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Der Senator für Finanzen

"Dinge beim Namen zu nennen, kann schmerzhaft sein – und ist trotzdem richtig"

Bürgermeisterin Linnert anlässlich einer Gedenkveranstaltung zum Völkermord an den Armeniern

24.04.2015

"Wir sind hier, um die Erinnerung daran wach zu halten, wie schrecklich es ist, wenn Menschen andere Menschen verfolgen und umbringen – allein weil sie einen anderen Glauben haben oder einer anderen Bevölkerungsgruppe angehören", sagte Bremens Bürgermeisterin Karoline Linnert heute anlässlich der Veranstaltung "100 Jahre Gedenken an die Opfer des Genozids an den Armeniern im Jahre 1915" am armenischen Kreuzstein an der Gustav-Deetjen-Allee.

"Wenn ich heute von Völkermord spreche, dann tue ich das nicht, um die in Bremen oder anderswo lebenden türkischstämmigen Menschen zu verletzen. Ich möchte die Gräben nicht vertiefen. Im Gegenteil: Ich setze darauf, dass offene Worte unter einander freundlich gesonnenen Menschen möglich sind. Dinge beim Namen zu nennen, kann sehr schmerzhaft sein – und trotzdem ist es wichtig und richtig."

Am 24. April 1915 wurden im damaligen Konstantinopel (heute Istanbul), hunderte Armenier verhaftet und ermordet. In der Folgezeit wurden bis zu 1,5 Millionen Armenierinnen und Armenier durch türkische Soldaten und Polizisten, zum Teil auch unterstützt durch die aufgehetzte Bevölkerung, deportiert auf Todesmärsche getrieben und umgebracht.
Die türkische Regierung als Rechtsnachfolgerin des Osmanischen Reichs erkennt diese Gräueltaten nicht als Genozid an.

In ihrer Rede verwies die Bürgermeisterin auf die deutsche Geschichte: "Ich habe gelernt, wie wichtig es ist, wenn sich eine Gesellschaft mit den Schrecken, die sie über andere Menschen gebracht hat, auseinandersetzt." Diese Auseinandersetzung sei schmerzhaft, aber wichtig, um aus der Geschichte zu lernen. Sie ermutigte Türken und Armenier, sich „gemeinsam auf den verantwortungsbewussten, beschwerlichen Weg einer historischen Aufarbeitung zu machen."

Karoline Linnert sieht Zeichen für eine positive Entwicklung, da es in der türkischen Zivilgesellschaft bereits viele Menschen gibt, die die historischen Ereignisse anerkennen: So habe vor wenigen Tagen in Istanbul eine türkisch-armenische Gedenkveranstaltung für die Opfer des Völkermords stattgefunden.

Im Downoad: Die vollständige Rede der Bürgermeisterin (pdf, 133.9 KB)

Foto: Pressereferat Senatorin für Finanzen