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Der Senator für Kultur

„Neue urheberrechtliche Regelung für eBooks nötig“

Kulturressort und Stadtbibliothek fordern neue internationale Richtlinie

17.07.2012

eBooks werden immer beliebter – auch bei der Bremer Stadtbibliothek: „In den vergangenen drei Jahren hat sich die Nachfrage bei uns nach elektronischen Medien fast verfünffacht“, erläutert die Direktorin des Hauses, Barbara Lison. Wurden 2009 rund 10.000 Bücher, Filme oder Hörbücher bei der Stadtbibliothek online ausgeliehen, waren es im vergangenen Jahr 50.000 – Tendenz steigend. Auf diese Weise herunter geladene Publikationen (sog. „eContent“) können für einen befristeten Zeitraum von den Nutzerinnen und Nutzer auf dem heimischen PC, einem Tablet, MP3-Player oder Smartphone genutzt werden.

Allerdings stellt der derzeitig geltende Rechtsrahmen des Urheberrechts für diese Medien die Bibliotheken in Deutschland – und damit auch die Stadtbibliothek Bremen – vor große Herausforderungen. „Unsere Bibliotheken haben den Auftrag, allen Menschen freien Zugang zu Informationen, zu Kultur- und Bildungsangeboten zu gewährleisten. Diese wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe können die Bibliotheken allerdings im Hinblick auf die eBooks demnächst vielleicht nur noch eingeschränkt erfüllen“, erklärt dazu Carmen Emigholz, Staatsrätin beim Senator für Kultur.

Der Zugang zu eBooks ist – rechtlich betrachtet - eine Dienstleistung, daher werden diese Werke nicht – wie bei gedruckten Exemplaren – frei über den Buchhandel bezogen. Vielmehr entscheiden die Verlage als Rechteinhaber im Rahmen eines Lizenzvertrags, ob sie überhaupt den Zugriff auf ein eBook und dessen Verwendung als Ausleihexemplar gewähren möchten oder nicht.
Staatsrätin Emigholz: „Die kommerziell orientierten Verlage und nicht mehr die neutralen und im öffentlichen Auftrag tätigen Bibliotheken können unter diesen rechtlichen Bedingungen über einen wichtigen Teil des Bestands und damit des Angebotes für die Bevölkerung einer Bibliothek entscheiden. Hier brauchen wir eine bundesweite, wenn nicht sogar europaweite Regelung, damit die Bibliotheken ihrem öffentlichen Auftrag weiter nachgehen können.“

Für Bremen und die Stadtbibliothek arbeitet Direktorin Barbara Lison in mehreren nationalen wie internationalen Gremien an Lösungsvorschlägen für dieses Problem mit – etwa als Vorstandsmitglied des Deutschen Bibliotheksverbands (dbv). Seit Ende 2011 ist sie zudem Vorstandsmitglied im Weltverband der Bibliotheken IFLA sowie Mitglied beim europäischen Bibliotheks- und Archivverband Eblida.irektorin Lison: „Wir brauchen dringend eine faire Lizenzvergabe für die Bibliotheken. Hier arbeiten wir auf nationaler wie internationaler Verbandsebene daran, sowohl mit den Organisationen der Verlage zu einer Vereinbarung zu kommen als auch daran, die verantwortlichen Politiker über diese rechtliche Schieflage aufzuklären.“
Derzeit gebe es zwar die Buchpreisbindung auch für ebooks die für die Bibliotheken grundsätzlich den Erwerb von eBooks zum gebundenen Ladenpreis ermöglicht. Andererseits fehlten für den eBook-Bereich die bei gedruckten Büchern üblichen Regelungen für eine „Bibliothekstantieme“, die die Verlage für die Ausleihvorgänge angemessen entschädige.

Barbara Lison rechnet damit, dass in den kommenden Wochen seitens der Verbände Erklärungen für eine Reform des Urheberrechts in Richtung Bundespolitik geben werde. Staatsrätin Emigholz betonten abschließend: „Ich bin sehr froh, dass sich Barbara Lison mit ihrer hohen Fachkompetenz in die nationalen und internationalen Gremien einbringt und so dazu beiträgt, dass wir möglichst rasch eine Neuregelung erhalten, die einen fairen finanziellen Ausgleich zwischen Bibliotheken, Verlagen und Urhebern schafft, aber gleichzeitig den Nutzerinnen und Nutzern der Stadtbibliothek einen möglicht freien Zugang zu eContent ermöglicht.“