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Die Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz

Norddeutscher Wissenschaftspreis: 100.000 Euro für länderübergreifendes Forschungsprojekt mit Beteiligung des MARUM

27.11.2015

Die Norddeutsche Wissenschaftsministerkonferenz hat heute (Freitag, 27. November 2015) in Kiel den Norddeutschen Wissenschaftspreis 2015 verliehen. Gewinner ist in diesem Jahr ein länderübergreifendes Wissenschaftsteam des MARUM, Zentrum für Marine Umweltwissenschaften der Universität Bremen, dem GEOMAR-Helmholtz-Zentrum in Kiel und dem Leibniz-Institut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven, das den Einfluss von Umweltveränderungen auf die Ökosysteme von Kaltwasserkorallen untersucht.

Bremens Wissenschaftssenatorin Prof. Dr. Eva Quante-Brandt gratulierte dem MARUM zum Preis: "Ich freue mich über diese hervorragende Leistung. Das Land Bremen ist ein international anerkannter Standort der Spitzenforschung für Meeres- und Klimawissenschaften. Mit dem MARUM haben wir ein exzellentes Forschungszentrum von überregionalem und internationalem Renommee, das wichtige Zukunftsthemen aufgreift."

Das Projekt zeichne sich nach dem Votum der Kommission durch exzellente und innovative Forschung in einem noch jungen Untersuchungsfeld aus. Die langjährige Kooperation habe zahlreiche durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Europäische Union geförderte Verbundvorhaben hervorgebracht. Senatorin Quante-Brandt lobte auch den Gedanken der Nachwuchsausbildung, der ebenfalls zum ersten Preis geführt hatte: "Nachwuchswissenschaftlerinnen und Nachwuchswissenschaftler wurden in internationale Projekte eingebunden und bekamen so die Möglichkeit, Erfahrungen an verschiedenen Standorten zu machen."

Senatorin Quante-Brandt betonte zudem die Bedeutung länderübergreifender Kooperationen für die Wissenschaft: "Die Kooperation über Ländergrenzen hinweg ist vorbildlich und zeigt die nachhaltige Zusammenarbeit norddeutscher Bundesländer."

Schleswig-Holstein hat dieses Jahr den Vorsitz in der Norddeutschen Wissenschaftsministerkonferenz, die am Vormittag in Kiel tagte und ist zugleich Gastgeberland für die Verleihung des Norddeutschen Wissenschaftspreises. Der Preis wird seit 2012 von den Bundesländern Niedersachsen, Mecklenburg-Vorpommern, Freie und Hansestadt Hamburg, Freie Hansestadt Bremen und Schleswig-Holstein vergeben. In diesem Jahr wurde das Preisgeld einvernehmlich von 50 000 auf 100 000 Euro verdoppelt.

Mit dem Preis werden herausragende, länderübergreifende Wissenschaftskooperationen gewürdigt, die zur Profilierung der norddeutschen Forschungslandschaft beitragen. Das Preisgeld kann frei verwendet werden im Rahmen der Aufgaben von Hochschulen und Forschungseinrichtungen. In diesem Jahr stehen Projekte aus dem Bereich Klima- und Umweltforschung im Zentrum. Es haben sich insgesamt acht Forschungsprojekte beteiligt, in der Endausscheidung setzten sich die Preisträger gegen das "GENUS"-Projekt durch, das mit dem Benguela Auftriebsgebiet vor Südwest-Afrika eines der vier großen Auftriebsgebiete in den Ozeanen untersucht.

Das Auswahlverfahren wird im Auftrag der norddeutschen Länder durch die Geschäftsstelle der wissenschaftlichen Kommission Niedersachsen koordiniert. 2015 hatten sich 8 Teams um den Preis beworben. Im kommenden Jahr richtet Mecklenburg-Vorpommern den Preis aus. Es stehen dabei die Geisteswissenschaften im Fokus.

Hintergrund zu den beiden Finalisten:

  1. Kaltwasserkorallen im Atlantischen Ozean (einreichende Hochschule: Universität Bremen)

    Kaltwasserkorallen bilden faszinierende Ökosysteme entlang der Ränder nahezu aller Kontinente. Dabei stehen sie ihren weitaus besser bekannten tropischen Verwandten in Bezug auf die Artenvielfalt kaum nach. In den von ihnen bevorzugten Wassertiefen von 500 bis 1000 Meter sind die Kaltwasserkorallen allerdings viel schwerer zugänglich und deshalb bisher kaum untersucht. Trotzdem ist inzwischen deutlich geworden, dass auch sie durch sich ändernde Klima- und Umweltbedingungen maßgeblich beeinflusst werden. Wiederholt haben solche Änderungen regional sogar zum zeitweiligen Aussterben der Kaltwasserkorallen geführt. Angetrieben durch das gemeinsame Interesse, die Entwicklung der Kaltwasserkorallen zu verstehen, entwickeln Wissenschaftler aus dem MARUM – Zentrum für Marine Umweltwissenschaften an der Universität Bremen, dem GEOMAR – Helmholtz-Zentrum für Ozeanforschung in Kiel und dem Leibniz-Institut Senckenberg am Meer in Wilhelmshaven seit 15 Jahren zusammen nationale und internationale Forschungsprojekte. Diese führen sie auf Schiffsexpeditionen, während derer sie mit bemannten Tauchbooten und Tauchrobotern diese faszinierende Ökosysteme interdisziplinär untersuchen und dabei sogar ganz neue entdecken.

  2. GENUS (einreichende Hochschule: Universität Hamburg)

    Das Benguela-Auftriebsgebiet vor Südwest-Afrika ist eines der vier großen Auftriebsgebiete in den Ozeanen. In diesen Regionen gelangt nährstoffreiches Tiefenwasser in die oberen lichtdurchfluteten Meereszonen und bewirkt dort eine hohe Primärproduktion, der andere Organismen folgen. Es beherbergt somit ein reiches und kommerziell wichtiges Nahrungsnetz mit komplexen CO2-Bilanzen. Das zentrale wissenschaftliche Ziel des GENUS-Projektes (Geochemistry and Ecology of the Namiban Upwelling System) ist es, den Einfluss des Klimawandels auf das Benguela-Auftriebsgebiet abzuschätzen. Dazu sollten die Beziehungen zwischen physikalischem Antrieb, biogeochemischen Kreisläufen (Nährstoffe und Treibhausgase) und der Ökosystemstruktur und -leistung aufgeklärt werden. Durch den Zusammenschluss der Universitäten Hamburg und Bremen im Verbund mit dem Helmholtz-Zentrum Geesthacht, dem Leibniz-Institut für Ostseeforschung Warnemünde, dem Leibniz-Zentrum für Marine Tropenökologie in Bremen und dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung in Bremerhaven ist die notwendige wissenschaftliche Kapazität entstanden, um die anspruchsvollen Ziele zu erreichen.