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"Wiesefix" erntet Saatgut seltener Pflanzen in Bremen

13.07.2021

Kuckuckslichtnelke, Klappertopf, Flockenblume, Margerite und Co.: In Bremens Grünlandgebieten kommen diese seltenen Pflanzen noch vor. Damit das so bleibt, setzt die Naturschutzbehörde der Stadt Bremen nun den "Wiesefix" ein. Sein Einsatz ermöglicht es, Saatgut von zum Teil selten gewordenen Pflanzenarten auf schonende Weise zu gewinnen, um diese auf artenarmen Grünlandstandorten wieder auszusäen und damit die Verbreitung und den Erhalt blütenreicher Wiesen zu ermöglichen.

Der Wiesefix wird mithilfe eines kleinen Traktors betrieben und bürstet die Samen gewissermaßen vom Halm, ohne dass das Gras gemäht werden muss. Das Gras richtet sich nach Nutzung des Wiesefix wieder auf und kann dann ohne große Verluste gemäht werden.

Mithilfe eines Traktors betrieben, sammelt der Wiesefix das Saatgut über eine sich drehende Bürste
Mithilfe eines Traktors betrieben, sammelt der Wiesefix das Saatgut über eine sich drehende Bürste. Foto: Florian Melles, haneg

Dies stellt einen großen Vorteil im Vergleich zur in der Vergangenheit durchgeführten Mahdgutübertragung dar: Denn die entsprechenden Wiesenbereiche mussten bislang vollständig gemäht werden, um im Anschluss das gesamte Mahdgut auf den gewünschten Flächen auszubringen. Den bewirtschaftenden Personen gingen dadurch Flächen zur Heuernte verloren und der logistische Aufwand war hoch. Ein weiterer Vorteil: Mit dem Wiesefix kann auf ein und derselben Fläche mehrmals Saatgut gewonnen werden – je nach dem, wann die Samen der Zielarten ausgereift sind.

Die Kuckuckslichtnelke: Ihre Samen sollen unter anderem gesammelt werden. Foto: Kerstin Kunze, haneg
Die Kuckuckslichtnelke: Ihre Samen sollen unter anderem gesammelt werden. Foto: Kerstin Kunze, haneg

Das mit der neuen Methode gewonnene Saatgut wird nach der Ernte bei passender Witterung auf den vorbereiteten Flächen wieder gesät oder bis zur späteren Verwendung gelagert. Die Hanseatische Naturentwicklung GmbH (Haneg) koordiniert die Saatgutgewinnung im Auftrag der Naturschutzbehörde und geht davon aus, dass die Samen nach der Aussaat gut angehen und sich daraus ökologisch wertvolle, blütenreiche Bestände entwickeln werden, da die lokal geernteten Samen gut an die hiesigen Umweltbedingungen angepasst seien. Die Saatgutübertragung soll dem Erhalt und der Entwicklung blütenreicher Wiesen dienen. Dies ist neben dem botanischen Artenschutz auch ein wichtiger Beitrag zum Schutz der Insekten, die von blütenreichen Grünland profitieren.

In diesem Jahr wird das Gerät zunächst intensiv im Bremer Grünland getestet, zum Beispiel in den Hammersbecker Wiesen oder der Ochtumniederung bei Brokhuchting. Es gilt herauszufinden, auf welchen Flächen der Wiesefix gut eingesetzt werden kann und welche Pflanzenbestände sich einfach beernten lassen. Mithilfe von botanischen Gutachterinnen und Gutachter sowie Gebietsbetreuern des BUND werden dazu Bereiche mit wertvollen Pflanzenbeständen ausgewählt, die sich für eine Saatgutgewinnung eignen.

Im kommenden Jahr soll der Wiesefix dann auf gezielt ausgewählten Flächen eingesetzt werden, damit Klappertopf, Kuckuckslichtnelke und Co. auch in Zukunft in Bremen blühen.

Zum Hintergrund:

Zwar gibt es im Bremen noch verhältnismäßig viele artenreiche Grünländer, jedoch kommt es auch immer wieder zum Verlust blütenreicher Wiesen bzw. gibt es einige zwar extensive genutzte aber dennoch artenarme Bestände. Gerade letztere Bestände eignen sich als Zielflächen für eine floristische Aufwertung, da sie zumeist eine nur mäßige Nährstoffversorgung haben und zum anderen kein Flächenverlust für intensive wirtschaftende Betriebe bedeuten.

Die Ernte des Wiesefix: Eine Saatgutmischung heimischer Wiesen.
Die Ernte des Wiesefix: Eine Saatgutmischung heimischer Wiesen. Foto: Lea Mispelkamp, haneg

Seit dem 1. März 2020 darf bei Maßnahmen in der freien Landschaft nur noch regionales Saatgut verwendet werden. Allerdings herrscht auf dem Markt Knappheit und die Kosten für das Saatgut sind sehr hoch. Das mit dem Wiesefix gewonnene Saatgut erfüllt zum einen die rechtlichen Vorgaben und ist zum anderen auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten vorteilhaft.

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Ansprechpartner für die Medien:
Linda Neddermann, Stellv. Pressesprecherin der Senatorin für Klimaschutz, Umwelt, Mobilität, Stadtentwicklung und Wohnungsbau, Tel.: (0421) 361-79199, E-Mail: linda.neddermann@umwelt.bremen.de