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Bremische Zentralstelle für die Verwirklichung der Gleichberechtigung der Frau

Grundlegender Strukturwandel in der Feuerwehr Bremen notwendig

Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm zum Bericht der Sonderermittlerin

09.06.2021

Der Senator für Inneres legte für die zunächst für heute, 9. Juni 2021, und inzwischen kurzfristig abgesagte Sondersitzung der Innendeputation den Abschlussbericht "Rassismus, Rechtsextremismus und Sexismus in der Feuerwehr Bremen?" vor. Zugleich übermittelte er seinen Bericht zu den erfolgten und bevorstehenden Reformschritten ("Feuerwehr 2025"). Die Landesfrauenbeauftragte Bettina Wilhelm kommentiert die Berichte wie folgt:

"Laut des Abschlussberichts begünstigen die aktuellen Organisationsstrukturen der Feuerwehr Bremen Vorbehalte gegenüber Frauen, Migrantinnen und Migranten und homosexuellen Personen. Das empfinde ich als eine harmlose Beschreibung für ein Arbeitsumfeld, wo beispielsweise das Schauen von Pornofilmen als Initiationsritus von einer Führungskraft verordnet wurde und wo rassistische Bezeichnungen zum Umgangston gehören. Anhand von zahlreichen Beispielen belegt der Bericht Rassismus, Sexismus sowie homophobes Verhalten. Dabei handelt es sich mitnichten um Einzelfälle. Vielmehr geht es um ein strukturelles Problem, verursacht durch eklatantes Führungsversagen auf unterschiedlichen Ebenen. Die Führungskultur wird dabei von Feuerwehrleuten mit den Begriffen 'Angst und Schrecken' tituliert.

Mit solchen Strukturen präsentiert sich die Feuerwehr nicht als attraktiver Arbeitsplatz für Frauen oder Menschen mit Migrationsgeschichte. Das spiegelt sich auch in den Zahlen wider. Seit 30 Jahren gibt es Frauen bei der Feuerwehr. Dennoch sind aktuell nur 3,8 Prozent der Feuerwehrleute in Bremen weiblich. Das ist ein Armutszeugnis. Zumal die Zahlen rückläufig sind. Im Jahr 2013 lag der Frauenanteil hier noch bei knapp 4,4 Prozent. Keine Führungsposition der Feuerwehr Bremen ist mit einer Frau besetzt. Gerade hier und gerade jetzt erwarte ich klare Zielvorgaben und Fördermaßnahmen.

Um die sich in den vergangenen Jahrzehnten gebildeten Strukturen zu durchbrechen, bedarf es umgehend einer Reform mit messbaren Zielen, gekoppelt an Erfolgskontrollen. Die vom Senator für Inneres vorgelegten Reformschritte 'Feuerwehr 2025' benennen wichtige Maßnahmen, wie sie bereits von der ZGF im vergangenen Jahr gefordert wurden. Dazu gehören beispielsweise die Entwicklung einer neuen Organisationskultur sowie die Einrichtung einer Beschwerdestelle gemäß dem Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetz. Notwendig ist auch eine externe systematische Analyse der bisherigen Beförderungspraxis, um ein transparentes Beurteilungsverfahren zu schaffen.

Eine Schlüsselrolle spielt in dem anstehenden Reformprozess der neue Leiter der Feuerwehr Bremen. Er wird sich daran messen lassen müssen, ob ihm ein Kulturwandel bei der Feuerwehr gelingt. Möglich ist das nur, wenn er dabei vom Innenressort und von allen Führungskräften konsequent unterstützt wird. Ist das nicht der Fall, verkommt das Projekt 'Feuerwehr 2025' zu einem zahnlosen Papiertiger."

Ansprechpartnerin für die Medien:
Susanne Gieffers, Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Tel.: (0421) 361-6050,
E-Mail: presse@frauen.bremen.de