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Das Zentralkrankenhaus Links der Weser teilt mit: Spionage im Blut erleichtert die Diagnose

14.05.2001

Zentrallabor im Zentralkrankenhaus Links der Weser erprobt neue Messmethoden / Erfahrungsaustausch mit Medizinischer Hochschule Hannover

Seit über 100 Jahren dient das Messen der Blutkörperchen-Senkungs-Geschwindigkeit (BSG) den Ärzten als sicherer Hinweis auf Entzündungen im Körper. Je schneller die roten und weißen Blutkörperchen im Reagenzglas auf den Boden sinken, desto pathologischer ist der Befund. Und bei genauer Messung der Geschwindigkeit lassen sich auch Entzündungen diagnostizieren -vom vereiterten Zahn bis zum Tumor. Seit mehr als einem Jahrzehnt werden neue Methoden erprobt, Krankheiten über Blutuntersuchungen zu identifizieren. Im Zentralkrankenhaus Links der Weser wird in dieser Woche in einem Seminar darüber diskutiert, ob die klassische BSG-Methode noch zeitgemäß ist.

Prof. Dr. Eberhard Gurr ist Organisator der Seminarreihe „Klinik und Klinische Chemie“. Zu diesem Seminar über die moderne Entzündungsdiagnostik werden zwei Dutzend MitarbeiterInnen aus Krankenhäusern der Hansestadt und der nordwestdeutschen Region, natürlich auch aus dem eigenen Haus erwartet. Das Seminar soll, so Prof. Dr. Gurr, bei der Entscheidung helfen, ob und welche neuen Messmethoden künftig im klinischen Alltag eingesetzt werden. Diese Entscheidung hängt davon ab, ob gute klinische Daten geliefert werden, ob die klinischen Fragestellungen ausreichend schnell beantwortet werden können und ob der Kostenaufwand für die neuen Untersuchungen angemessen ist.

Zwei Referenten kommen von der Medizinischen Hochschule Hannover, wo seit über 20 Jahren die Kommunikation zwischen weißen Blutkörperchen, den Leukozyten erforscht wird. Im Falle einer Entzündung im Körper versammeln sich am Entzündungsherd die Leukozyten zur Bekämpfung der Krankheit. Vorher haben bestimmte Botenstoffe den Ort der Entzündung mitgeteilt. Diese Botenstoffe, unter anderem die Interleukine 1 bis 14, können inzwischen identifiziert werden. Je genauer diese „Nachrichten“ zwischen den Leukozyten „abgehört“ werden können, desto klarer kann auf die Krankheit geschlossen werden. Die Spionage im Blut erleichtert also die Diagnose.

Über die Erfahrungen mit den neuen Messmethoden berichten unter anderem Prof. Dr. Michael Martin und Dr. Martijn van Griensven von der Medizinischen Hochschule Hannover. Prof. Dr. Peter Schuff-Werner vom Universitätsklinikum Rostock setzt sich kritisch mit der BSG auseinander und Dr. Torsten Hoff aus dem Zentrallabor des ZKH Links der Weser berichtet über die bisherigen Erfahrungen mit den neuen Messmethoden im eigenen Haus. Hier wurden seit einem Vierteljahr gezielt die neuen Methoden angewandt, um ihre Tauglichkeit für den klinischen Alltag zu testen.

Wie wichtig die Entscheidung für die neuen Methoden unter Umständen sein kann, erläutert Prof. Dr. Gurr an einem Beispiel. Erhält ein Patient zur Bekämpfung einer Krankheit ein bestimmtes Antibiotikum, erhält der behandelnde Arzt die Information über die Wirksamkeit des Präparates oft erst am dritten Tag. Würde ein Botenstoff der Leukozyten schon am ersten Tag verraten, dass das gewählte Medikament nicht optimal wirkt, könnte der behandelnde Arzt schneller reagieren. Das bedeutet für den Patienten eine Verkürzung der Krankheitsphase und eine schonendere Behandlung, außerdem wird die Liegezeit im Krankenhaus verkürzt und es werden weniger teure Medikamente verbraucht. Vorteile, die sich in jeder Hinsicht lohnen - wenn sie denn über die neuen Methoden erreicht werden können.

Achtung Redaktionen:

Wenn Sie an mehr Informationen zu diesem Thema interessiert sind, steht Prof. Dr. Eberhard Gurr im Rahmen seiner zeitlichen Möglichkeiten für Nachfragen zur Verfügung: Telefon 0421 / 8 79-16 70.