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Senatskanzlei

16. Bremer Solidaritätspreis geht an Menschenrechtsanwälte aus Honduras

03.04.2019

Der 16. Bremer Solidaritätspreis wurde gestern (Dienstag, 2. April 2019) im Rahmen eines Festaktes in der Oberen Halle des Bremer Rathauses an Martín und Víctor Fernández Guzmán, Menschenrechtsanwälte aus Honduras, verliehen. Bürgermeister Dr. Carsten Sieling richtete persönliche Worte an die Preisträger: "Mit dieser Auszeichnung würdigt der Bremer Senat die herausragende Arbeit, mit der Sie sich seit vielen Jahren für die Einhaltung der Menschenrechte und der Rechtsstaatlichkeit, gegen Korruption und für freie Meinungsäußerung in Honduras einsetzen. In einer Gesellschaft, in der die Handlungsspielräume der Zivilgesellschaft massiv eingeschränkt sind, und in der viele Menschen bereits resigniert haben oder das Land verlassen, treten Sie beide mutig für Gerechtigkeit und die Einhaltung der Gesetze und Menschenrechte ein. Sie gehen dazu auch persönliche Risiken ein, Sie wurden mehrfach verfolgt und bedroht. Ihr Einsatz verdient unseren Respekt und unsere Hochachtung."

Laudator Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe
Laudator Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe

Die Laudatio hielt Dr. Bernd Bornhorst, Vorstandsvorsitzender VENRO – Verband Entwicklungspolitik und Humanitäre Hilfe und langjähriges Mitglied des Kuratoriums des Bremer Solidaritätspreises. "Es sind nur noch sehr wenige Flecken auf der Landkarte, wo die Rechte und Beteiligungsmöglichkeiten der Zivilgesellschaft noch uneingeschränkt gelten. Und wir sehen auch hier bei uns, wie schnell die Stimmung kippen kann und Länder sich wandeln", führte Bornhorst in seiner Rede aus. Und weiter: "Umso wichtiger ist es, die zu unterstützen, die sich für die Rechte und die Beteiligungsmöglichkeiten bedrohter Menschen einsetzen und dabei selber immer öfter Opfer werden. Es freut mich daher sehr, dass wir heute die Möglichkeit haben, zwei besonders engagierte Menschen zu ehren, die in einem der widrigsten Umfelder für mehr Gerechtigkeit kämpfen. Ihr Einsatz und ihr Engagement sind einzigartig und stehen doch leider auch stellvertretend für viele ähnliche Situationen in anderen Ländern der Welt, in denen der Raum für das zivilgesellschaftliche Engagement immer stärker eingedampft wird. Shrinking space nennen wir das heute. Immer öfter sollte man wohl eher von Closed space sprechen."

Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán
Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán

Geehrt werden sollen mit diesem 16. Bremer Solidaritätspreis zivilgesellschaftliche Initiativen, die in ihrer Arbeit den Gefahren des Shrinking Space - die zunehmende Bedrohung von Grundrechten wie der Versammlungs-, Meinungs- und Vereinigungsfreiheit sowie die damit einhergehende Einschränkung zivilgesellschaftlicher Handlungsspielräume - ausgesetzt sind. Und die sich mit ihrer Arbeit der Einschränkung und Unterdrückung der Zivilgesellschaft entgegenstellen. Der Senat der Freien Hansestadt Bremen war mit Beschluss vom 8. Januar 2019 dem Vorschlag des Kuratoriums Bremer Solidaritätspreis gefolgt.

Martín und Víctor Fernández Guzmán sind Initiatoren bzw. Mitbegründer des Movimiento Amplio por la Dignidad y la Justicia (MADJ) – der "Breiten Bewegung für Würde und Gerechtigkeit" in Honduras. Die Nichtregierungsorganisation engagiert sich für die Durchsetzung der Menschenrechte und Beachtung von Umweltschutzgesetzen, insbesondere bei Großprojekten zur Ausbeutung der natürlichen Ressourcen in Honduras. Mit ihrer mutigen und engagierten Arbeit setzen sich die beiden Menschenrechtsanwälte seit vielen Jahren dafür ein, Handlungsspielraum für zivilgesellschaftliche Initiativen und grundlegende Rechte wie freie Meinungsäußerung zu verteidigen.
Mit der Verleihung des 16. Bremer Solidaritätspreises an Martín und Víctor Fernández Guzmán werden nicht nur die beiden Anwälte für ihr Engagement ausgezeichnet. Sie erhalten diesen Preis auch stellvertretend für die Bewegung MADJ. Die beiden Anwälte haben gemeinsam mit anderen ein Netzwerk aufgebaut, das sicherstellt, dass ihr Engagement breit in der Gesellschaft verankert und im Fall von einzelnen Inhaftierungen gesichert ist.

