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Senatskanzlei

Protest gegen Telekom-Schließungspläne verstärkt

29.09.2008

Der Deutsche Städtetag hat sich in seiner jüngsten Präsidiumssitzung mit den Plänen der Deutschen Telekom beschäftigt, im Rahmen einer weitreichenden Umstrukturierung der Call-Center die gegenwärtig 63 Standorte auf 24 Standorte zu reduzieren. In einem Brief bittet jetzt Städtetags-Präsident Christian Ude Bundeskanzlerin Angela Merkel, „sich gegenüber der Unternehmensführung der Deutschen Telekom für eine nochmalige Überprüfung der Umstrukturierungspläne zu verwenden.“


Mit einer bundesweit abgestimmten Initiative wenden sich darüber hinaus 26 von den Schließungsplänen der Telekom im Call-Center Bereich betroffenen Kommunen an Bundesfinanzminister Peer Steinbrück. Bremens Bürgermeister Jens Böhrnsen, der die gemeinsame Aktion angestoßen hatte: „Als ehemaliges Bundesunternehmen hat die Telekom eine besondere Struktur- und Standortverantwortung. Der Bund hält 30 Prozent Anteile an der Telekom, in der Verantwortung des Bundesfinanzministers liegt die Aufsichtsratsfunktion. Hier kann also ein Schlüssel liegen, die Schließungspläne zu stoppen.“


In dem Brief an den Bundesfinanzminister heißt es wörtlich:


„Wir protestieren entschieden gegen die von der Deutschen Telekom vorgelegten Pläne zur Schließung von Call-Centern in 39 deutschen Städten, die den Abbau von 8000 Arbeitsplätzen in diesen Kommunen bedeuten würde.


Dies ist von unseren Kommunen nicht hinnehmbar. Aus diesem Grund möchten wir Sie als Hauptanteilseigner auffordern, auf die Deutsche Telekom dahingehend einzuwirken, dass die Deutsche Telekom die vorgestellten Pläne zurücknimmt und mit den Verantwortlichen in den betroffenen Städten in einen konstruktiven Dialog und in Gespräche zur Standortsicherung eintritt.


Auch wenn es eine Zusage gibt, dass den betroffenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an den neuen Standorten Alternativarbeitsplätze angeboten werden, so ist eine solche Standortverlagerung insbesondere für den hohen Anteil an Teilzeitbeschäftigten und

Frauen nicht zuletzt wegen der durch die Standortverlagerungen verursachten erheblich längeren Wegezeiten sozial und wirtschaftlich nicht zu akzeptieren.
Wir möchten nicht zuletzt daran erinnern, dass die Deutsche Telekom auch eine Struktur- und Beschäftigungsverantwortung besitzt. Viele der betroffenen Standorte befinden sich entweder in ländlichen Regionen mit Strukturproblemen oder auch in Ballungsgebieten mit jeweils schwerwiegenden Problemen auf dem Arbeitsmarkt.
Für beide ist ein Verlust an Arbeitsplätzen und der damit einhergehende Verlust an Wirtschafts- und Kaufkraft, technischem Know-how und nicht zuletzt auch Ausbildungskapazitäten nicht annehmbar. Und auch wenn die Deutsche Telekom behauptet, bei ihren Planungen strukturelle Aspekte berücksichtigt zu haben, so ist nicht zu verkennen, dass die Telekom mit dem geplanten Vorhaben einen Rückzug aus der Fläche betreibt und der Arbeitsplatzabbau auch insbesondere Kommunen und Regionen mit nach wie vor besonders hoher Arbeitslosigkeit betrifft.


Aus diesem Grund möchten wir sie bitten, auf den Vorstand der Deutschen Telekom dahingehend einzuwirken, dass er seine vorgestellten Pläne überdenkt und gemeinsam mit den Sozialpartnern und den Verantwortlichen der betroffenen Kommunen in einen Prozess eintritt, in dem gemeinsam nach Wegen gesucht wird, wie die Aktivitäten der Deutschen Telekom an den Standorten gesichert und weiterentwickelt werden können.“


Unterschrieben ist der Brief von:
Jens Böhrnsen (Bürgermeister der Freien Hansestadt Bremen); Klaus Wowereit
(Regierender Bürgermeister der Stadt Berlin); den Oberbürgermeisterinnen und Oberbürgermeistern Kay Blankenburg (Bad Kissingen); Heinz-Peter Haumann (Gießen); Helmut Himmelsbach (Heilbronn); Boris Pistorius (Osnabrück); Dr. Dieter Salomon (Freiburg i. B.); Dr. Berthold Tillmann (Münster); Jens Beutel (Mainz); Charlotte Britz (Saarbrücken); Heinz Fenrich (Karlsruhe); Horst Frank (Konstanz); Bertram Hilgen (Kassel); Gregor Kathstede (Krefeld); Dr. Peter Kurz (Mannheim); Dr. Jürgen Linden (Aachen); Hans Georg Löffler (Neustadt a.d. Weinstraße); Fritz Schramma (Köln); Christian Ude (München); Dr. Norbert Vornehm (Gera); sowie den Bürgermeisterinnen und Bürgermeistern Otto Lukat (Uelzen); Bernd Saxe (Lübeck); Rainer Heller (Detmold); Ulrike Westkamp ( Wesel); Wolfgang Kellner (Leer) und dem 1. Bürgermeister Markus Loth (Weilheim i.O.).