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Die nicht eingelösten Versprechen der Globalisierung sind verantwortlich für die Zunahme von Nationalismus und Protektionismus überall auf der Welt

Ann Pettifor ist Hannah-Arendt-Preisträgerin für politisches Denken 2018

19.07.2018

Pressemitteilung - Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V.:

Der Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken, der von der Stadt Bremen, der Heinrich Böll Stiftung und dem Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V. vergeben wird, ist mit 10.000 Euro dotiert. Er wird an Personen verliehen, die mit einer mutigen Intervention das „Wagnis Öffentlichkeit“ annehmen. Der Preis geht in diesem Jahr an die südafrikanische Ökonomin Ann Pettifor und wird am 7. Dezember 2018 um 18 Uhr im Bremer Rathaus überreicht.

Ann Pettifor
Ann Pettifor - Copyright Foyers Photography

In der Begründung der Jury heißt es: Ann Pettifor beschreibt und erläutert sehr eindringlich die politischen und gesellschaftlichen Auswirkungen der gegenwärtigen Geldproduktion, wie sie vorwiegend seitens der Banken in Form von digitalen Kreditvergaben betrieben wird. Im Fokus ihrer Kritik steht dabei ein sich verselbstständigender globaler Finanzsektor, der abseits der Öffentlichkeit und somit außerhalb politischer Einflussnahmen und demokratischer Kontrollen agiert.

Dass die weltweite Geldzirkulation und die Finanzmärkte einen ungünstigen Einfluss auf die politisch-gesellschaftlichen Gemeinwesen ausüben, ist auch durch die – von Ann Pettifor frühzeitig prognostizierte – Finanzkrise deutlich geworden. Laut Pettifor gleicht das derzeitige Finanzsystem einer unsichtbaren Macht, der die Gesellschaften und der politischen Bereich zunehmend unterworfen ist.

Pettifor plädiert allerdings nicht für eine staatlich-zentralistische Kontrolle und Verwaltung der Geldmenge. Stattdessen geht es ihr um die Wiedergewinnung und Stärkung politisch-demokratischen Handelns. Und zwar dadurch, dass die Bürgerinnen und Bürger ein „angemessenes Verständnis“ darüber erlangen, wie die derzeitige „Produktion des Geldes“ geht. Dabei ist für Pettifor ausschlaggebend, dass in letzter Konsequenz die Bürgerinnen und Bürger und nicht die von Eigeninteressen geleiteten „Finanzindustrien“ entscheiden können und sollen, wofür beispielsweise Kredite verwendet werden.

Der Eigendynamik exzessiver Geldproduktion und eines ebenso exzessiven Konsumierens, das durch Werbung und andauernde Kreditangebote forciert wird, stellt Pettifor das Portrait politisch handelnder und politisch miteinander debattierender Menschen entgegen, die an dem Wohlergehen der Gesellschaften, deren Mitglieder sie sind, ein Interesse haben. Nach der Überzeugung der Jury hat Ann Pettifor „ein politisches Manifest gegen die scheinbar unangreifbare Macht des Finanzkapitals verfasst, das darauf abzielt, den Bürgerinnen und Bürgern das Vertrauen in ihre politische Handlungsfähigkeit zurückzugeben“.

Ann Pettifor ist Ökonomin und Direktorin von Policy Research in Macroeconomics (PRIME) sowie Mitglied der Organisation New Economics Foundation in London. Sie lehrt am Political Economy Research Centre der City University, London. Als geschäftsführende Direktorin von Advocacy International berät Pettifor Regierungen und Organisationen in Fragen von unabhängiger Schuldenrückführung, internationalen Finanzen und nachhaltiger Entwicklung

Ann Pettifor wurde 1949 in Südafrika geboren, wo sie auch aufwuchs. Sie schloss ein Studium in Politik und Ökonomie an der renommierten University of the Witwatersrand (kurz: Wits) in Johannesburg ab. Bekannt wurde Ann Pettifor durch ihre führende Rolle in der Jubilee 2000-Kampagne, die dazu führte, dass 35 Entwicklungsländern Schulden in einer Gesamthöhe von rund 100 Milliarden US-Dollar erlassen wurden. Bei den Expert(inn)en der Finanzwelt hat sie sich Respekt dadurch verschafft, dass sie die Finanzkrise ab 2007, eine globale Banken- und Finanzkrise als Teil der Weltwirtschaftskrise mit Beginn in der US-Immobilienkrise sehr präzise vorhergesagt hatte.

Service/Kontakt: Hannah-Arendt-Preis für politisches Denken e.V. c/o Bildungswerk Umwelt und Kultur in der Heinrich Böll Stiftung, Carl-Ronning-Str. 9, 28195 Bremen T 0171 7495 771, F 0421-352389, ruedel.boell@arcor.de

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