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Sonstige

Häusliche Gewalt gegen Frauen wird in Bremen stärker bekämpft

19.04.2000

Die Bremische Zentralstelle ZGF teilt mit:

Noch immer wird Gewalt gegen Frauen in familiären Zusammenhängen von der Gesellschaft nicht genügend geächtet, Täter und Opfer werden nicht als solche benannt. Das Ausmaß dieses Problems in Bremen wird unter anderem dadurch deutlich, dass im letzten Jahr von der Staatsanwaltschaft Bremen ca. 800 Fälle von häuslicher Beziehungsgewalt bearbeitet wurden.

Die Regierungsparteien haben sich in der Koalitionsvereinbarung des Themas häuslicher Gewalt gegen Frauen angenommen und ein Präventionskonzept in Aussicht gestellt. Vor diesem Hintergrund wurde am 23.11.1999 unter der Federführung der Zentralstelle eine ressortübergreifende Arbeitsgruppe eingesetzt, bestehend aus den Ressorts Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales; Bildung und Wissenschaft; Justiz und Verfassung; Inneres, Kultur und Sport. Die Arbeitsgruppe hatte den Auftrag bis zum Frühjahr 2000 dem Senat das Präventionskonzept vorzulegen.

Der heute vom Senat beschlossene Bericht der Arbeitsgruppe enthält einen Maßnahmenkatalog, der einerseits dazu dienen soll, das Tabu zu brechen, das über dem Bereich der häuslichen Beziehungsgewalt liegt, und andererseits schnelleres Eingreifen zum Schutz der Opfer und zeitnahe Reaktionen gegenüber den Tätern zu ermöglichen.

Ein wesentliches Element des Konzepts ist die verstärkte Aufnahme des Themas häusliche Beziehungsgewalt in die Aus- und Fortbildung aller Personen, die im Rahmen ihrer berufli-chen Tätigkeit mit häuslicher Beziehungsgewalt konfrontiert sind. Dies gilt für Mitarbeiterin-nen und Mitarbeiter in Schulen, Kindergärten und in der Jugendarbeit, bei den sozialen Diensten, in den Krankenhäusern und der Polizei. Dadurch sollen sie in die Lage versetzt werden, frühzeitig Anzeichen von häuslicher Gewalt erkennen und so den Opfern die Mög-lichkeit geben, über ihre Situation zu reden, und entsprechende Hilfen anzubieten.

Das Konzept sieht unter anderem folgende weitere konkrete Maßnahmen vor:

  • Es soll eine Anlaufstellen auf Stadtteilebene zur Verfügung stehen, die als Erstkontakt für Opfer Hilfe und Beratung anbietet. Diese Stelle soll auch im Sinne aufsuchender Sozialarbeit Hinweisen Dritter nachgehen.

  • Die Polizei wird in jedem Fall von häuslicher Beziehungsgewalt eine Strafanzeige fertigen, um damit geschlagene Frauen davon zu entlasten, selbst gegenüber dem gewalttätigen Partner tätig zu werden.

  • Um den Gewaltkreislauf von Seiten des Täters zu stoppen, soll der Aktenlauf zwischen Polizei und Staatsanwaltschaft beschleunigt werden. Dadurch können Hilfsmaßnahmen, z.B. Sozialtraining des Beschuldigten zügig eingeleitet werden. In diesem Training lernt der Täter, die Verantwortung für seine gewalttätigen Verhaltensweisen zu übernehmen und diese zu kontrollieren. Die erfolgreiche Teilnahme an einem solchen Training kann unter Umständen zugunsten des Täters im Strafverfahren berücksichtigt werden.

  • Eine verbesserte Statistik im Bereich der häuslichen Gewalt soll dazu beitragen, das Dunkelfeld um diese Straftaten aufzuhellen.

Die ressortübergreifende Arbeitsgruppe wird den Umsetzungsprozess dieser Maßnahmen begleiten und dem Senat in zwei Jahren Bericht erstatten.

Frauensenatorin Hilde Adolf erklärte dazu: "Gewalt gegen Frauen ist keine Privatsache, sondern eine Straftat. Deshalb ist es mir ein großes Anliegen, alles Notwendige zum Schutz der Opfer zu tun und die Täter zur Verantwortung zu ziehen."

Auch die Landesbeauftragte für Frauen Ulrike Hauffe begrüßt das vorgelegte Konzept:

"Es ist zum ersten Mal gelungen, für Bremen ein umfassendes Präventionskonzept gegen häusliche Gewalt an Frauen zu erarbeiten. Nach dem 1993 vorgelegten Senatsbericht zum Thema Sicherheit von Frauen, der sich überwiegend mit der Gewalt gegen Frauen im öffentlichen Raum befasst hat, wird nun ein weiterer wesentlicher Bestandteil der gesamten Gewaltproblematik an Frauen ins Blickfeld gerückt und in Angriff genommen."