Sie sind hier:

Senatskanzlei

Die Bremer Hansekogge von 1380 erhält weltweit bedeutendste Auszeichnung

05.12.2001

„International Maritime Heritage“ würdigt Erforschung und Konservierung



Die Hülle fiel im Mai 2000. Es war ein großer Tag für die Bremer Hansekogge aus dem Jahr 1380. Denn das historische Schiffswrack hatte bis dahin 19 Jahre in einem Konservierungsbad zugebracht. Nur schemenhaft zeigte sich in dieser Zeit der spektakuläre Schiffsfund den Besuchern des Deutschen Schiffahrtmuseums in Bremerhaven. Nun, ein Jahr nach der feierlichen Übergabe, gibt es für die Kogge Anerkennung von höchster Stelle: Ihr wird zusammen mit der „Cap San Diego“ in Hamburg der „International Maritime Hertiage Award“ zuerkannt. Es ist die weltweit bedeutendste Anerkennung für historische Schiffe. Sie geht zum ersten Mal nach Deutschland. Der „World Ship Trust“ würdigt damit die vorbildliche Konservierung und herausragende Bedeutung der Kogge für die Schifffahrtsgeschichte. Am morgigen Donnerstag wird der Preis in Anwesenheit von Bundespräsident Dr. Johannes Rau an Bord der Fregatte „Lübeck“ übergeben.


Bei Baggerarbeiten in der Weser waren im Oktober 1962 Wrackteile gesichtet worden. Schnell wurden die im Schlick versunkenen Bretter als Teile einer alten Kogge identifiziert: Die Sensation war perfekt. Der Fund und die anschließende sorgfältige Rekonstruktion waren für die Schiffshistoriker schon deshalb von größter Bedeutung, weil keine Konstruktionszeichnungen dieses Schiffstyps überliefert sind. Zuvor konnten lediglich Abbildungen auf Siegeln, Münzen und alten Stichen als Forschungsgrundlage dienen.


Rund 2000 hölzerne Einzelstücke mussten in sorgfältiger und mühevoller Arbeit zusammengesetzt werden. Erstmals konnten nun genaue Erkenntnisse über Abmessungen, Tragfähigkeit und Segeleigenschaften der Kogge gewonnen werden. Der Bremer Schiffsfund ist der einzigartige Schlüssel für die gesamte Schiffbautradition der Kogge, die in Norddeutschland mit kleinen Booten bis ins 20. Jahrhundert

hineinreicht und derzeit bis in die vorrömische Eisenzeit (ca. 200 vor Chr.) zurückverfolgt werden kann.


Nachdem alle Teile zusammengefügt waren, musste das Wrack erst einmal wieder abtauchen. Es verschwand in einem Konservierungsbad, um es für die Nachwelt zu

erhalten. Fast zwei Jahrzehnte musste das Schiff in der bewahrenden Flüssigkeit verharren, bis die Fachleute es freigaben. Und so kann das Deutsche Schiffahrtsmuseum in Bremerhaven als einziges Museum der Welt dem Publikum eine derart erhaltene Kogge im Original zeigen. Die Kogge markiert im übrigen auch den Ausgangspunkt für wegweisende schifffahrtsgeschichtliche Forschung in diesem Museum.


Nun zeichnet der „World Ship Trust“, der sich für den Erhalt des maritimen Weltkulturerbes einsetzt, diese erfolgreiche und außergewöhnliche Arbeitsleistung des Museums bei der wissenschaftlichen Erforschung der Hansekogge aus. Gewürdigt wird auch das eigens entwickelte und immer wieder verbesserte Konservierungsverfahren.


Der „International Maritime Heritage Award“ wird am 6. Dezember um 9 Uhr dem geschäftsführenden Direktor des DSM, Prof. Dr. Detlev Ellmers von Jacques Chauveau, Chairman des World Ship Trust, an Bord der Fregatte „Lübeck“ der Deutschen Bundesmarine (ausfahrend von Travemünde) übergeben. Bremens Bürgermeister Dr. Henning Scherf wird bei der Verleihung anwesend sein.