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Sonstige

„ALBATROS“-Preisträger sind David Grossman und Anne Birkenhauer

07.12.2009

Preisverleihung am 25. April 2010 im Rahmen eines Festaktes im Bremer Rathaus

„Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ so heißt der Titel des Buches von David Grossmann, dem heute (7. Dezember 2009) der ALBATROS zugesprochen wurde. Der Preis ist mit 40.000 Euro dotiert und wird mit 25.000 Euro an einen fremdsprachigen Autor und mit 15.000 Euro an den Übersetzer bzw. die Übersetzerin des Autors vergeben.
„Eine Frau flieht vor einer Nachricht“ ist die Erzählung von Ora und ihrer Familie: eine Frau zwischen zwei Männern, zwei Söhnen von verschiedenen Vätern, und dem Versuch, in einem zerrissenen Land zu leben.


In der Begründung der Jury heißt es: „Den ALBATROS der Günter Grass Stiftung Bremen erhält in diesem Jahr der israelische Erzähler David Grossman für seinen Roman "Eine Frau flieht vor einer Nachricht". Mit bestechender Genauigkeit verbindet er die großen Fragen, vor die sein Land gestellt ist, mit der Dramatik des Alltags und dem Geschick einiger weniger Figuren. Der 1954 in Jerusalem geborene Autor erkundet vor dem Panorama des Krieges und der erbitterten Auseinandersetzungen den existentiellen Raum des Einzelnen, der von Verlustangst und Panik, unauslöschlichen Erinnerungen, dem Wissen um die eigene Ohnmacht und doch auch der Hoffnung auf Frieden in Nahost besetzt ist.
Gegen die Wirrnis der täglichen Schlagzeilen setzt David Grossman die Kraft der Vergegenwärtigung und die Tiefendimension der großen Erzählung. Er ist ein Autor, der mit vielen Büchern bewiesen hat, dass er sein Land liebt, zugleich aber immer wieder auch Gründe für starke moralische Kritik findet. Dieser Roman ist als groß geartetes Zeugnis eines Werks zu verstehen, das der Ambivalenz von Liebe und Verzweiflung gegenüber der Heimat und ihren Tragödien sprachmächtigen Ausdruck gibt.


Die Jury würdigt außerdem die souveräne Leistung von Anne Birkenhauer, die durch Nuancen und Farbenreichtum mit ihrer Übersetzung aus dem Hebräischen besticht.“


David Grossman, geb. 1954 in Jerusalem, studierte Philosophie und Theater an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Anschließend arbeitete er als Korrespondent und Moderator für Kol Israel, die öffentlich-rechtliche Hörfunkanstalt des Landes. Zwischen 1970 und 1984 war er für eine populäre Kindersendung verantwortlich.
Er lebt in einem Vorort Jerusalems. Er ist verheiratet und Vater dreier Kinder. Sein Sohn Uri fiel während der Arbeit an „Eine Frau flieht vor einer Nachricht“.


Weitere Bücher von David Grossman
1988 Das Lächeln des Lammes
1991 Stichwort: Liebe
1992 Der geteilte Israeli - Reportage über den Zwang, den Nachbarn nicht zu verstehen
1994 Der Kindheitserfinder
1996 Zickzackkind
1998 Joram und der Zauberhut. Kinderbuch.
1999 Sei du mir das Messer.
2001 Wohin du mich führst. Kinderbuch.
2003 Diesen Krieg kann keiner gewinnen
2004 Das Gedächtnis der Haut
2008 Die Kraft zur Korrektur


alle Hanser Verlag


Auszeichnungen:

  • 2008 Geschwister-Scholl-Preis
  • 2004 Wingate Literary Prize
  • 2002 Manès-Sperber Preis
  • 1996 Premio Mondello
  • 1991 Nelly-Sachs-Preis
  • 1984 Preis des Premierministers für Hebräische Literatur


Anne Birkenhauer, geb. 1961 in Essen, studierte Judaistik, Neue Deutsche Literatur und Linguistik an der Freien Universität Berlin. Sie lebt seit 1989 in Israel.


Weitere Übersetzungen:
1990 Dan Pagis: Die Krone der Schöpfung, Straelener Manuskripte;
1994 Arieh Sivan: Adonis, Fischer
1994 Juval Schimoni: Der Flug der Taube, Jüdischer Verlag/Suhrkamp
1996 Daniella Carmi: Samir und Jonathan, Hanser
1996 Gershom Shaked: Geschichte der hebräischen Literatur, Jüdischer Verlag
1997 Jaakov Shabtai: Vollendete Vergangenheit, Suhrkamp;
1998 Daniella Carmi: Nachts zogen die Zigeuner fort, Hanser
1998 Jehoshua Kenaz: Nach den Feiertagen, Suhrkamp
1999 Moshe Zemer: Jüdisches Religionsgesetz heute, Neukirchner Verlag 2000 Chaim Be'er: Stricke, dtv-premium;
2000 Aharon Appelfeld: Die Eismiene, Alexander Fest
2002 Chaim Be'er: Federn, dtv-Premium;
2002 Aharon Appelfeld: Alles was ich liebte, Alexander Fest
2005 Aharaon Appelfeld: Geschichte eines Lebens, Rowohlt


Anne Birkenhauer ist Herausgeberin von „Jüdischer Almanach des Leo Baeck Instituts“, Jüdischer Verlag/Suhrkamp




Der internationale Literaturpreis ALBATROS wird seit 2006 alle zwei Jahre von der Günter Grass Stiftung Bremen vergeben und ist mit 40.000 Euro dotiert. Damit gehört er in die Kategorie der am höchsten dotierten deutschen Literaturpreise.


Der Preis wird mit 25.000 Euro an einen Autor und mit 15.000 Euro an den Übersetzer des Autors verliehen.


Der international renommierte Literaturpreis der Günter Grass Stiftung Bremen ALBATROS wird für zeitgenössische erzählerische Prosa, Lyrik oder Essayistik vergeben. Er geht an Autoren aus aller Welt, deren Werk sich durch hohe literarische Qualität und kulturelle und gesellschaftspolitische Relevanz auszeichnet. Das ausgezeichnete Werk soll offenes Denken und die freie Auseinandersetzung mit allen Bereichen unseres Lebens, mit unserer Welt und unserer Zeit befördern.


Die herausragende Übersetzung ins Deutsche erschließt dieses Werk dem

deutschen Lesepublikum und wird deshalb ebenfalls ausgezeichnet.


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