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Pressemitteilung mit FotoEin unverwechselbares Bremer Kleinod hat Geburtstag: Böttcherstraße wird 75

29.05.2006


Genau gemessen sind es 108 Meter: Eine kleine Gasse in Bremen, schnell durchschritten. Wäre es nicht die Böttcherstraße, dann könnte dieses Bild stimmen. Tatsächlich ist Bremens berühmteste Gasse ein Publikumsmagnet. Und keine Frage - wer hier herkommt, lässt sich Zeit für ein einzigartiges Gesamtkunstwerk. Einst Arbeitsstätte für Fassmacher, sucht die kleine Straße heute mit ihrer eigenwilligen Architektur, mit den sehenswerten Kunstobjekten, den Sammlungen und Kunsthandwerkstätten ihresgleichen. In diesem Jahr feiert sie 75. Geburtstag, der mit einem vielseitigen Jubiläumsprogramm vom 2. bis 25. Juni gebührend gefeiert wird, mit speziellen Themenabenden, einmaligen Glockenspiel-Konzerten, Lesungen, Theater, musikalischen Veranstaltungen und natürlich einer 30er-Jahre-Party.

Die Böttcherstraße ist ein Kleinod. „Sie macht Bremen ebenso wie das Welterbe Rathaus und Roland unverwechselbar“, ist auch Bürgermeister Jens Böhrnsen überzeugt. Ohne das Engagement des visionären Bremer Kaffeekaufmanns Ludwig Roselius – er erfand den entkoffeinierten Kaffee - wäre sie wohl eine ganz normale Gasse geblieben. Als er in den 20er Jahren des vergangenen Jahrhunderts nach und nach die Häuser der alten Böttchergasse aufkaufte, waren sie verfallen und tauchten vielfach nur noch zum Abriss.

Unter Roselius Engagement entstand im Herzen Bremens etwas völlig Neues. Schlichte Giebel und massive Arkaden auf der einen Seite. Hier griff das Architektenteam Runge & Scotland einen von der norddeutschen Landschaft geprägten Stil auf. Gegenüber auf der anderen Seite der Gasse setzte der Bildhauer Bernhard Hoetger mit expressionistischer Formgebung aufregende Kontraste. Er ging nachgerade modellierend an Wände und Mauern heran, schuf phantasievolle, plastische Konstruktionen. Eines der originellsten Bauwerke ist das Paula-Becker-Modersohn-Haus, in dem Roselius seine Sammlung der damals weitgehend unbekannten Künstlerin ausstellte. Roselius bewies damit ein bemerkenswertes Gespür: Das Schaffen dieser Künstlerin aus dem Moordorf Worpswede fand später internationale Anerkennung als Wegbereiterin des deutschen Expressionismus. Heute beherbergt das Haus bedeutende Werke der beiden Künstlerpersönlichkeiten Becker-Modersohn und Hoetger. Ein weiteres Museum im Roselius-Haus versammelt in atmosphärischen „Wohnräumen der Kunst“ Gemälde, Skulpturen und Mobiliar vom Mittelalter bis zum Barock.

1931 wurden mit dem von Hoetger geschaffenen „Haus Atlantis“ und dem Robinson-Crusoe-Haus die beiden letzten Gebäude fertig gestellt – vor nunmehr 75 Jahren. Die Gasse mit ihren Schätzen - wiewohl zugänglich für jeden – blieb im Privatbesitz der Familie Roselius, bis sie an einen amerikanischen Nahrungsmittelkonzern verkauft und später von Ludwig Roselius jr. zurückgekauft wurde. Heute liegt sie in der Obhut der Sparkasse und der Stiftung Bremer Sparer Dank. „Uns ist es ein Anliegen, den Charakter der Straße zu erhalten“, so Sparkassenvorstand Jürgen Oltmann. Die Museen mit ihren Kunstschätzen werden gemeinsam von der Stadt und der Sparkasse getragen.

Auftaktveranstaltung des umfangreichen Jubiläumsprogramms ist am Donnerstag, dem 1. Juni „ 75 Jahre Böttcherstraße in 75 Fotografien und Zitaten“ (Kunstsammlungen Böttcherstraße), zu der Bremerinnen und Bremer als „Zeitzeugen“ herzlich eingeladen sind. Eines der vielen Highlights ist eine Reihe von Konzerten mit den 30 Glocken aus Meißener Porzellan am Haus Atlantis, die von Kirchenmusikern bespielt werden. Während der Festwochen bieten auch die Läden in der Böttcherstraße Daueraktionen an. Weitere Informationen zum Programm finden sich unter: www.boettcherstrasse.de. Um Anmeldungen wird gebeten unter der Telefonnummer: 0421/ 338820