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Die Senatorin für Arbeit, Soziales, Jugend und Integration

Reise in die leidvolle Vergangenheit

27.05.2002

Ehemalige Zwangsarbeiter und Zwangsarbeiterinnen besuchen Bremen und Bremerhaven

Ehemalige Zwangsarbeiterinnen und Zwangsarbeiter aus Osteuropa sind vom 26. Mai bis 2. Juni in Bremen und Bremerhaven zu Besuch.


Die Gäste aus der Russischen Föderation und der Ukraine waren während des Zweiten Weltkriegs aus ihrer Heimat nach Bremen verschleppt worden. Hier mussten sie in der Rüstungsproduktion, bei Borgward, im Flugzeugbau, im Schiffbau oder auf der Großbaustelle des Bunkers Valentin Zwangsarbeit verrichten. Sie sind heute zwischen 76 und 81 Jahren alt. Zu den Gästen gehört Nikolaj Grigorevic Zhuk, ehemaliger Häftling des Konzentrationslagers Neuengamme, Außenlager Farge, der die Bombardierung des Schiffs „Cap Arcona“ in der Lübecker Bucht im Mai 1945 überlebte. Drei der Besucher waren zur Zwangsarbeit in Wesermünde eingesetzt.


Unter den vom Senat Eingeladenen sind auch sechs Männer und Frauen, die als Kinder in den Ostarbeiterlager lebten. Drei von ihnen wurden gegen Ende des Krieges in Bremen geboren.


„Ich bewundere unsere Gäste für ihren Mut, an die Stätten ihrer einstigen Qualen zurückzukehren“, sagte die Senatorin für Arbeit, Frauen, Gesundheit, Jugend und Soziales, Karin Röpke, heute (27. Mai 2002) bei einem Pressegespräch.


Durch die Einladung könne nicht ungeschehen und nicht „wieder gut gemacht“ werden, was den Männern und Frauen unter nationalsozialistischer Herrschaft an Unrecht zugefügt worden sei. Entwürdigung, Angst, Hunger und Schmerzen mussten sie erleiden. „Wir hoffen, dass sie durch die Begegnung mit den Menschen im Lande Bremen erfahren, dass diese sich für die Verschleppungen und die würdelose Behandlung von Zwangsarbeitern und Zwangsarbeiterinnen schämen und dass sie sich ihres Leides erinnern“, so Senatorin Röpke.


Das Besuchsprogramm ist in enger Zusammenarbeit mit dem „Verein Walerjan Wrobel - Verein Zwangsarbeit“ zusammen gestellt worden, der den Kontakt zu den Besucher/innen hergestellt hat und sie in Bremen betreut.


Nach der offiziellen Begrüßung und dem Senatsempfang am Montagabend im Rathaus, den Senatorin Röpke für die Gäste gibt, werden sie am Dienstag in kleinen Gruppen die Stätten der ehemaligen Lager und Arbeitsorte aufsuchen.


Am Dienstagabend gibt die Handelskammer Bremen einen Empfang.


Nach den positiven Erfahrungen des vergangenen Jahres stehen am Mittwoch Begegnungen mit Bremer Schülerinnen und Schülern auf dem Programm.


Am Donnerstag fährt die gesamte Gruppe nach Bremerhaven, wo sie vom Magistrat empfangen wird. Auch hier ist eine Begegnung mit Schülerinnen und Schülern geplant.


Einige der Gäste haben während der zahlreichen Bombenangriffe auf Bremen, bei denen es „Fremdarbeitern“ verboten war, die Luftschutzbunker aufzusuchen, ihre Angehörigen verloren. Ihrer und der namenlosen Zwangsarbeiter/innen, die während ihrer Verschleppung nach Deutschland umgekommen sind, wird am Freitag auf dem Friedhof Osterholz gedacht.


Danach ist die Gruppe beim Präsidenten der Bürgerschaft zur Kaffeetafel geladen.


Im Mai 1999 war in Bremen der „Hilfsfonds für ehemalige Bremer Zwangsarbeiter/innen in Ost und Südosteuropa“ eingerichtet worden. Bremer Unternehmen und die Landesregierung füllen diesen Fonds zu gleichen Teilen. Mit diesem Geld werden die Besuche in Bremen ermöglicht.