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Der Senator für Finanzen

Grotheer und Linnert gedenken der Zwangsarbeiter im französischen Murat

Bremer Delegation regt Jugendaustausch mit Murat an

22.06.2019

Gemeinsame Pressemitteilung des Senats der Freien Hansestadt Bremen und der Bremischen Bürgerschaft:

Bürgerschaftspräsidentin Antje Grotheer und Bürgermeisterin Karoline Linnert haben am Samstag an der Gedenkveranstaltung im französischen Murat (Auvergne) teilgenommen, um an die Opfer von Razzia und Deportation zu erinnern. Vor 75 Jahren wurden 119 Männer Opfer einer sogenannten „Vergeltungsmaßnahme“ der deutschen Wehrmacht. Sie wurden nach Deutschland deportiert und mussten insbesondere am Bunker Valentin Zwangsarbeit leisten. Nur 34 haben das überlebt.

Präsidentin Grotheer: „Unsere Vorfahren haben eine tiefe Wunde in dieses Städtchen gerissen. Es wurde zu einem ‘Dorf der schwarzen Witwen‘. Ich selbst habe im Geschichtsunterricht nichts über Murat erfahren. Aber unsere Kinder werden es. Murat ist zum Thema geworden – unter anderem am Denkort Bunker Valentin, den viele Schulklassen besuchen. Das ist eine Erinnerung nicht nur für die Vergangenheit, sondern auch für die Zukunft. Es ist unsere Pflicht dafür sorgen, dass wir und unsere Kinder wachsam sind – bei Intoleranz, Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus.“

Die Bremer Delegation hat in Murat einen Jugendaustausch initiiert. Zur nächsten Nacht der Jugend werden fünf bis zehn Jugendliche aus Murat nach Bremen eingeladen. Sie sollen die Stadt und den Denkort Bunker Valentin kennenlernen und eine Präsentation über Murat für die Nacht der Jugend erarbeiten. Die Kosten dafür übernehmen Senatskanzlei und Bremische Bürgerschaft.

Bürgermeisterin Linnert: „Ich freue mich sehr, dass junge Menschen aus Murat nach Bremen kommen und an der Nacht der Jugend im November teilnehmen werden. Wir wollen das Lernen aus der Vergangenheit und die Erinnerung für die Zukunft mit jungen Menschen aus Murat und Bremen fortführen. Eine gemeinsame Erinnerungskultur, in der die Rolle von Opfern und Tätern deutlich bleibt, ist ein wichtiges Fundament für ein ausgesöhntes und friedliches Europa. Niemand kann die grausamen Taten ungeschehen machen. Aber wir können uns erinnern und aus der Geschichte lernen. Dafür tragen wir Deutschen eine große Verantwortung. Ich bin froh, dass es den Denkort Bunker Valentin in Bremen gibt. Er ist Erinnerungsstätte auch für die nächsten Generationen.“

Der Bürgermeister der Stadt Murat, Gilles Chabrier, sprach von einer „großen historischen und symbolischen Bedeutung“ durch den heutigen Besuch aus Bremen. „In unserer kleinen Stadt, im Herzen eines alten Kontinents, der seit langem friedlich ist, verlangen die Ereignisse, an die wie erinnern, dass wir sehr wachsam gegenüber populistischen Bewegungen sind, die in ganz Europa wieder aufleben.“

Der Präsident des Verbands der Deportierten, Internierten und Familien (L'Association des déportés internés et familles (ADIF)), Marc Hivernat, hatte die Bremerinnen und Bremer zu den Gedenkfeiern nach Murat eingeladen.
Marc Hivernat: „In Murat wird in den Familien der Deportierten die Anzahl der Personen der zweiten Generation jedes Jahr kleiner. Die dritte hat das Alter der Senioren erreicht. Unsere Kinder bilden die vierte und bereits die Eltern der fünften Generation. Viele dieser Familien leben nicht mehr in Murat. Die ‘Ureinwohner‘ wissen nur wenig von den Ereignissen vom 12. und 24. Juni 1944, während die Neuankömmlinge sie gar nicht kennen. Die Erinnerung wird in Murat immer mehr zu einem Bestandteil des historischen und kulturellen Erbes der Stadt. Und es ist Aufgabe der lokalen Behörden das in Gedenkveranstaltungen, Workshops und Projekten zu fördern“.

Grotheer und Linnert haben am Landesdenkmal zur Erinnerung an die Deportierten, am Place du Balat, Kränze und Blumen niedergelegt. Begleitet wurden sie unter anderem vom Leiter der Landeszentale für politische Bildung, Dr. Thomas Köcher. Es ist der zweite Besuch von Bremerinnen und Bremern in Murat. Vor fünf Jahren hatte Bürgerschaftspräsident Christian Weber in Murat an die Opfer erinnert und zum ersten Mal um Entschuldigung gebeten.

Foto: Bremische Bürgerschaft