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Der Senator für Kultur

Bremer Denkmalpflegepreis zum zweiten Mal verliehen

Aus 45 Bewerbungen wurden sieben Preisträger und drei besondere Auszeichnungen ermittelt

15.11.2013

Am gestrigen Abend (14. November 2013) wurde im Rahmen eines Festakts im Bremer Rathaus zum zweiten Mal der Bremer Denkmalpflegepreises verliehen. Insgesamt wurden sieben Preise und drei besondere Anerkennungen in vier Kategorien vergeben, darunter ein Sonderpreis, der gemeinsam von den Medienpartnern Weser-Kurier und Nordsee-Zeitung überreicht wurde.

Mit dem Bremer Denkmalpflegepreis, der alle drei Jahre ausgelobt wird, werden besondere Leistungen zur Erhaltung und Pflege von Baudenkmälern in Bremen und Bremerhaven ausgezeichnet. Vergeben wird der Preis vom Landesamt für Denkmalpflege und der Aufbaugemeinschaft Bremen e.V. in Kooperation mit der Architektenkammer, der Handelskammer und der Handwerkskammer Bremen sowie der IHK Bremerhaven gemeinsam mit den Medienpartnern Weser-Kurier und Nordseezeitung. Der Vorsitzende der achtköpfigen Jury, Professor Udo Mainzer, ehemaliger Landeskonservator des Rheinlandes, betonte in seiner Rede die schöne und gleichzeitig herausfordernde Aufgabe der Jury, aus 45 Bewerbungen die Besten zu ermitteln. Landeskonservator Professor Georg Skalecki stellte in seiner Laudatio die einzelnen Preisträger vor.

In der Kategorie I erhielten die Architekten Schulze Pampus BDA den Denkmalpflegepreis. Für das Standesamt Bremen-Mitte, Holleralle 79, präsentierten sie eine schlanke Lösung. Statt der vom Bauherrn kalkulierten 5,4 Millionen Euro gelang es dem Architekturbüro mit 3,4 Millionen Euro die Sanierung durchzuführen. Ein exemplarischer Beleg dafür, dass Denkmalpflege und somit das Bewahren der Geschichte eines Gebäudes weniger kostenintensiv ist als oftmals angenommen wird. Die denkmalgerechte und sorgsame Sanierung des Standesamtes war ein weiterer Punkt, der dafür sprach, dem Architekturbüro Schulze Pampus den Bremer Denkmalpflegepreis 2013 zu verleihen.

Hilmes Lamprecht Architekten BDA erhielten ebenfalls einen Preis in der Kategorie I – Architekturbüros – für die geleisteten Sanierungs- und Umnutzungsplanungen an der Wohnanlage Marcusallee 2-4 in Bremen Horn-Lehe. In seiner Laudatio erklärte Skalecki, dass die beiden Trakte mit Wohnungen für Beamte des Amerikanischen Generalkonsulats, 1953 nach Entwürfen des amerikanischen Büros Skidmore, Owings & Merrill erbaut, nur dank der einfühlsamen und geschickten Planungen des zu prämierenden Architekturbüros gerettet werden konnten. Dabei wurden etwa die verlorenen Fensterelemente rekonstruiert und heutigen energetischen Standards angepasst. Geschickte Detaillösungen wurden erarbeitet, um das filigrane Erscheinungsbild des Nachkriegsbaus zu bewahren.

In der Kategorie II – Handwerksbetriebe – ging der Denkmalpflegepreis an die Druge-Bau GmbH für die vorbildliche Wiederherstellung des Wencke-Docks in Bremerhaven. Dazu Professor Skalecki: "Das 1835 errichtete Wencke-Dock gehörte zu den bedeutendsten Denkmälern der Schiffswirtschaft in Deutschland. Mit außergewöhnlichem Geschick und viel Engagement wurde das stark geschädigte Mauerwerk des Wencke-Docks saniert. Das Ausfugen loser Bereiche, Replatzieren herausgebrochener Steine und Einmauern von Ersatzsteinen, unter den besonderen Anforderungen von Ebbe und Flut, ist hervorragend gelungen und verdient mit dem Denkmalpflegepreis gewürdigt zu werden."

In der Kategorie III – Bauherren – wurden Iris Eggeling und Christopher Mellinghoff mit dem Bremer Denkmalpflegepreis für die Wiederherstellung der historischen Fassade an ihrem Wohnhaus in der Bulthauptstraße 20 in Bremen geehrt. Der Familie gelang es unter großem Zeitaufwand wichtige Architekturdetails, die in der Vergangenheit verändert worden waren, wieder herzustellen.

