Sie sind hier:
  • Pressemitteilungen
  • Archiv
  • Pressemitteilung mit Foto Hommage an eine Pionierin der Moderne: Zwei Sonderausstellungen zum 100. Todestag von Paula Modersohn-Becker

Bundesland Bremen

Pressemitteilung mit Foto Hommage an eine Pionierin der Moderne: Zwei Sonderausstellungen zum 100. Todestag von Paula Modersohn-Becker

11.10.2007


Stehender und kniender Mädchenakt vor Mohnblumen II Mai/Juni 1906


„Das wird ein lieblich Stündlein geben, wenn ich diesen Bremer Staub von den Füßen schüttele. Hurrah!“ Dies schrieb die Worpsweder Malerin Paula Modersohn-Becker 1899, kurz vor ihrer ersten Reise nach Paris. Soeben hatte der Bremer „Malerfürst“ Arthur Fitger ihre in der Bremer Kunsthalle ausgestellten Studien in einer Zeitungskritik vernichtend zerrissen. Was für eine grandiose Fehleinschätzung!
Im 100. Todesjahr der Künstlerin widmet die Bremer Kunsthalle dieser außergewöhnlichen Künstlerin, der Weltrang zukommt, eine beeindruckende Sonderausstellung. „Paula in Paris“ ermöglicht dem Betrachter einen neuen, bewegenden Blick auf die Malerin. Im unmittelbaren Vergleich mit Bildern der französischen Avantgarde um 1900 wird geradezu überdeutlich: Paula Modersohn-Becker war eine Pionierin der Moderne in Deutschland. Die Schau mit 61 ihrer herausragenden Gemälde und Zeichnungen ist vom kommenden Sonnabend, dem 13. Oktober bis zum 24. Februar nächsten Jahres zu sehen. Erwartet werden bis zu 150.000 Besucherinnen und Besucher.

1898 war die junge Frau in die ländlich-abgeschiedene Künstlerkolonie Worpswede übergesiedelt. Von hier aus reiste sie viermal nach Paris, tauchte begeistert ein in die jüngste Kunstszene. Hier nahm sie Zeichen- und Malunterricht, hier begegnete sie den Werken bedeutender Künstler wie Cézanne oder Gauguin. Rodin und Maillol lernte sie sogar persönlich kennen. Diese Begegnungen blieben nicht folgenlos, sondern gaben der jungen Malerin die entscheidenden Impulse bei ihrer Suche nach neuen Ausdrucksformen.Zunehmend verwendete sie leuchtende, flächig aufgetragene Farben. Sie findet zu einer ausdrucksstarken Formensprache von großer Einfachheit.

Die Ausstellung in der Bremer Kunsthalle ermöglicht es auf geradezu beglückend direkte Weise, den Pariser Einflüssen nachzuspüren. Besonders in ihren Figurenbildern und den radikal modernen Stilleben aus den Jahren 1900 bis 1907 lassen sich Parallelen im Stil und in den Motiven von Cézanne, Gauguin oder der Künstlergruppe „Nabis“ nachvollziehen. Bedeutende internationale und nationale Museen haben mit Leihgaben dazu beigetragen, dass dieses vergleichende Sehen möglich wird.


Selbstbildnis mit Kamelienzweig, 1906/07 und Portrait einer jungen Frau, 120-130 n. Chr


Faszinierende Begegnung im Paula Modersohn-Becker Museum

Bei einem ihrer Aufenthalte in Paris stößt Paula Modersohn-Becker auf Mumienportraits aus Ägypten. In diesen jahrhundertealten Tafeln findet sie vieles von dem, was sie sucht: Die Symbiose von Einfachheit und Größe, den eigenen Anspruch, in Bildern „nah zu den Menschen zu kommen“. Die fast unglaubliche Intensität der Mumienbilder, ihre „Entrücktheit“ übersetzt die Künstlerin unmittelbar in ihre Malerei. Nachvollziehen lässt sich dies in einer weiteren, sehenswerten Ausstellung zum 100. Todestag der Künstlerin, die das Paula Modersohn-Becker Museum in Bremen zusammengestellt hat. Die kleine, intime Schau ermöglicht eine faszinierende Begegnung der Kunst der Antike mit der klassischen Moderne. Sie läuft zeitgleich zur Ausstellung in der Bremer Kunsthalle

Die 24 Mumienportraits – etwa um 120-130 n. Chr. entstanden – faszinieren durch ihre unglaubliche Schönheit und die fast schockierende Modernität. Ihre Gegenüberstellung mit den für die Moderne wegweisenden Portraits von Paula Modersohn-Becker ist bisher einmalig. Renommierte Museen wie der Pariser Louvre oder das Britische Museum haben durch Leihgaben diese Präsentation ermöglicht. Die Portraits, die Paula Modersohn-Becker nach ihrer Begegnung mit den Mumienportraits malte, zeigen: In ihrem souveränen Farbauftrag, dem kubischen Aufbau und der eigentümlichen Ausstrahlung sind sie Meisterwerke der Portraikunst.