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Im "Bremer Tagebuch" der Landesbildstelle: Innovativer Eisenbahnbau

13.11.2002

Die Landesbildstelle Bremen, Uhlandstraße 53, schlägt am Donnerstag, 21. November, um 20 Uhr wieder ihr „Bremer Tagebuch“ auf. Im Mittelpunkt dieser 124. Ausgabe der Veranstaltungsreihe steht diesmal „Innovativer Eisenbahnbau in Europa“. Eingeladen wurden dazu der kaufmännische Geschäftsführer Thorsten Bode und der technische Geschäftsführer Werner Zitz von der Unternehmensgruppe Wiebe, die seit 1993 ihren Sitz in Achim hat. Dieses mittelständische Unternehmen hat im Geschäftsjahr 2001 insgesamt 150 Millionen Euro umgesetzt und erwartet für das laufende Jahr einen Umsatz von ca. 200 Millionen Euro, der von über 1000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern erwirtschaftet wird.


Verschiedene Großbauten wie zum Beispiel den Fallturm, das Congress Centrum, das Arbeitsamt, das Forschungszentrum für Oberflächentechnik, der Bahnhof Bremen-Burg sind in Bremen mit dem Namen Wiebe verbunden. Es ist unbestritten, dass die Firma Wiebe mit dem Fallturm eine Spitzenleistung im Ingenieurbau vollbracht hat. Der 143 Meter hohe Fallturm wurde auf 31 Ortbeton-Rammpfählen mit zusätzlich dynamisch verdichtetem Untergrund gegründet. Der Sockel wird von einem Institutsgebäude mit einer Grundfläche von 30 x 30 m und einer Höhe von bis zu 16 m umgeben. In diesem Gebäude ist das Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) untergebracht.


Der Bahnhof Berlin Spandau, die Ostsee-Autobahn A 20, die Hochgeschwindigkeits-Strecke Hannover - Berlin oder die neue ICE-Trasse Köln - Frankfurt/Main sind weitere Erfolgsprojekte des Unternehmens. Die Hochgeschwindigkeitsstrecke Hannover – Berlin ist ein Teil der europäischen Schnellbahnachse London - Paris-Brüssel – Berlin - Moskau und gehört zu den siebzehn Verkehrsprojekten der „Deutschen Einheit“. Für diese Strecke hat die Firma Wiebe von 1992 bis 1998 insgesamt 41 Eisenbahn-Brücken, 25 Straßenbrücken, 6 Straßenunterführungen, 5 Ortsumgehungen usw. gebaut und 350 km Gleise verlegt. Die Talbrücke Weternitz ist das herausragende Bauwerk auf dieser Strecke, die mit einer Geschwindigkeit von 250 km/h befahren wird und die Fahrzeit von Hannover nach Berlin auf eine Stunde und 30 Minuten verkürzt.


Gleisbau, Hochbau und Ingenieurbau gehören zu den Leistungsschwerpunkten des Unternehmens. Im maschinengebundenen Gleisbau ist die Unternehmensgruppe sogar Marktführer in Europa und verfügt über einen Pool von ca. 20 Gleisbau-Maschinen und sieben Lokomotiven. Mit einem eigenen Eisenbahnverkehrs-Unternehmen EVU rollen die schweren Einsatzgeräte auf der Schiene an die jeweiligen Einsatzort auf dem Kontinent. Bisher wurden Gleisbau-Projekte in Norwegen, Dänemark, Schweden, Rumänien und Ungarn realisiert. Auftraggeber sind immer die zuständigen Eisenbahngesellschaften.


Für die Deutsche Bahn AG hat die Firma Wiebe z. B. die neue ICE-Strecke Köln - Frankfurt gebaut und war kaufmännisch federführend in der Arbeitsgemeinschaft Neubaustrecke Köln - Rhein/Main, Los A. „Dabei sollten wir als unbekannter Mittelständler zuerst nicht einmal zur Ausschreibung zugelassen werden“, erinnert sich Geschäftsführer Thorsten Bode, „aber unser Angebot war qualitativ so überzeugend, dass die Vorbehalte schnell zerstreut werden konnten“.