Die Bremische Evangelische Kirche erhielt den Bremer Denkmalpflegepreis in der Kategorie III – Bauherren – für die umfangreiche Sanierung der Domtürme des St. Petri Doms. Das methodische Vorgehen war geprägt von größter Zurückhaltung. Geschädigte Fugen wurden mit historischen Mörteln repariert und wo es größere Fehlstellen gab, fand ein Steinaustausch mit geeigneten Steinmaterialien statt. "Um dieses Ergebnis zu erlangen, war ein überdurchschnittliches Engagement der Bauherrin notwendig, das es zu würdigen gilt", erklärte Professor Skalecki und fügte hinzu: "Die Auszeichnung mit dem Bremer Denkmalpflegepreis ergeht auch dafür, dass die Bremische Evangelische Kirche sich über Jahre vorbildlich für den Erhalt ihrer historischen Kirchen in Bremen engagiert."

Auszeichnung mit Preisgeld
Die Auszeichnung mit einem Preisgeld in Höhe von 3.000 Euro ging an den Förderverein Wätjens Park e.V. Das überaus große Engagement des 220 Mitglieder umfassenden Vereins besteht in den fortwährenden Erhaltungsarbeiten von Wätjens Park, der im Wesentlichen aus dem Jahr 1864 stammt. Zu den Aktivitäten zählen beispielsweise die Vermessung und Kartierung der Bäume oder die Freilegung von überwucherten und von Humus überdeckten Wegen.

Mit dem Sonderpreis, gestiftet von Weser-Kurier und Nordsee-Zeitung in Höhe von 2.500 Euro wurde die Evangelische Kirchengemeinde Arsten-Habenhausen ausgezeichnet. Auf das 18. Jahrhundert gehen die noch originalen Reste des Lindenlaubengangs im Arster Pfarrgarten zurück. Die Restaurierung und Sanierung des Lindenlaubengangs war nur durch das hohe Engagement von Mitgliedern der Kirchengemeinde möglich.
Die Jury überzeugte das vorbildliche Engagement der Kirchengemeinde, den aus dem 18. Jahrhundert stammenden Lindenlaubengang zu bewahren und in die Zukunft zu führen.

Drei Anerkennungen in zwei Kategorien
Die Energie- und Baukontor GbR, Burkhard Hennig, Thomas Witte, Volker Köckritz erhielt eine besondere Anerkennung in der Kategorie I – Architekten – für das gelungene Konzept, die 12 Jahre lang leerstehende Alte Apotheke in Hemelingen zu revitalisieren. Die Alte Apotheke Hemelingen von 1889 verfügt über ihre komplette historische Apothekeneinrichtung.

In der Kategorie II – Handwerksbetriebe – ging eine besondere Anerkennung an die Kanning Parkett GmbH für die handwerklich hervorragende Aufarbeitung der historischen Intarsienparkettböden und Holztreppen im Standesamt Bremen-Mitte. Die geschädigten Holzböden im Inneren der Villa Hoffmann wurden in einem aufwendigen Verfahren aufbereitet, defekte Teile wurden ergänzt und eingesetzt. Neben diesen Arbeiten sind auch die Holztreppen im Haus mit viel Geschick und großem Engagement mustergültig aufgearbeitet worden.

In der gleichen Kategorie konnte sich ebenfalls über eine besondere Anerkennung die Friedrich Schmidt Bedachungs-GmbH freuen. In seiner Laudation erklärte Professor Skalecki: "Durch die handwerkliche Fertigkeit der Handwerksfirma gelang es eine Dachdeckung mit Biberschwanz-Tonziegeln in Kronendeckung und mit eingebundener Kehle an der Villa Schwachhauser Heerstraße 339 in beispielhafter Weise auszuführen."

Die Jurymitglieder
Der Jury gehörten an: Professor Dr. Udo Mainzer i.R., Juryvorsitzender, ehem. Landeskonservator im Rheinland; Professor Dr. Georg Skalecki, Landeskonservator, Landesamt für Denkmalpflege Bremen; Uwe A. Nullmeyer, 1. Vorsitzender der Aufbaugemeinschaft Bremen e.V.; Professorin Dr. Iris Reuther, Senatsbaudirektorin der Freien Hansestadt Bremen; Christian Flathmann, Justiziar der Handwerkskammer Bremen; Professorin Dipl.-Ing. Architektin Katja-Annika Pahl, Mitglied der Architektenkammer Bremen; Rechtsanwältin Sylvia Meyer-Baumgartner, Stellvertretende Geschäftsführerin der Handelskammer Bremen; Michael Stark, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Bremerhaven.