Martín und Víctor Fernández Guzmán zeigten sich in ihren Dankesworten sehr berührt von ihrer Auszeichnung: "Dieser Preis bedeutet uns sehr viel. Es stärkt uns, dass unser Engagement in Deutschland gesehen und geehrt wird. Es ist schön zu sehen, dass Solidarität und Gerechtigkeit keine Grenzen kennen."

Hinweis: Heute Abend (Mittwoch, 3. April, 18 Uhr) werden die beiden Preisträger in einer öffentlichen Veranstaltung im Überseemuseum über die Situation in Honduras und ihr Engagement berichten. Am Donnerstag (4. April 2019) wird es dann in der Bremer Landesvertretung in Berlin ein Roundtable-Gespräch mit Martín und Víctor Fernández Guzmán geben.

Martín und Víctor Fernández Guzmán
Martín und Víctor Fernández Guzmán

Bremer Solidaritätspreis
Der Bremer Solidaritätspreis wird alle zwei Jahre vom Senat der Freien Hansestadt
Bremen verliehen. Er soll eine Ermutigung für Personen oder Initiativen sein, die sich
in besonderer Weise für die Überwindung von Ungerechtigkeit im Nord-Süd-
Verhältnis und der Folgen von Kolonialismus und Rassismus sowie für Demokratie
und Menschenrechte einsetzen.
Der Preis ist mit 10.000 Euro dotiert, die sich aus Mitteln der Senatskanzlei und einer Zustiftung der privaten R. + R. Reinke-Stiftung zusammensetzen.
Neben dem Preisgeld wird eine Skulptur des Bremer Künstlers Bernd Altenstein verliehen. Die Figur zeigt die Bremer Stadtmusikanten und steht symbolisch für die Kraft des solidarischen Handelns. Denn aus den einsamen und schwachen Bauerntieren ist am Ende des Märchens ein starkes Quartett geworden, das gemeinsam Hindernisse überwindet.

Die bisherigen Preisträgerinnen und Preisträger des Bremer Solidaritätspreises

  • 1988 Nelson und Winnie Mandela (Südafrika)
  • 1990 Bischof Medardo E. Gómez und die Flüchtlingsorganisation CRIPDES (El Salvador)
  • 1992 Davi Copenawa Yanomami als Interessensvertreter der indigenen Völker des Amazonas-Regenwaldes (Brasilien)
  • 1994 Aung San Suu Kyi (Myanmar / Birma)
  • 1996 HAN Dong-Fang, Autonome Arbeitervereinigung von Peking -AAV- (China)
  • 1998 Nadjet Bouda, Menschenrechtsbewegung "Rassemblement, Actions, Jeunesse - RAJ" (Algerien)/Hetti Samanmali, Initiative "Da Bindu Collective" (Sri Lanka) und Brigitte Erler, "Aktion Courage e.V.- SOS Rassismus" (Deutschland)
  • 2001 Marguerite Barankitse (Burundi) und Melanie Ntahongendera (Ruanda) mit dem Waisenhaus "La Maison Shalom"
  • 2003 Dr. Sumaya Farhat-Naser (Palästina) Gila Svirsky (Israel) für den Dialog und Frieden im Nahost-Konflikt
  • 2005 Elsa de Oesterheld (Argentinien) und Kuno Hauck (Deutschland) für ihr Engagement in der "Koalition gegen Straflosigkeit. Wahrheit und Gerechtigkeit für die deutschen Verschwundenen in Argentinien"
  • 2006 Ana del Carmen Martínez, Sprecherin der afro-kolumbianischen Friedensgemeinde (Kolumbien) und Carolina Pardo Jaramillo, Franziskanerschwester (Kolumbien)
  • 2009 Immaculée Birhaheka, Gründerin der kongolesischen Organisation zur Förderung und Unterstützung von Fraueninitiativen – PAIF (DR Kongo)
  • 2011 Maung Thura, "Zarganar", Satiriker und Schauspieler, Engagement im Kampf gegen HIV/AIDS, Regierungskritiker (Burma/Myanmar)
  • 2013 Aminatou Haidar, Präsidentin der Menschenrechtsorganisation CODESA aus der Westsahara
  • 2015 Esther Mujawayo-Keiner, Traumatherapeutin und Autorin, Mitbegründerin von AVEGA in Ruanda
  • 2017 Stella Agara, kenianische Aktivistin für Steuergerechtigkeit und gegen Steuervermeidung

Fotos: Senatspressestelle

Downloadangebot der Reden von Bürgermeister Dr. Carsten Sieling - Grußwort 16. Bremer Solidaritätspreis (pdf, 399.6 KB) - und Dr. Bernd Bornhorst - Laudatio 16. Bremer Solidaritätspreis (pdf, 358.4 KB).