21.06.2001
Neumayer Forscher an Scherf: Die Mitte der Polarnacht überschritten
Trotz des kalendarischen Sommeranfangs lassen bei uns sommerliche Temperaturen noch auf sich warten. Da dürfen wir auch nicht jammern, wenn wir bedenken, dass es woanders noch viel kälter ist – zum Beispiel im tiefen Süden auf der deutschen antarktischen Forschungsstation "Neumayer" mit minus 16 Grad C bei Windstärke 6. Von dort erhielt der Präsident des Bremer Senats, Bürgermeister Dr. Henning Scherf, heute Morgen herzliche Grüße anlässlich des Mittwinterfestes am 21. Juni, dem höchsten Feiertag eines Jahres auf dem 6. Kontinent. Absender war das neunköpfige Team – darunter eine Meteorologin und eine Geophysikerin – der Überwinterungsstation des Alfred-Wegener-Instituts für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven.
Die Forscher in der Nähe des Südpols haben die Mitte der Polarnacht überschritten. In diesem "ewigen Eis" gibt es in den Mittagsstunden lediglich eine Restdämmerung. Das erste Sonnenlicht bekommen die Wissenschaftler erst wieder am 23. Juli zu sehen. So wird die Leben erweckende Sonne auch bald das Team der Forschungsstation erreichen und dort einen tiefgreifenden Wandel der unmittelbaren Umgebung bewirken.
"Hier einerseits mit der Natur aufs Engste verbunden, wird einem die Bedeutung der Natur für uns Menschen, aber auch ihre Verletzlichkeit durch uns besonders bewusst. Aber auf der anderen Seite lehrt uns auch die Erfahrung, dass internationale Zusammenarbeit die Menschen unterschiedlicher Nationalitäten unter besonderen Bedingungen zusammenführt und zusammenwachsen lässt", schrieb der Leiter der Überwinterungsmannschaft, Dr. Werner Bittner, dem Bremer Bürgermeister. Gerade in der Antarktis entstehe ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das "wir auch in der übrigen Welt verwirklicht sehen möchten. Das wird wahrscheinlich für jeden, der hier forschen durfte, neben den ganz persönlichen Eindrücken mit die wichtigste Erfahrung sein, die jeder von dem Überwinterungsjahr mit nach Hause nehmen wird".
Bürgermeister Dr. Henning Scherf bedankte sich herzlich beim Team der Neumayer-Station für die freundliche Post aus der Antarktis. Die besten Grüße in die Heimat werde er gern an die Bremer und Bremerhavener Bürgerinnen und Bürger weitergeben, was hiermit geschieht.