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Der Senator für Inneres und Sport

100 Jahre Kultur zum Mitnehmen: Ein Jahrhundert Stadtbibliothek Bremen

08.05.2002

Als sich im Januar 1901 eine illustre Herrenrunde in Bremen versammelte, konnte sich keiner von ihnen die Entwicklung ausmalen: Der ehemalige Sparkassendirektor Georg H. Claussen, der streitbare Pastor Albert Kalthoff und der Senator und spätere Bürgermeister Victor Wilhelm Marcus gründeten in diesen Tagen einen Verein namens „Lesehalle“. Ihre Vision: Sie wollten zum ersten Mal in der Geschichte Bremens eine Bibliothek gründen, die der ganzen Bevölkerung offen stand. Nur wenige Monate später hatten sie es geschafft: Am 15. Mai 1902 eröffnete in einem Neubau am Ansgarikirchhof in der Bremer Innenstadt die Vorgängerin der heutigen Stadtbibliothek Bremen, die Lesehalle. Damals ahnte freilich noch niemand, dass aus diesem Kern einmal eine der größten öffentlichen Bibliotheken Deutschlands wachsen würde.


Voller Hoffnung begrüßte der erste Direktor Arthur Heidenhain damals die Besucher. Wie viele andere Kultureinrichtungen Bremens war die Lesehalle die Gründung einer Bürgerinitiative. Und wie viele andere lebte sie vor allem von Spenden. Neben der Sparkasse stiftete vor allem der Mitgründer und langjährige Vorsitzende des Vereins Lesehalle, Victor Wilhelm Marcus, immer wieder ein halbes Vermögen an die Bibliothek.


Die Schrecken des 20. Jahrhunderts prägten auch die Geschichte der Stadtbibliothek Bremen und ihrer Vorgängerin. Zunächst verzeichnete die Lesehalle ein rasantes Wachstum in allen Bereichen. Durch Inflation und Weltwirtschaftskrise brach der Betrieb in den 1920er Jahren zweimal fast völlig zusammen. Die Bombardements des Zweiten Weltkriegs und vor allem die Säuberungen durch die Nationalsozialisten ein paar Jahre zuvor richteten enorme Schäden an.


Werner Mevissen baute eines der größten Bibliotheksnetze auf

Der Aufstieg der Stadtbibliothek Bremen begann unter dem neuen Namen „Volksbüchereien der Freien Hansestadt Bremen“ erst nach dem Zweiten Weltkrieg. Buchstäblich mitten in der Trümmerwüste baute der legendäre Bibliotheksdirektor Werner Mevissen eines der größten und jahrelang vorbildlichen Bibliotheksnetze der Bundesrepublik auf. „Für jeden Stadt- und Ortsteil eine Erwachsenenbibliothek. Für jede Schule eine Kinder- und Jugendbücherei“ lautete das Motto für eine nahezu flächendeckende Versorgung. Nur der Bau einer Zentrale blieb Mevissen genauso verwehrt wie seiner Nachfolgerin Martha Höhl. Denn Anfang der 1980er Jahre war Bremen pleite; die einst so vorbildliche Stadtbibliothek wurde in den folgenden zehn Jahren heruntergespart.


Modernisierung ab Anfang der 90er Jahre: Das Programm hatte Erfolg

Mit einem umfassenden Modernisierungsprogramm begannen die Stadtbibliothek schließlich einen Neuanfang. Die seit 1992 amtierende Direktorin Barbara Lison musste zunächst zwar weitere Filialen schließen. Doch zugleich wurde unter ihrer Leitung die Elektronische Datenverarbeitung eingeführt, das Angebot um Filme auf Video und DVD sowie um Musik-CDs und CD-ROM erweitert. Die Stadtbibliothek ging ins Internet, mit eigener Homepage, und mit mittlerweile über 60 Terminals, die die großen und kleinen Kunden zum weltweiten Surfen einladen. Das Programm hatte Erfolg: Die Ausleihzahlen steigen seitdem wieder Jahr für Jahr an. Und der bisherige Höhepunkt in der Amtszeit der Direktorin, die Eröffnung der neuen Bibliothek im Bremer Westen im Jahr 1999, ist zukunftsweisend: In nur drei Jahren hat sich die nach völlig neuen, auf das Publikum zugeschnittenen Kriterien sortierten Zweigstelle zu einer der erfolgreichsten Filialen der Stadtbibliothek Bremen gemausert:


Die Stadtbibliothek West weist im Kleinen den Weg für das Großprojekt: die neue Stadtbibliothek im ehemaligen Polizeihaus. Diese lang ersehnte Zentrale soll mit der geplanten Eröffnung im Herbst 2003 zu einem Medien- und Veranstaltungszentrum am Anfang der Kulturmeile zwischen Wall und Bremer Theater werden. Sie soll – wie vor hundert Jahren die Lesehalle am Ansgarikirchhof – der ganzen Bevölkerung offen stehen. Doch anders als vor hundert Jahren ist die Stadtbibliothek Bremen längst mehr als ein Ort für Bücher und Leser: In unserem digitalen Zeitalter mit Internet und globaler Kommunikation sind die Stadttteil-, Fach- und Schulbliotheken und die neue Zentrale das Tor zur ganzen Welt der Medien.


Hundert Jahre Stadtbibliothek Bremen: Das wird natürlich gefeiert. Mit einem Festakt am 15. Mai um 11 Uhr, vielen Gästen und einer Festrede von Prof. Rudolf Hickel. Mit einer Ausstellung als Rückblick auf die wechselvolle Geschichte und als Ausblick auf die Zukunft. Und mit einem umfangreichen Programm für alle großen und kleinen BremerInnen vom 15. bis 18. Mai in der Unteren Rathaushalle.


Aus Anlass des 100jährigen Bestehens erscheint die Schrift „Die ganze Welt der Medien. Ein Jahrhundert Stadtbibliothek Bremen“ von Christoph Köster, die auf 90 Seiten einen Überblick über die historische Vergangenheit und aktuelle Gegenwart gibt. Das in der Bremer Edition Temmen erschienene Buch (ISBN 3-86108-673-5) ist zum Preis von 7,50 € ab sofort in den Stadtbibliotheken erhältlich.


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