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10 Jahre Neues Museum Weserburg Sammlermuseum feiert Geburtstag - Umfangreiches Programm zum Jubiläum

31.08.2001

Das Neue Museum Weserburg in Bremen feiert Geburtstag. Vor nunmehr 10 Jahren wurde in einem für die Stadtgemeinde Bremen und die privaten Kunstfreunde mutigen Schritt erstmalig in Europa das Konzept des Private Public Partnership in großem Rahmen auf ein Museum angewendet. Private Kunstsammler aus Deutschland, Österreich, der Schweiz, Frankreich und Belgien erklärten sich bereit, bedeutende Teile ihrer Sammlungen einem öffentlich geförderten Museum auf vertraglich definierte Dauer zu überlassen. Mit mehr als 6000 qm Ausstellungsfläche entstand das damals größte Sammlermuseum Deutschlands, verteilt über fünf Geschosse in den ehemaligen Speicherhäusern der Weserburg auf dem Teerhof, zwischen den beiden Weserarmen im Zentrum Bremens.

Mit der Besonderheit, private Sammlungen jeweils geschlossen für sich zu präsentieren, folgt das Neue Museum Weserburg einem Konzept, das sich von traditionellen Kunstmuseen abhebt. Der Besucher folgt keiner Führungslinie entlang kunsthistorischer Entwicklungen mit einzelnen, beispielhaften Werken, es gibt keine abgrenzenden „Ismen“. Im Zentrum der Präsentation steht vielmehr die lebendige Vielfalt der Kunst der Gegenwart mit schon berühmten, aber auch ganz jungen künstlerischen Positionen. Dabei bewahrt jede Sammlung ihren spezifischen Charakter. Dieser zeigt sich nicht nur in der Wahl der Künstler oder bildnerischen Vorstellungen, sondern auch in der unterschiedlichen Präsentation der Werke. Das Nebeneinander und Miteinander verschiedener Kunstwerke bietet hervorragende Vergleichsmöglichkeiten: Beeinflussungen, Ähnlichkeiten und Unterschiede werden sichtbar, Zusammenhänge im breiten Spektrum der Gegenwartskunst deutlich.

Vor allem in den großen Sammlungen werden von Zeit zu Zeit neue Schwerpunkte gesetzt. Diese „Akzentverschiebungen“ können sich auf Sammlungsteile oder auch die ganze Sammlung beziehen, so wie – ganz aktuell – die Sammlung Lafrenz. Ab 1. September wird sie unter der Bezeichnung Sammlung Lafrenz und Reinking unter dem Motto „Anstiftung zu einer neuen Wahrnehmung“ Kontinuität und Generationswechsel deutlich machen.

Obwohl die ständigen Sammlungen überwiegend Leihgaben sind, hat das NMWB seit Beginn eine eigene Sammlung aufbauen können. Mit Hilfe von Banken und Stiftungen, aber auch Einzelpersonen, gelang es, so bedeutende Werke wie den Klangraum von Hans Otte oder die Installation Dialog der Silberschaukeln von Rebecca Horn zu erwerben. Zum 10. Geburtstag erweitert die Bremer Landesbank mit einem Geschenk die Sammlung des NMWB, mit einem Werk von James Lee Byars, das im November der Öffentlichkeit vorgestellt wird.

Der Aufbau einer eigenen Sammlung war Anlass zu einer engen Zusammenarbeit mit der Universität Bremen, mit deren Unterstützung ein einzigartiges Studienzentrum für Künstlerpublikationen gegründet werden konnte. Es verbindet Forschung, Lehre und Ausstellung miteinander. Ganz im Einklang mit diesem Studienzentrum steht die Sammlung Künstlerbücher sowie der Erwerb des Archive for Small Press & Communication (ASPC),1999. Aus dieser Sammlung wurden seit 1992 allein 28 Ausstellungen konzipiert, teils in enger Zusammenarbeit mit dem Institut Français oder dem Instituto Cervantes.

