israel und Palästina und in Bremen.

Weitere Informationen gibt Stiftungs-Geschäftsführerin Petra Titze: Telefon: (0421) 3032-577,
E-Mail: petra.titze@dieschwelle.de

Fotos von den Gewinnern im Pressebereich unter www.dieschwelle.de/presse