Die Gleisbaumaschine RPM 2002 ist die größte Maschine dieser Art weltweit. Die rollende Baustelle zur Erneuerung der Gleisbetten ist 150 m lang, 590 Tonnen schwer und wird von 16 Mitarbeitern gefahren. Sie kostet 15 Millionen Euro und kann in einem Arbeitsgang den alten Gleisunterbau durch einen neuen ersetzen. Gegenüber dem herkömmlichen, personalintensiven Gleisbau spart die von Wiebe entwickelte Maschine Kosten und beeinträchtigt den Zugverkehr wesentlich weniger.


Im Jahre 1932 ist H. F. Wiebe in den Gleisbau eingestiegen und hat sich ständig in Richtung auf den maschinellen Gleisbau weiter entwickelt, so dass im Jahre 1958 die erste Gleisbaumaschine in Betrieb genommen werden konnte. Da das Unternehmen von Anfang an an der Entwicklung beteiligt war, hält es auch etliche Patente.


Seit 1999 betreibt die Firma Wiebe in Kooperation mit dem österreichischen Unter-nehmen Swietelsky die o.g. RPM 2002, hat aber in diesem Jahr eine zweite typgleiche Maschine auf die Schiene gestellt und betreibt diese allein. „Bauen in Bewegung“ ist heute das Leitmotiv des Unternehmens Wiebe, das im Jahre 1848 als Zimmerei in Dörverden bei Bremen gegründet wurde und sich in der sechsten Generation im Familienbesitz befindet. (Siehe auch unter www.wiebe.de)


Gemeinsam mit STN Atlas Elektronik Bremen hat die Firma Wiebe einen Messzug entwickelt, der Bahntrassen im sichtbaren und unsichtbaren Bereich untersucht. Der Zug fährt mit einer Geschwindigkeit von 30 km/h über die Gleise und erfasst u.a. mit einem Georadar den Untergrund in einer Tiefe von 2 bis 4 Metern. Bei störungsfreier Messung können auf einer Strecke von 50 Kilometern vier Längsprofile in Fahrt-richtung erzeugt und digitalisiert werden.


Gleisbau „unter dem rollenden Rad“ erfordert ein spezielles Know how und darüber verfügen nur wenige Anbieter. Zur Zeit erfüllt das Unternehmen in einer Arbeits-gemeinschaft einen Auftrag im Gleisbau in Rumänien für über 150 Millionen Euro, aber auch in Ungarn ist Wiebe vertreten und weitere Märkte sollen in Finnland, Griechenland, Bulgarien usw. erschlossen werden.


In Zusammenarbeit mit der H. F. Wiebe GmbH & Co. KG und der Wittheit zu Bremen veranstaltet das „Bremer Tagebuch“ erstmals öffentlich einen Film- und Vortrags-abend über den „Innovativen Eisenbahnbau in Europa“. Zu Gast sind Dipl.- Betriebswirt Thorsten Bode, zuständig für die kaufmännische Leitung des Unternehmens, und Dipl.-Ing. Werner Zitz, verantwortlich für die Technologie im Gleisbau. In einer gemeinsamen PowerPoint-Präsentation wird Bode das Leistungsprofil des Unternehmens in einem Wachstumsmarkt skizzieren und Zitz innovative Eisenbahnprojekte vorstellen. Die Programmfolge:


Innovativer Eisenbahnbau in Europa
Eine PowerPoint-Präsentation von Thorsten Bode und Werner Zitz


Filmbeispiele der Wiebe Gruppe in Großbildprojektion


Alle Interessierten sind herzlich eingeladen. Das Programm dauert ca. 70 Minuten. Der Eintritt ist frei. Platzreservierungen sind unter Telefon 361-3503 erforderlich.