Was aber wäre ein Museum, das nicht außer den ständigen Sammlungen noch wechselnde Ausstellungen zeigt? Es waren in den letzten zehn Jahren fast 100 Sonderausstellungen, die oft von Bremen aus in alle Welt gingen. Zu sehen waren einige der international wichtigsten Kunstströmungen der letzten 30 Jahre, wie z.B. die Arte Povera aus der Sammlung Goetz und die Minimal Art. Themenausstellungen wie Produkt Kunst! – Wo bleibt das Original?, ORIGINALE echt / falsch oder Sinn und Sinnlichkeit griffen wichtige Fragestellungen der Gegenwartskunst auf. Dazu kamen monografische Ausstellungen Richard Long, James Lee Byars). Weiter wurde die über die Grenzen hinweg viel beachtete Ausstellungsreihe An entscheidender Stelle... ins Leben gerufen, die mit bedeutenden Ausstellungen von international renommierten Gastkuratorinnen konzipiert wurden: Maria de Corall (Spanien): Picasso, Guston, Miró, de Kooning; Lynne Cooke (USA): Terra Incognita; Anda Rottenberg (Polen): Amnesia.

Zu einer steten Einrichtung hat sich der Bremer Video-Kunst Förderpreis entwickelt, der seit sieben Jahren in Folge im NMWB gezeigt wird und auf eine Kooperation mit dem Bremer Filmbüro zurückgeht. So wie mit dieser Institution kooperiert das NMWB mit vielen anderen Kultureinrichtungen, weshalb es nahe lag, das Jubiläumsprogramm mit den Geburtstagsgeschenken all dieser langjährigen Partner zu gestalten.

Die Vermittlung von Gegenwartskunst bildet naturgemäß den Schwerpunkt des Museums. Kinder und Jugendliche finden in der Abteilung der Museumspädagogik ihren Ansprechpartner, während sich die öffentlichen Führungen (sonntags und mittwochs), Vorträge, Künstlergespräche, Konzerte sowie regelmäßige Video- und Filmveranstaltungen an alle Interessierten richten. Führungsblätter und ein Audioführer (Gallery Guide) unterstützen die Besucher bei ihren Erkundungen im Museum. Wer dem NMWB in besonderem Maße verbunden ist, wird bei den Museums-Freunden Weserburg e.V. als Mitglied willkommen geheißen.

Zur Eröffnung des NMWB stand 1991 auf den gehissten Fahnen: „offen / open“. Keiner hätte damals geglaubt, wie sehr sich dieser Begriff im Laufe der Jahre auch bildlich auf die Konzeption eines der heute international bedeutenden Museen für Gegenwartskunst beziehen sollte. „Offen / open“ wurde zu einem Sinnbild für die Offenheit des Museums – durch die Kooperationen zu anderen Institutionen, durch die Öffnung der traditionellen Grenzen der Bildenden Kunst in alle anderen Bereiche der Künste – und sogar darüber hinaus, wie ein jüngst begonnenes Pilotprojekt zeigt, in dem nun erfolgreich die Gegenwartskunst sogar in der Verwaltungsausbildung vermittelt wird.

Zur Geburtstagsfeier hat übrigend das Kaufhaus Karstadt dem Neuen Museum Weserburg eine Sonderfläche zur Verfügung gestellt. Das NMWB konnte den Videokünstler Stefan Demming dafür gewinnen, eines der Video- und Klanggeschenke der Hochschule für Künste bei Karstadt zu inszenieren. Die Projektion auf eine Leinwand zeigt die vier Bremer Stadtmusikanten (genauer: vier Musiker, die sich als Esel, Hund, Katze und Hahn verkleidet haben). Jeder Musiker wird in Lebensgröße projiziert und spielt jeweils auf einem anderen Instrument (z.B. die Katze auf der Geige, der Hund auf dem Schlagzeug). In Bewegung kommt die Installation aber erst, wenn Besucher die Fläche vor der Leinwand betreten und sich auf ihr bewegen. Sensoren ermitteln deren Positionen und Bewegungen, woraufhin sich die Stadtmusikanten in unterschiedlicher Weise und unterschiedlichen Geschwindigkeiten bewegen – und entsprechend unterschiedlich musizieren. Nähert sich eine Person der Leinwand, kann es passieren, dass die Stadtmusikanten sich „austauschen“: plötzlich sind drei Katzen und ein Esel zu sehen, oder zwei Hähne und zwei Hunde, oder es kommt wieder zu dem uns gewohnten Quartett. Man kann also selber verschiedene Konstellationen, Rhythmen und „Tänze“ erfinden, selber komponieren, selber eine Session machen... Die Besucher sind „mittendrin“ im Kunstwerk und müssen nur noch der Aufforderung der Bremer Stadtmusikanten nachkommen: „Bitte, spielt mit uns!“